im Auftrag des Museums of Broadcast
Communications in Chicago ein beeindruckendes Werk erarbeitet, für das
er über 300 Wissenschaftler, Journalisten und Regisseure zur Mitarbeit
gewinnen konnte. Die Mitarbeiter werden im Anschluß an die
Lexikoneinträge vorgestellt, allerdings vermißt man eine
Zusammenstellung der jeweils von ihnen verantworteten Beiträge.
Insgesamt verfaßten sie über 1000 umfangreiche Artikel zu allen
Bereichen des Fernsehens, das sie zu Recht als das Leitmedium der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewerten. Für den
angloamerikanischen Sprachbereich trifft diese Einschätzung in sicher
noch umfassenderem Maße zu, als für andere Sprach- und Kulturbereiche,
die - zeitlich verzögert durch den Zweiten Weltkrieg und danach unter
der politischen und wirtschaftlichen Dominanz der USA - sich erst
später dem inzwischen von der US-amerikanischen Industrie beherrschten
und dort den Gesetzen der Marktwirtschaft folgendem Medium öffneten.
So steht folgerichtig die US-amerikanische Ausprägung des Fernsehens
im Zentrum des Interesses, mit nachrangiger Beachtung Großbritanniens,
Kanadas und Australiens. Die übrigen Staaten werden durch eine
Vielzahl von Länderartikeln bedacht, die in den meisten Fällen von
einheimischen Wissenschaftlern geschrieben worden sind und dadurch ein
für ein solch umfassendes Lexikon erstaunlich hohes Maß an
Authentizität erreichen. Die spezifischen Sach- und Personenartikel
beziehen sich dagegen durchweg auf den anglo-amerikanischen
Sprachbereich und sind einzelnen Genres, Themen, Programmen,
Organisationen und Personen gewidmet und bilden das gesamte Spektrum
von Technik, Produktion und Rezeption des Mediums ab. Die Beiträge
sind in klarer, manchmal essayistischer Sprache geschrieben, sie
umfassen meist etwa eine Seite im zweispaltigen Satz, können aber auch
mehrere Seiten lang werden. Fast alle Beiträge nennen weiterführende
Literatur, die biographischen Artikel besitzen zusätzlich
tabellarische Lebensläufe und Werklisten von Film- und
Fernsehproduktionen, Programmartikel nennen Mitarbeiter und
Spielzeiten. Zu fast jedem Beitrag findet sich eine Illustration, die
aus den Beständen des Museums ausgewählt wurde und in hervorragender
Qualität wiedergegeben wird. Am Schluß jedes Artikels stehen "Siehe
auch"-Verweisungen, zum Abschluß des Lexikons folgt ein alphabetischer
Index engerer Begriffe, die das Lexikon noch einmal, spezifischer und
intensiver erschließen. Allerdings fehlt ein systematischer Zugriff
auf die in einem Gesamtalphabet angeordneten Beiträge. Eine Systematik
wird in den quasi genormten Untertiteln der Beiträge zwar angedeutet,
aber nicht in einer Übersicht zugänglich gemacht. Durch das Fehlen
einer systematischen Übersicht und durch die große Zahl der
biographischen und Programm-Artikel scheint das Lexikon übermäßig an
Programmen und Biographien interessiert zu sein, ein Eindruck, der
einer genaueren Prüfung zwar nicht standhält, aber den ersten Blick
prägt. Doch sind es wohl auch primär die Programme und Personen, die
das Fernsehen im Bewußtsein der Rezipienten verankern.
Die enzyklopädischen Beiträge und der inhaltliche Umfang machen das
Lexikon zu einem außerordentlich gut geeigneten Einstieg in alle
Themenbereiche des Fernsehens, insbesondere in seiner
anglo-amerikanischen Prägung. Künftig wird eine intensivere
Beschäftigung mit "Fernsehen" sinnvollerweise von diesem Lexikon
ausgehen und ohne den hier so überzeugend angebotenen Einstieg kaum
noch denkbar sein.
Wilbert Ubbens
- [1]
- Vgl. unten IFB 98-1/2-119 die Rezension von International
dictionary of films and filmmakers / ed.: Nicolet V. Elert ... - 3.
ed. - Detroit ; London [u.a.] : St. James Press. - Vol. 1 - 4.
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- [2]
- Sein Standardwerk zum Fernsehen in Amerika: Television : the
critical view / ed. by Horace Newcomb. - New York : Oxford University
Press, 1976. - XXII, 314 S. - Jetzt als 5. ed. - 1994. - XIV, 634 S.
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