Gegenüber dem gedruckten Band ist der Inhalt der CD-ROM-Ausgabe[1]
erweitert: nicht nur die 17 internationalen Organisationen der
Druckausgabe, die wegen des permanenten Platzmangels im aktuellen
Jahrgang auf solche aus dem Bereich der Sicherheitspolitik beschränkt
werden mußten, fanden Aufnahme; die CD-ROM-Ausgabe berücksichtigt
vielmehr insgesamt ca. 133 Organisationen; etwa 550 führende Politiker
statt im Buch ca. 228 (dieses Jahr mit Schwerpunkt Afrika) werden mit
Kurzbiographien vorgestellt; zusätzliches Kartenmaterial und die
Möglichkeit zur Zusammenstellung individueller Statistiken vermehren
das Angebot; Such- und Ausgabemöglichkeiten sind weitere Funktionen
der elektronischen Ausgabe.
Recherche
Der Hauptbildschirm besteht neben der Menüzeile, über welche die
Statistikfunktion (s.u.), die Globusfunktion (s.u.), die Suche, die
Grundeinstellung, verschiedene Hintergrundinformationen (Themenkarten,
Sonderbeiträge, Glossar, Erläuterungen zu den Flaggen, die
Kartenlegende und Angaben zur Verläßlichkeit der Daten) und das
Online-Handbuch aufgerufen werden können, aus dem Hauptmenü. Dieses
stellt den Ausgangspunkt für die als Navigation bezeichnete
Zugriffsmöglichkeit dar und bietet ähnlich einem Inhaltsverzeichnis
einen hierarchischen Zugang über maximal fünf Gliederungsebenen. In
der obersten Ebene werden die - auch in der Printausgabe durch
Markierung am Buchschnitt gekennzeichneten - Hauptabschnitte
dargestellt: 1. Staaten, 2. Biographien; 3. Internationale
Organisationen; 4. Wirtschaft; 5. Umwelt; 6. Kultur. Klickt man eine
dieser Schaltflächen an, werden die Unterpunkte in der nächsten Zeile
dargestellt, dies ist fortzusetzen, bis man an der untersten
Gliederungsebene angelangt ist und die gesuchte Information (Text,
Karte, Tabelle, Grafik) aufrufen kann. Möchte man z.B. Informationen
zum Thema "Arbeit und Soziales in Deutschland" erhalten, muß man sich
über folgende Stufen (die Ebenen sind mit römischen Zahlen
gekennzeichnet) hindurchhangeln: I Staaten - II Europa - III Länder
und Gebiete (A - Z): Deutschland - IV weitere Infos - V Arbeit und
Soziales. Hat man einmal die Information zu einem Thema der letzten
Gliederungsstufe aufgerufen, so kann man in der Anzeige über Blättern
- fast wie im gedruckten Band - zu den anderen Themen dieser Ebene
gelangen z.B. unter Umwelt, globale Umweltbelastung von Atmosphäre zu
Boden, Wälder, Wasser, biologischer Vielfalt etc. Ein Rücksprung auf
die nächsthöhere Ebene und erneutes Aufrufen ist hierbei nicht nötig,
erst für Themen unter einem anderen Oberbegriff muß man der
Baumstruktur des Hauptmenüs von neuem nachgehen. Der hierarchische
Zugang der Navigation entspricht dabei meist dem im Buch, allerdings
kann auf die Biographien nicht nur über das Namenalphabet, sondern
wahlweise auch eingegrenzt auf Persönlichkeiten aus bestimmten
Kontinenten, Ländern, Organisationen oder mit bestimmten Ämtern
(Äußeres, Regierungschef, Staatsoberhaupt, Andere) zugegriffen werden.
Ebenfalls als Navigationsinstrument sind die zahlreichen Hyperlinks zu
betrachten, durch die Texte untereinander sowie mit graphischen
Darstellungen, Tabellen und Karten verknüpft sind.
