Der Kanon der berücksichtigten Zitatenspender wurde gegenüber den traditionellen, vor allem auf literarischen Quellen basierenden Zitatenwörterbüchern beträchtlich erweitert. Man kann dies leicht am Personenregister (S. 1460 - 1600) ablesen, das auch den hohen Anteil noch lebender Personen aller Lebensbereiche belegt, die hier mit Geburts- und ggf. Todesjahr, Beruf und Nationalität sowie den Stich- bzw. Schlagwörtern verzeichnet sind, unter denen ihre Aussprüche zu finden sind. Ein Nachweis unter den Formbegriffen wie Bauernregel, Sprichwort, Sprichwort / chinesisch etc. fehlt dagegen, ebenso Nachweise unter Titeln wie Bibel, Altes bzw. Neues Testament. Die Quellenangabe bei den Eintragungen ist entweder notwendigerweise ganz pauschal (Bauernregel, Sprichwort bzw. chinesisches Sprichwort) oder - bei Zitaten von Personen - nur mäßig spezifisch: Bei der oben zitierten originalen "Axt im Haus ..." also "Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (Tell)", nicht aber etwa Akt und Szene (3,1); (diese etwas präziseren Angaben findet man übrigens bei Zoozmann). Beim Quellennachweis (S. 1458 - 1459) handelt es sich nicht etwa um ein komplettes Verzeichnis der ausgewerteten Quellen (also auch früherer Zitatenwörterbücher), sondern um eine sehr knappe Liste von einzelnen, noch dem Copyright unterliegenden Büchern, bei deren Verlagen anscheinend eine Erlaubnis zur Zitierung eingeholt wurde, während für die Masse "trotz größter Bemühungen ... die Rechteeigentümer nicht in allen Fällen ermittelt werden (konnten)." Das Stichwortregister (S. 1447 - 1457) gestattet allenfalls einen leichteren, da rasch mit dem Auge erfaßbaren Überblick; eine nach Themen geordnete Zusammenstellung der Stich- und Schlagwörter hat sich der Verlag leider gespart.
Trotz der hohen Zahl an Eintragungen und der Erschließung abgelegener und vor allem zeitgenössischer Quellen enthält das Harenberg-Lexikon der Sprichwörter & Zitate sehr zahlreiche Allerwelts-Aussprüche, von denen man sich fragt, wem und zu welchem Zweck sie nützen sollen.
Klaus Schreiber