Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]
Hauptwerke der politischen Theorie
- 98-1/2-138
-
Hauptwerke der politischen Theorie / hrsg. von Theo
Stammen ... - Stuttgart : Kröner, 1997. - X, 573 S. ; 18
cm. - (Kröners Taschenausgabe ; 379). - ISBN 3-520-37901-5
: DM 39.00
- [4421]
Dem gleichen Konzept folgend wie Hauptwerke der Geschichtsschreibung[1]
umfaßt der Band über 150 Hauptwerke der politischen Theorie, der
theorie- und ideengeschichtlichen Klassiker(-Texte) der Disziplin
- ein Nachschlagewerk, das "die repräsentativen, bedeutenden und
wirkungsmächtigen Texte der politischen Theoriegeschichte aus allen
Epochen der abendländischeuropäischen Ideengeschichte in
Werkmonographien versammelt" (S. IX). Die Beiträge über die
Schlüsseltexte sind von Adorno bis Clara Zetkin nach Autoren
angeordnet, gegliedert nach dem Muster: Vorspann mit Autor und
Lebensdaten, Werktitel (Original- und Übersetzungstitel),
Enstehungszeit und Erstausgabe, dann der Beitrag mit besonderer
Berücksichtigung der Methode, der Gliederung der Schrift (konkret:
Referieren der einzelnen Kapitel) und der Wirkungsgeschichte,
schließlich bibliographische Angaben (Ausgaben sowie eine kleine
Auswahl an Forschungsliteratur). Das dreiteilige Register bietet ein
chronologisches Werkregister (interessant: nach Ländern gegliedert),
ein Titelregister mit Verweisung auf den Autor und ein Sachregister
mit zentralen Begriffen der politischen Theorie, das allerdings
enttäuschend unvollständig ist: So verweist z.B. der Eintrag
Herrschaft, tyrannische lediglich auf einen einzigen Text, auf
Dialogos von Wilhelm von Ockham, obwohl hier auf viele weitere
Theorieschriften zu verweisen wäre. Die Autoren sind größtenteils
ausgewiesene Fachleute, die aber nicht immer die besten
Handbuchschreiber sind: Arno Waschkuhns Ausführungen über das Denken
von Habermas und Luhmanns sind für die Zielgruppe - "breite, politisch
interessierte Leserschaft" (S. IX) - unverständlich und als
Handbuchartikel unbefriedigend: der Leser muß z.B. Luhmanns Begriff
Autopoiesis anderweitig nachschlagen. Mustergültig als Handbucheintrag
dagegen der des Herausgebers Theo Stammen über das Kommunistische
Manifest oder H.-O. Mühleisen über Herbert Marcuses One-dimensional
man. Die quantitative Gewichtung der einzelnen Theoretiker und deren
Schriften ist durchdacht und konsequent durchgehalten (Politeia, De re
publica oder Leviathan ausführlich auf je 6 Seiten). Die Beauvoir mit
Le deuxième sexe ist (aus Gründen der gender studies oder schlicht
wegen p.c.?) vertreten, Foucault aber nicht, obwohl die Autoren
mehrfach Bezüge zu seinen Schriften herstellen. Insgesamt halten sich
die Herausgeber eher an eine enge Auswahl der Kerntexte von
Politischer Theorie. - Trotz Kritik: ein niveauvolles, sehr nützliches
Handbuch mit schnellem Zugriff auf die zentralen Schriften
politikwissenschaftlicher Theorie.
Klaus Ulrich Werner
- [1]
- Hauptwerke der Geschichtsschreibung / Volker Reinhardt (Hg.).
- Stuttgart : Kröner, 1997. - XII, 792 S. ; 18 cm. - (Kröners
Taschenausgabe ; 435). - ISBN 3-520-43501-2 : DM 49.00 [4422]. - IFB
97-3/4-398.
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