Neben dem eher intuitiven Einstieg über die Navigation, der gegenüber
der Druckausgabe keinen Vorteil bietet und den man erst dann richtig
gut nutzen kann, nachdem man einmal den Überblick über die Struktur
des Weltalmanachs erlangt hat, steht für gezielte Recherchen die Suche
zur Verfügung. Hatte hier die erste CD-ROM-Ausgabe lediglich die
Volltextsuche angeboten, so kann man nun zwischen folgenden Feldern
wählen, wodurch eine größere Präzision erreichbar ist: Personen,
Organisationen, Länder und Städte, Freitext, Lesezeichen. Das
Suchfenster, das über die Menüzeile im Hauptbildschirm aufgerufen
wird, besteht zum einen aus Schaltflächen für die eben aufgezählten
Recherchekriterien zum anderen aus zwei Listenfenstern, in denen der
Index des ausgewählten Kriteriums angezeigt wird, und zwei
Schaltern für die Einstellung der Verknüpfungsart (UND / ODER)
zwischen den beiden Suchbegriffen. Wie diese Beschreibung zeigt,
können lediglich zwei Begriffe kombiniert werden. Der Suchbegriff muß
dabei meist aus dem aufgeblätterten Index übernommen werden, lediglich
in der Freitext-Suche ist die freie Eingabe eines Begriffes auch mit
Rechts-/Linkstrunkierung möglich. Berücksichtigt sind im Freitext auch
Bildunterschriften u.ä. sowie weitere Begriffe, die im Online-Handbuch
nicht näher definiert sind (lediglich ein Beispiel "Suche nach Rußland
findet auch Russische Föderation" wird im Handbuch gegeben). Die
Treffermenge wird nach Themenbereichen (vgl. die Aufzählung oben; dazu
Sonderbeiträge) geordnet. Dabei werden jeweils die Zahl der Treffer
und in einer Auswahlliste die Fundstellen angezeigt. Über Anklicken
der Fundstelle gelangt man direkt zur gesuchten Information.
Auf Sonderbeiträge und Themenkarten kann man über Hyperlinks vom Text
aus oder über das Menü im Hauptfenster gesondert zugreifen. Bei
Aufrufen eines dieser Menüpunkte erscheint jeweils eine alphabetische
Liste, aus der der gewünschte Beitrag bzw. die Karte ausgewählt werden
kann.
Anzeige und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten
Während als Grundfenster das Hauptmenü bestehen bleibt, werden für die
Informationen gesonderte Fenster geöffnet, dabei können auch mehrere
Fenster zugleich offen stehen. Verwendet man eine andere
Bildschirmeinstellung (mehr Farben und höhere Auflösung) als
empfohlen, nimmt das Hauptmenü nur einen Bruchteil des Bildschirmes
ein und die Anzeigefenster werden beinahe unzumutbar klein. Je nach
Medienart gibt es verschiedene Fenster z.T. mit unterschiedlichen
Funktionen: 1. Text; 2. graphische Darstellungen (auch Porträts,
Tabellen und (Themen-)Karten als Graphik); 3. Karten in der
Globusfunktion; 4. Ergebnisse der Statistikfunktion.
Wie bereits geschildert, bieten Textfenster die Möglichkeit, zu
anderen Themen auf derselben Ebene zu blättern, ferner Hyperlinks als
Verweisungen sowie Verknüpfungen zu zugehörigen Porträts, Graphiken,
Tabellen oder Karten. Weitere Funktionen sind Stichwortsuche innerhalb
des angezeigten Textes und Einfügen von Lesezeichen. Die Texte können
ausgedruckt, als ASCII-Text gespeichert oder in die Zwischenablage
übernommen werden.
Vom Graphikfenster aus sind die zugehörigen Texte über eine
Schaltfläche aufzurufen. Export-/Druckmöglichkeiten bestehen nicht.
Über die Menüzeile des Hauptfensters wird die Kartendarstellung mit
Globusfunktion aktiviert. Über die Weltkarte kann eine Länderkarte
direkt aus der alphabetischen Länderliste zur Ansicht gebracht werden
oder über Mausklick ein Gebiet zur zweiten Zoomstufe vergrößert
werden. In dieser kann man per Maus die ganze Welt umrunden, wobei in
einer Mini-Weltkarte der Ausschnitt mitdokumentiert wird; über
Anklicken eines Landes gelangt man von hier aus zur Länderkarte, auf
der die größeren Städte und Flüsse eines Landes abgebildet sind. Zu
bemängeln ist, daß in dem Fenster häufig nicht die ganze Karte auf
einmal dargestellt wird, sondern man mit scrollbaren Ausschnitten
vorlieb nehmen muß. Über eine Schaltfläche kann man von einer
Länderkarte aus zur Kurzinfo des Landes gelangen. Die Karten können
nicht ausgedruckt oder abgespeichert werden.
