Ein großes Problem bei der Benutzung der Realencyclopädie der
classischen Altertumswissenschaft (RE) war bisher das Fehlen eines
Registers. Suchte man nach einem bestimmten Begriff, mußte man sowohl
im Hauptwerk als auch in den Supplementbänden nachschauen, was
bisweilen sehr mühsam werden konnte. Von daher war das 1980
erschienene Register für die Nachträge und Supplementbände bereits
sehr hilfreich.[1] Dieser Register-Band enthält eine umfangreiche
Würdigung Konrat Zieglers, und somit Informationen über die
Publikationsgeschichte der RE nach dem Zweiten Weltkrieg (S. V - XIX).
Das Register erschließt alle Artikel, Berichtigungen und Ergänzungen,
die sich außerhalb der beiden alphabetischen Reihen der RE in
Supplementbänden und Nachträgen finden und ersetzt damit die Register
in den Bd. 11 und 22. Die Eintragungen haben kurze Annotationen, die
bei homonymen Lemmata eine schnelle Orientierung bieten. Daneben
enthält das Register auch Korrekturen, die sich bei der Überprüfung
von Artikeln ergaben und vor allem auf die Nachträge und Supplemente
beziehen (Druckfehler, fehlende oder falsche Numerierungen von
Artikeln, fehlende Verfasserangaben, inhaltliche Irrtürmer, etc.). Am
Ende des Registers befindet sich eine Übersicht über die Haupt- und
Supplementbände mit Angabe ihres Erscheinungsjahres sowie ein
Mitarbeiterverzeichnis. Dieses enthält die Namen aller 1096
Mitarbeiter der RE, die zwischen 1893 und 1978 einen Artikel oder
Nachtrag verfaßt haben. Das Mitarbeiterverzeichnis ist eine große
Hilfe für die Zitierung bestimmter RE-Artikel, die nur die
Initialformen oder nur den Nachnamen angeben.
Im Vorwort zum Register von 1980 ist nachzulesen, daß es
offensichtlich schon ältere Pläne gab, ein ausführliches
Gesamtregister anzufertigen, was jedoch aus Zeit- und Kostengründen
nicht realisiert werden konnte.[2]
2. Das neue Gesamtregister
2.1 Druckausgabe
1997 erschien der erste, alphabetische Teil des neuen Gesamtregisters
zur RE. Der zweite, systematische Teil ist für 1998 angekündigt. Beide
Teile erscheinen zugleich in gedruckter und als CD-ROM-Ausgabe.
Im Vorwort wird kurz auf Inhalt und Konzeption des Registers
eingegangen. Danach enthält es alle "Stichwörter, Addenda, Corrigenda
und Supplementstichwörter in einem einzigen Alphabet ... Stichwörter
mit mehr als zwanzig Zeilen Umfang sind mit einer kurzen
Inhaltscharakteristik versehen, beispielsweise Anubis Aegyptischer
Totengott oder Attila König der Hunnen." So erhält man schon kurze
Erläuterungen zu bestimmten Sachverhalten, die eventuell ein weiteres
Nachschlagen erübrigen. Besonders hilfreich sind diese kurzen
Erläuterungen bei homonymen Einträgen. Die Lemmata und die Fundstellen
sind jeweils fett gedruckt. Am Ende des Eintrags steht in der Regel
der Verfasser des Artikels, in den meisten Fällen nur mit dem
Nachnamen, manchmal mit dem ausgeschriebenen Vornamen, dann nur wieder
mit der Initiale des Vornamens - so wie es in der RE auch üblich war.
Warum diese Uneinheitlichkeit nicht nachträglich für das Register
bereinigt wurde, ist unverständlich, denn um den Namen vollständig
aufzulösen, muß man weiterhin im oben erwähnten Register zu den
Supplementen nachschauen, was zugegebenermaßen umständlich ist.
Das Register ist zweifellos ein nützliches Instrument, um sich in der
RE zurechtzufinden, doch hilft es leider nicht, wenn man unter Caesar
sucht und den berühmten Staatsmann und Feldherrn nicht findet. Wie in
der RE ordnen die Namen unter dem nomen gentile, so daß man den
gesuchten Caesar unter den zahlreichen Iuliern findet. Verweisungen
gibt es unbegreiflicherweise nicht - ein Umstand, der es Anfängern und
Ungeübten sicherlich sehr schwer macht, zumal sich im Register selbst
keine diesbezüglichen Hiweise finden. Dagegen ist das Register für
gewisse Recherchen - beispielsweise nach Ansetzungen für die SWD -
praktisch, da man sich den (langen) Gang zu der umfangreichen RE
ersparen sparen kann.
2.2 CD-ROM-Ausgabe
Neben der Druckausgabe des Gesamtregisters gibt es eine CD-ROM[3] mit
identischem Inhalt, jedoch zusätzlichen Recherche-Möglichkeiten. Bei
dem Retrieval-System handelt es sich um Folio VIEWS 3.1 für Windows
3.1.
In einer Hilfedatei werden die wichtigsten Suchmöglichkeiten speziell
zum RE-Register erklärt, jedoch nicht die differenzierte Suche mit
Booleschen Operatoren. Erst über die Folio-Hilfedatei erhält man sehr
ausführliche Informationen über die Möglichkeiten des Programms, die
sich dann jedoch vielfach als nicht nutzbar herausstellen.
