Berücksichtigt wird die gesamte klassische Altertumswissenschaft von den Anfängen (einschließlich der Vorgeschichte Griechenlands aber ohne Archäologie der Bronzezeit) bis ca. 600 n. Chr. Die Literatur des Frühchristentums und die byzantinische Zeit werden ebensowenig berücksichtigt wie das Mittel- und Neulateinische. Gleichwohl hält sich der Bibliograph nicht strikt an seine eigenen Vorgaben, da er - in diesem Fall erfreulicherweise - bei der bandweisen Aufführung von Mammutwerken wie dem Handbuch der Altertumswissenschaft (Nr. 29, S. 5 - 12) auch die Bände aufführt, die über das Jahr 600 hinausführen.
Die Beschränkung auf Werke mit griechischem und lateinischem Alphabet wird man leicht verschmerzen können, kaum dagegen die gleich im ersten Satz der Einleitung erwähnte aber nirgends begründete Beschränkung auf Monographien. Man sieht sich in lang vergangene Zeiten zurückversetzt, als mancher Bibliograph glaubte, sich auf die Verzeichnung monographischer Literatur beschränken zu dürfen, was auch in diesen fernen Zeiten sachlich nicht zu rechtfertigen war. Dieser prinzipielle Mangel der vorliegenden Bibliographie wird auch nicht dadurch gemindert, daß sich der Bibliograph hierbei gleichfalls nicht strikt an seine Prinzipien hält, denn er verzeichnet ausführlich und lieferungsweise z.B. auch die in Zeitschriften erschienenen laufenden Fortschrittsberichte zu einzelnen Bereichen oder einzelnen Autoren.
Der Gliederung der Bibliographie liegt ein Schlüssel zugrunde, der allerdings nur im Inhaltsverzeichnis von Bd. 1 aufgelöst ist, während in den Kapitel- und Abschnittsüberschriften nur die Schlüsselnummern aufgeführt sind und man bspw. auf S. 107 zwar 022A findet, aber nur aus dem Inhaltsverzeichnis erfährt, daß hier das Kapitel Literature: poetry beginnt. Daß es sich bei der Untergliederung mit Großbuchstaben bei A um die allgemeine Literatur, bei B um die schwerpunktmäßig zum griechischen und bei C zum lateinischen Altertum gehörige handelt, hat man dagegen schnell gelernt. Die gleichbleibende formale Untergliederung an der engsten Sachstelle nach 1. Dictionaries, encyclopedias; 2. Handbooks, manuals; 3. Surveys (Fortschrittsberichte); 4. Bibliographies; 5. Editions; 6,1. Commentaries, scholia; 6,2. Dictionaries, indices und 7. Studies (also sonstige Sekundärliteratur) ist dagegen durch sprechende Überschriften ausgewiesen. Die Ordnung an der untersten Stelle erfolgt, wie bereits gesagt, chronologisch.
Die Titelaufnahmen (weitgehend) nach AACR2 machen einen sehr zuverlässigen Eindruck und sind lt. Einleitung ganz überwiegend nach Autopsie erstellt. Sie zeichnen sich zudem durch z.T. ausführliche Annotationen aus, die zum kleineren Teil wertend, zumeist beschreibend sind und sich dabei auf die Wiedergabe des hauptsächlichen Inhalts beschränken, was aber von nicht zu unterschätzendem Nutzen ist.
Der Gesamteindruck dieses bibliographischen Großunternehmens ist
zwiespältig. Sein primärer Nutzen liegt zweifelsohne darin, daß man
jetzt einen sehr langen Berichtszeitraum in guter Gliederung
überblicken kann, auch wenn man die neuere und neueste Literatur
schmerzlich vermißt. Der gravierende Nachteil, daß die Bibliographie
mit den genannten Ausnahmen nur Monographien nachweist, macht freilich
die Benutzung der laufenden Fachbibliographien, insbesondere von
L'année philologique weiterhin unerläßlich. Hier eröffnet sich jedoch
in Gestalt von Vieljahreskumulierungen in digitalisierter Form eine
Verbesserung der Recherchemöglichkeiten, die jetzt bereits die
Berichtsjahre 1976/87 einschließen[1] und somit über das Berichtsende
der vorliegenden Bibliographie hinausreichen. Freilich kann eine
solche Computerdatei nicht ohne weiteres an Übersichtlichkeit mit
einer wohl geordneten gedruckten Bibliographie wie der vorliegenden
konkurrieren. Somit hat der Bibliographical guide to classical studies
einen nicht unerheblichen Nutzen wenn man sich nur seiner
prinzipiellen Beschränkungen bewußt ist. Als Ausgangspunkt bspw. für
die Recherche nach Textausgaben (die zumeist als Monographien
erscheinen) ist die vorliegende Bibliographie gut geeignet. Die
Publikation der Folgebände, die hoffentlich nicht zu lange auf sich
warten läßt, soll daher in IFB weiter kritisch verfolgt werden.
Klaus Schreiber
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