Da sich das Interesse der oben vorgestellten CD-ROM-Datenbanken fast
ausschließlich auf Spielfilme, und hier vor allem auf Tonfilme
beschränkt, sei es gestattet, diesem Interesse auch hier zu folgen und
die Beschreibungskategorien für Spielfilme vorzustellen. Gemeinsam ist
den Bänden zunächst der nationalfilmographische Ansatz, alle von
US-amerikanischen Firmen im betreffenden Zeitraum produzierten Filme
auf Grund literarischer und archivarischer Recherchen zu ermitteln,
sie tatsächlich aufzufinden und nach einheitlichen Richtlinien zu
katalogisieren,[2] inhaltlich zu beschreiben und zusätzlich die
vorhandene Buch- und Zeitschriftenliteratur zu den Filmen aufzuführen.
Für die dreißiger Jahre wurden 4158 Filme in vollem Umfang und 87
teilweise eingesehen, fast 80 Prozent der insgesamt 5525
nachgewiesenen und verzeichneten Filme. Die zu dokumentierenden Daten
wurden vor allem den Filmen selbst entnommen und ergänzt durch Daten
aus offiziellen und privaten Quellen (Firmenarchive, Urheberrecht- und
Zensurnachweise), anderen zeitgenössischen Hinweisen (Programmheften,
Filmbesprechungen u.ä.) und modernen Hinweisen (Sekundärliteratur im
weitesten Sinne); der Belegstatus für die Daten (onscreen, offscreen)
wird jeweils sorgfältig vermerkt, ihre Relevanz wird in Anmerkungen
beschrieben. Aufgenommen werden nur Filme mit einer Spiel-Länge von
mehr als 40 Minuten (kürzere werden als short films in Reihe S
verzeichnet), differierende Angaben zu den Filmlängen werden notiert.
Als Erscheinungsjahr gilt in der Regel das Jahr der Copyright-Anzeige
in The motion picture herald, in anderen Fällen beruht diese Angabe
auf Firmenangaben, gelegentlich auch auf Schätzungen. 249 der
verzeichneten US-amerikanischen Filme wurden außerhalb der USA
produziert, nicht-englischsprachige Filme sind entsprechend markiert.
Notiert werden jeweils alle Produktionsdaten und -namen, literarische
Vorlagen, Lieder u.ä., natürlich alle Mitwirkenden und ihre Rollen.
Die Inhaltsangaben sind mit 1/4 bis 1/2 Spalte im zweispaltigen Satz
umfangreicher als in den früher veröffentlichten Bänden, da sie jetzt
fast durchweg auf Autopsie beruhen; sie beginnen mit einer
Genre-Zuordnung und enden mit einer Schlagwortliste, die die
hauptsächlichen und weniger wichtigen Handlungsstränge und Motive
charakterisieren sollen, um sie als Registereinträge zugänglich zu
machen (die Differenzierung wird typographisch nur wenig auffällig
wiedergegeben). In den Anmerkungen werden filmhistorische
Besonderheiten und Notizen mitgeteilt, zum Abschluß folgen
verschlüsselt umfassende Hinweise auf Sekundärliteratur in Büchern und
Zeitschriften und auf Artikel in größeren Filmlexika. Die Artikel
umfassen jeweils insgesamt 1 bis 1,5 Spalten, folgen einander im
durchnumerierten Titelalphabet (von den damals noch reichlichen
Titelvarianten wird verwiesen).
Der Registerband umfaßt folgende Einzelregister: Chronologischer Index
der Filmtitel, Personennamen, Körperschaftsnamen, inhaltliche
Schlagwörter, Genre, Serien, geographischer Index, Fremdsprachenindex,
Liederschreiber und Komponisten, literarische und dramatische
Vorlagen. Zum Abschluß folgt eine Auswahlbibliographie. Im
Personenregister hätte man sich noch Funktionsangaben (Regisseur,
Darsteller etc.) gewünscht, dafür besticht aber die Mühe, mit der
verschiedene Namensformen der insgesamt 225.000 Einträge verifiziert
und zusammengeführt werden und ähnliche Namen mit Kommentaren
voneinander geschieden werden. Die Filmeintragungen werden nach Jahren
gegliedert, so daß eine Übersicht über die bis zu maximal 434 Filme
je Person erleichtert wird. Auch im Index für die Film-Inhalte
besticht die sorgfältige Verwaltung der Schlagworteinträge, auch hier
umfaßt die Filmliste gelegentlich über 400 Einträge (Gangster),
- dennoch sind Einwände gegen die Formulierung der Schlagwörter und
ihre
Zuordnung zu den Filmen als Haupt- und Nebenmotive vorstellbar. Der
Genre-Index ordnet die Filmtitel z.T. mehrfach den insgesamt 63 Genres
zu, wobei die mögliche Erweiterung "with songs" typisch für die Filme
der dreißiger Jahre ist. Zeittypisch ist gleichfalls der Serien-Index
für die vielen Serien der damaligen Filmproduktion. Der geographische
Index verzeichnet Filmdrehorte außerhalb der Hollywood-Studios
(Schauplätze sind z.T. im Inhalts-Index notiert). Im Register der
Vorlagen werden lediglich den Namen der Autoren die Verfilmungstitel
zugeordnet, die Titel der Vorlagen sind nur innerhalb der Filmartikel
notiert. Die beigefügte Auswahlbibliographie schließlich umfaßt in
alphabetischer Folge etwa 900 Buchtitel, - ein Schatz, der eine
ergiebigere Erschließung verdient hätte.
Der Berichtsband für die Frühzeit des Films in den Jahren 1893 bis
1910 gleicht im Aufbau den Bänden für die Spielfilme mit der
Besonderheit, daß den häufig namenlosen und lediglich Aktionen
"abfilmenden" Streifen besondere Beachtung in der Beschreibung und
Registrierung geschenkt werden muß. Im Zeitregister wird jedes exakt
bekannte Datum innerhalb der Berichtsjahre verzeichnet, um dem
vorherrschend historischen Interesse an diesen Filmstreifen zu
genügen. Im Textband fällt der Anteil der nur indirekt erschlossenen
Filme gegenüber den tatsächlich noch existierenden Filmen auf,
desgleichen die Titelnotiz "A work in progress", die auf die
Vorläufigkeit der Veröffentlichung hinweist: Die verzeichneten 17.000
Filme sind nur ein Anfang, den es durch weitere Recherchen zu
vervollständigen gilt. - Möge der unermüdliche Eifer des AFI-Teams den
Herausgebern der CD-ROMs zum Vorbild werden!
Wilbert Ubbens
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