Die Statistikfunktion soll durch individuelle Zusammenstellung den
Vergleich von Datenmaterial ermöglichen. Abgesehen von der
Funktionalität, krankt dies allein schon an der ungenügenden
Datenbasis, denn die auf die Länderartikel verstreuten Daten stellen
sich bei der direkten jahrgangs- und länderweisen Gegenüberstellung
als sehr lückenhaft heraus. Auch ist die Statistikfunktion nicht
unbegrenzt anwendbar: selbstverständlich darf für einen der drei
Gesichtspunkte (Länder, Daten, Jahre) nur ein Wert ausgewählt werden,
jedoch ist auch für einen zweiten Bereich die Zahl auf fünf Werte
begrenzt. Überschreitet man diese Grenzen wird im ersten Fall ein
Hinweis angezeigt, im zweiten Fall werden einfach die fünf ersten
Werte der Liste zugrunde gelegt, die weiteren entfallen ohne
Kommentar. Nach der Auswahl der zu vergleichenden Daten kann man über
verschiedene Schaltflächen direkt die gewünschte Darstellungsform
Tabelle - nur diese kann exportiert[2] oder gedruckt werden -, Diagramm
oder eine Weltkarte, in der die zehn wichtigsten Länder gekennzeichnet
sind, aufrufen.
Dokumentation
Das beigegebene Booklet (eigentlich nur ein Faltblatt) gibt lediglich
Hinweise zur Installation, Informationen zu Aktualisierungen des
Inhalts und der Funktionen und verweist sonst auf das Online-Handbuch
und die Hotline des CD-ROM-Produzenten. Das Online-Handbuch kann
separat oder vom Hauptbildschirm des Programmes aus aufgerufen werden.
Eine kontextsensitive Hilfefunktion gibt es nicht.
Als inhaltliches Hilfsinstrument soll das Glossar mit kurzen
Begriffsdefinitionen (z.B. Bevölkerung ...) nicht unerwähnt bleiben.
Bewertung
Der Wert der Druckausgabe des Fischer-Weltalmanachs als quick
reference book ist unbestritten, inwieweit die CD-ROM gerade in dieser
Funktion Vorteile bieten kann, erscheint eher fraglich, vor allem da
ein direkter Wechsel aus der CD-ROM zu anderen Programmen und
umgekehrt nicht erfolgen kann, sondern Beenden/Neu-Aufruf nötig ist.
Statt der überblicksartigen Orientierung über das Inhaltsverzeichnis
muß man sich über verschiedene Ebenen entlang'klicken', bis man zur
gewünschten Information gelangt. Unbestreitbar von Vorteil ist - trotz
der mageren Ausführung - die Recherchefunktion der CD-ROM, die mehr
bietet, als es das Register der Printausgabe zu leisten vermag.
Die Globusfunktion bei der Kartendarstellung ist zu begrüßen, noch
besser wäre es allerdings, wenn die Länderkarten, die wie in der
Druckausgabe primär der Orientierung über die Lage des Landes sowie
die größten Städte und Flüsse dienen, zur Gänze in einem Fenster
dargestellt würden und nicht nur ausschnittsartig.
Die Statistikfunktion, die ebenfalls vom Hersteller besonders
herausgehoben wird, kann in einigen Fällen den Datenvergleich
erleichtern - freilich unter dem Vorbehalt, daß überhaupt die
entsprechende Datenbasis vorliegt.
Zuletzt ist noch die Berechtigung für den gegenüber der Druckausgabe
beinahe doppelt so hohen Preis in Frage zu stellen: trotz des in
einigen Bereichen erweiterten Inhalts (Biographien, Organisationen)
scheint dieser nicht gerechtfertigt zu sein.
Saskia Hedrich
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