Im Ausgangsmenü befindet sich eine Option Hilfe mit drei weiteren
Optionen: Inhalt, Tastatur und Lernprogramm. Unabhängig davon, welche
der drei Möglichkeiten man anklickt, wird immer derselbe
Einführungstext angeboten, der den Anwender mit den wichtigsten
Funktionen der Datenbank vertraut macht: kontextsensitive Hilfen
fehlen also.
Der Inhalt der CD-ROM ist über mehrere Suchfelder erschlossen: Suche
nach Lemmata, nach Autoren und nach Stichwörtern im Erläuterungstext.
Eine Volltextsuche stellt die allgemeine Suche dar, die alles
berücksichtigt. Wird eine der vier Suchmöglichkeiten aufgerufen,
erscheint eine dreigeteilte Maske. Sie enthält ein Feld, in der die
Suchbegriffe eingetragen werden, ein Indexfenster und ein Feld für die
Trefferanzeige. Bereits während man den Suchbegriff eintippt beginnt
das System mit der Suche, so daß man parallel im Indexfenster erkennen
kann, an welcher Stelle des Index man sich augenblicklich befindet;
diese Einrichtung ist besonders bei unterschiedlichen Schreibvarianten
sehr hilfreich. Es ist auch möglich, einen Indexeintrag per Mausklick
für die Suche zu übernehmen.
Weiterhin kann der Benutzer in einem Inhaltsverzeichnis blättern, und
sich so einen Überblick über alle Lemmata verschaffen. Die Funktion
erfüllt jedoch auch der Index in der Suchmaske für die Lemmata-Suche.
Über die Autorensuche kann man erfahren, wieviele und welche Artikel
ein Autor verfaßt hat.
In der digitalen Version des RE-Registers sind etwa 6500
Siehe-Verweise mit Sprungbefehlen hinterlegt. Es sind alle diejenigen
Verweisungen, bei denen das Ziel der Verweisung im Text explizit und
eindeutig genannt ist. Diese Begriffe sind durch Unterstreichung
gekennzeichnet. Wenn man mit dem Cursor auf einen derartigen Begriff
klickt, springt das System an die entsprechende Stelle.
Die Benutzung der CD-ROM ist dann besonders nützlich, wenn man nicht
weiß, unter welchem Namensbestandteil eine bestimmte Person angesetzt
ist. Sucht man beispielsweise den Artikel über den römischen Kaiser
Diokletian (284 - 305) und weiß nicht, daß er unter seinem nomen
gentile Valerius angesetzt wird, so findet man bei der Lemma-Suche
keinen Eintrag mit Diokletian. Bei einer Suche mit Diocletianus erhält
man vier Treffer, jedoch nicht den gesuchten Kaiser. Bei der
Volltextsuche könnte man jetzt die maskierte Form dio*letian*
eingeben, um die lateinische und griechische Schreibweise abzudecken,
und erhält 50 Treffer.[4] Wer sich die Treffer komprimiert anzeigen läßt
und durchblättert, findet auf dem 10. Bildschirm endlich den Kaiser.
Effektiver wäre es gewesen, die obige maskierte Schreibweise mit und
kaiser zu verknüpfen, was nur einen Treffer ergibt:
Valerius 142) C. Aurelius V. Diocletianus, röm. Kaiser in den J.
284-305 n. Chr. (L)
Ensslin, W. VII A.2 2419-2495; S XIV 1190
Gibt man beispielsweise Attila als Suchbegriff ein, so erhält man
natürlich den Artikel von Otto Seeck über Attila aber auch alle
Artikel über Personen und Sachen, die über den Hunnenkönig definiert
sind bzw. ihm nahestanden.
Will man möglichst alles finden, was das Register über die Hunnen
hergibt, so kann man mit einer derartigen Suchfrage attila oder hunnen
oder hunnenführer oder hunnenfürst oder hunnenkönig oder hunnenkönigs
oder hunni oder hunnische oder hunnischer oder hunnisches 28 Treffer
erzielen - die Suchbegriffe stammen alle aus dem Basic-Index für die
Volltextsuche. Im gedruckten Register hätte man nur Attila und Hunni
finden können.
Interessant ist auch die Suche nach bestimmten Berufsgruppen in den
Erläuterungsfeldern (Bildhauer [543 Treffer], Maler [200 Treffer],
Fischer [7 Treffer], etc.). Angezeigt werden alle Personen, die
entweder selbst als Bildhauer definiert wurden oder irgendwie mit
einem Bildhauer in Verbindung standen.
Leider gibt es kein normiertes Suchvokabular und man kann auch nicht
sicher sein, daß jeder Bildhauer als Bildhauer indiziert wurde und
somit suchbar ist. Wenn ein Artikel über einen bestimmten Bildhauer
weniger als zwanzig Zeilen umfaßt, bekommt er sowieso keinen
Erläuterungstext mehr und ist somit über den Suchbegriff Bildhauer
nicht mehr aufzufinden. Ideal wäre natürlich die Indexierung aufgrund
eines Thesaurus gewesen, doch hätte dann das Register wahrscheinlich
nie realisiert werden können.
Kai Heßling
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