Den wichtigsten Teil des Katalogs bildet die Bibliographie der Max-und-Moritz-Übersetzungen. Es ist erstaunlich, wie viele Titel auch aus entlegenen Bereichen zusammengetragen wurden. Es werden 281 Titel, nach Sprachen geordnet, aufgeführt. Darunter sind viele Auszüge und auch ungedruckte und noch in Arbeit befindliche Versionen. Die insgesamt hohe Zahl belegt aber nicht die Beliebtheit des Buches im Ausland. Zwar sind Übersetzungen in fast 150 Sprachen und Dialekten nachgewiesen, davon entfallen aber über ein Drittel allein auf deutschsprachige Dialekte. Diese 102 Übersetzungen liegen in über 60 deutschsprachigen Dialekten vor. Die erste Übersetzung im Ausland erschien 1866 in Dänemark, eine englische folgte 1871, sowie eine japanische schon 1887. Zu Lebzeiten Wilhelm Buschs erschien Max und Moritz bereits in zehn Sprachen.
Von den insgesamt 179 fremdsprachigen Übersetzungen sind jedoch rund die Hälfte erst in den letzten fünfzehn Jahren entstanden, viele durch Anregung des Herausgebers. Durch seine Bemühungen "ist die Lücke für die romanischen Hauptsprachen weitgehend geschlossen worden." Damit hat der Herausgeber wesentlich zur Verbreitung der Geschichte von Max und Moritz beigetragen .
Bei den deutschen Dialekten sind sogar fast 90 % erst in den achtziger und neunziger Jahren unseres Jahrhunderts erschienen. Auch das ist zum großen Teil das Verdienst des Herausgebers. "Erst meine Anregungen seit 1980 haben zu einer Fülle neuer Fassungen geführt, von denen mehr als 60 auf meinen Wunsch hin übersetzt wurden und werden." Er fragt auch nach der Funktion der Übersetzung eines Kinderbuches wie Max und Moritz, wenn viele Mundarten vom Hochdeutschen verdrängt werden und nur noch "die Über-Fünfzig-Jährigen den Dialekt beherrschen," ohne allerdings eine Antwort zu geben. "Übersetzungen in tote Sprachen" sieht er als "philologische Lockerungsübungen für Autoren und Leser." Sind die Übersetzungen in die verschiedenen Dialekte nun Philologenspäße? Für die ursprüngliche Zielgruppe des Buches, die Kinder, sind sie wohl nicht gedacht. Das zeigen die vielen Privatdrucke und Veröffentlichungen in Sammelbänden mit mehreren Dialekten. Die Übersetzung eines Kunstwerkes kann nie das Original ersetzen, darum ist sie nur eine Notlösung, um das Kunstwerk auch Sprachunkundigen zugänglich zu machen. Angesichts der vielen Dialektausgaben gewinnt man den Eindruck, daß Max und Moritz zum Übungsmaterial für Philologen geworden ist.
Der Katalog spiegelt die Verbreitung im Ausland und die Wiedergabe der
Bubengeschichte in verschiedenen deutschen Dialekten. Die Rezeption
der Originalausgabe zu zeigen, war nicht sein Ziel. Dennoch hätte man
hier gern einiges erfahren. Es wird lediglich erwähnt, daß "die
Geschichte des Textes der Ausgaben von Max und Moritz von 1865 bis in
die Gegenwart wohl dokumentiert ist (Liebert in Kat. 21-30, 4O- )."
Den Titel von Liebert findet man aber in der Publikation nirgends,
selbst bei der "sehr kleinen Auswahl" von neun Literaturangaben zu Max
und Moritz nicht. Die Auflösung der Abkürzung "(Kat.)" muß man lange
suchen. Ein Abkürzungsverzeichnis gibt es nur für den Standortnachweis
der 72 Titel von Max-und-Moritz-Bearbeitungen, Parodien, Theaterstücke
usw. Doch hinter einem Titel in dem "Kat." in keiner Form vorkommt,
nämlich "125 Jahre Max und Moritz. Entstehung und Wirkung des
berühmten Buches. Stuttgart: Hatje, 1980." findet man den Hinweis
"(=Kat)". Diese Publikation erschien jedoch nicht 1980, wie angegeben,
sondern 1990 anläßlich einer Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum
Hannover.[1] Darin befindet sich die Bibliographie der Originalauflagen
von 1865 - 1958 von Ute Liebert sowie ein längerer Beitrag von ihr zur
Auflagengeschichte des Max und Moritz bis zur Gegenwart.
Der Katalog mit seiner exakt erarbeiteten Bibliographie zeigt, wie
lebendig Wilhelm Buschs Bildgeschichte von Max und Moritz noch immer
ist und daß sie nicht nur Jahr für Jahr neue Leser findet, sondern daß
auch längst dem Kinderbuchalter Entwachsene ihren Spaß an ihr finden.
Heinz Wegehaupt
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