Mit großer Souveränität hat Zelle aus der Überfülle des Materials treffsicher die besonders einschlägigen Hilfsmittel ausgewählt. Da sich auf die Bibliographie der in der Editorik bewährte Grundsatz "recentiores non deteriores" nicht ohne weiteres übertragen läßt, ist die Selektion wegen der notwendigen Verzeichnung auch zahlreicher älterer Hilfsmittel zusätzlich erschwert. Um so erfreulicher das Ergebnis: Da wird Romanistik nicht auf die Schrumpfform eines Studiums des Französischen reduziert; da werden aus der klassischen Philologie die Hilfsmittel angeführt, die zum Verständnis vieler Probleme der Antikenrezeption in der Moderne unerläßlich sind usw. Nicht berücksichtigt sind die Slavinen - das "ultra posse nemo obligatur" zu respektieren, gehört zum wissenschaftlichen Ethos.
Die zahlreichen Annotationen bezeichnen im allgemeinen genau die
wunden Punkte. Zum Neuen Pauly[1] etwa ist in der Tat ein "man wird
sehen" die richtige Kommentierung, treffender denn als Teil einer
"Ruinenlandschaft" kann man die Germanistische Lehrbuchsammlung (B
540) nicht charakterisieren. Zu Recht empfiehlt Zelle unter den
Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten noch immer und besonders
nachdrücklich das Bändchen von Georg Bangen,[2] und zwar vor allem
denjenigen, die "Gliederungsstrategien entwerfen [wollen], die die
Beliebigkeit der offenen numerischen Form übersteigen sollen." Hübsch
im übrigen - Bibliographie muß nicht langweilig sein -, wie sich Zelle
mit den Termini "Schwesterkünste" und "Bruderwissenschaften" ironisch
in die Diskussion der "political correctness" einschaltet, noch
bedenkenswerter, wenn er (S. 89) mitteilt: "Die Germanistik 'rettet'
sich zur Zeit einerseits, indem sie bei den 'Medien' ihr Heil sucht,
andererseits, indem sie sich als 'Kulturwissenschaft' zu legitimieren
trachtet. Germanistische Standesvertreter und findige bis zynische
Dekane sprach- und literaturwissenschaftlicher Fachbereiche richten
daher Studiengänge in 'Medienkulturwissenschaft' ein."
Ein paar Wünsche für eine Neuauflage des übersichtlich gegliederten
Bandes: Bei den Nachschlagewerken zur klasssischen Philologie sollte
das zuerst 1965 erschienene Lexikon der alten Welt[3] Erwähnung finden,
weil es gegenüber dem zu Recht verzeichneten Kleinen Pauly auf für den
Nicht-Fachmann entbehrliche Details verzichtet. Beim Vergleich von DDL
(D 80) und Killy (D 85) wird zwar das Mehr an bibliographischen Daten
in der DDL erwähnt, jedoch nicht deren notorische Unzuverlässigkeit.
Weil der Rezensent sich ein wenig zuständig fühlt, sei zu Nr. B 440,[4]
die Zelle so freundlich zitiert, die Korrektur erlaubt, daß es der
Verlag gewesen ist, der seinerzeit aufgegeben hat, nicht die
Bearbeiter, nachdem es dem Verleger nach eigenem Bekunden nicht
gelungen war, das konkurrierende Unternehmen aufzukaufen. Das unter B
390 zitierte Unternehmen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften[5] ist - bei allen Bemühungen der Akademie, auch der
Konferenz der Akademien der Wissenschaften, auch die sogenannten
Langzeitvorhaben künftig in endlicher Zeit zu einem Abschluß zu
bringen -, nicht auf fünf Bände, sondern auf deren zehn ausgelegt.
Unter B 1005 schließlich ist eine Lizenzausgabe zitiert, die
Originalausgabe müßte im Impressum "Düsseldorf und Zürich" tragen.
Nicht fehlen sollte ein Hinweis auf Klaus Weimars Enzyklopädie der
Literaturwissenschaft (2. Aufl. - Tübingen, 1993). Was man ferner
entbehrt, ist ein Register - wenigstens der Namen.
Ein Anhang führt in die vier wichtigsten Rechercheaufgaben (Suche nach
Personen, Werken, Sachen und systematisches Bibliographieren) ein,
indem er den jeweiligen Fragestellungen diejenigen Informationsmittel
zuordnet, deren Konsultation den größten Erfolg verspricht. - Ein
Vademecum für fast alle Philologie-Studenten - nur nicht für
diejenigen, die es sich ganz bequem machen wollen -, dem man weiteste
Verbreitung wünscht.
Hans-Albrecht Koch
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