Bd. 2 behandelt die DK-Klassen 1 (Philosophie), 2 (Religion), 3
(Sozialwissenschaften einschließlich 65 business & management) sowie
im zweiten Teil die DK-Klasse 9 (Geographie, Biographie, Geschichte).
Die Bearbeitung, d.h. vor allem die Aktualisierung des ersten Teils
wurde einem neuen Team anvertraut; verzeichnet sind jetzt 4315 Titel
gegenüber 4150 in der 6. Aufl.; da jedoch lt. Vorwort rund 300 neue
Titel hinzugekommen sind, ist die Fluktuation dank Streichung
veralteter Titel[3] größer, als sich an diesen beiden Zahlen ablesen
läßt. Der zweite Teil für die DK-Klasse 9 wurde wiederum von Alan Day
bearbeitet und verzeichnet jetzt 3997 (gegenüber 4033) Titel bei ca.
670 neuen und 775 gestrichenen Eintragungen. Die Gesamtzahl ist von
8183 Titeln auf 8312 angestiegen, wobei diese Vermehrung
überproportional die ersten DK-Klassen begünstigt.
Redaktionsschluß war Mitte 1997: bei fließendem Berichtsende wurden
noch möglichst viele Titel mit Erscheinungsjahr 1996 und 1997
berücksichtigt. Daß die Ermittlung neuer Titel und Auflagen dank der
Recherchen in Online-Bibliographien und -Katalogen einfacher geworden
ist, erkennt das Vorwort an, doch müßte man auch die richtigen
Datenbanken auswählen. Wenn es etwa um deutsche Titel geht, genügt
eben nicht die Recherche in englischen und amerikanischen Datenbanken,
da dort mit verzögerter Anzeige (wenn die Titel überhaupt aufgenommen
werden) zu rechnen ist; deutsche Datenbanken oder gar das
Online-Angebot von IFB (zumindest das englischsprachige Reference
reviews Europe online) haben die Bearbeiter aber wohl nicht benutzt,
wären dann doch die veralteten Angaben und die massiven Lücken nicht
so bemerkenswert. Dazu Belege aus den Bereichen deutsche Geschichte
und Philosophie.
Wenn man die 46 Eintragungen zur deutschen Geschichte (Nr. 7359
- 7405) prüft, so entfallen weit mehr als die Hälfte (27) allein auf
die Weimarer Zeit und (vor allem) das Dritte Reich. Als Lexika zur
deutschen Geschichte werden nur zwei englischsprachige angeboten, ein
schmalbrüstiges Büchlein von 187 S. von 1978 (Nr. 7367) und ein Band
aus der wenig qualitätvollen Reihe der European historical
dictionaries von Scarecrow Press (Nr. 7368).[4] Dafür gefallen dem
Herausgeber offensichtlich die Bände aus dem Chronik-Verlag, von denen
er insgesamt 8 für die deutschsprachigen Länder verzeichnet. Für
Deutschland findet sich der Chronik-Band für Berlin (Nr. 7363) im
Abschnitt für die Geschichte Deutschlands allgemein, die Bände für
Bayern, Bonn und das Ruhrgebiet (Nr. 7402 - 7404) dagegen im Abschnitt
für die Bundesrepublik. Das Berlin-Handbuch (Nr. 4637) findet sich
dagegen an ganz anderer Stelle, nämlich unter area-studies und es
fehlt zudem im Schlagwortregister unter Berlin, wo außer der Nr. 7363
noch die Nr. 7619 nachgewiesen ist, unter der sich aber der
Chronik-Band für die Schweiz verbirgt. Selbst des Deutschen nicht
mächtige Benutzer hätten ein Anrecht darauf, die beiden laufenden
Bibliographien zur deutschen Geschichte kennenzulernen:[5] beide fehlen,
während das Gegenstück für die österreichische Geschichte verzeichnet
ist (Nr. 7412): ob wohl deswegen, weil diese Bibliographie
ursprünglich in den USA erschienen ist? Unter den Lexika zur
österreichischen Geschichte finden sich wiederum nur zwei Bände aus
dem Chronik-Verlag, nämlich für Österreich und für Wien, während die
maßgeblichen Werke, das Österreich-Lexikon (1995) und das Historische
Lexikon Wien (1992 - 1997) fehlen.[6]
Noch ein paar ärgerliche Lücken bei den Informationsmitteln zur
Philosophie: wenn Walford's guide von den retrospektiven
Bibliographien weder das Handbuch zur Geschichte der Philosophie noch
den neuen Grundriss der Geschichte der Philosophie[7] berücksichtigt,
kann man ihn nicht mehr ernst nehmen. Auch die für einige große
Philosophen - deren Liste endlich ergänzt werden müßte, da z.B.
Heidegger immer noch nicht zu Walford's Weihen gelangt ist
- verzeichneten Informationsmittel sind weder aktuell noch
berücksichtigen sie absolut unerläßliche Werke.[8]
Schlampigkeiten und Fehler bei den Titelaufnahmen sind ein
unausrottbares Übel bei Walford's guide. Beispiele wie in früheren
Rezensionen seien dem Leser erspart. Daß die Bearbeiter zuweilen vor
der Titelmasse kapitulieren, zeigen auch Doppeleintragungen wie die
für den British biographical index unter Nr. 5818 und 5838, ohne daß
der Bearbeiter es gemerkt hätte, so unterschiedlich sind die
Annotationen.
Fazit wie stets: neben dem zuverlässigeren aber titelärmeren Guide to
reference books der ALA unverzichtbar, wenngleich wegen der Mängel bei
der Titelauswahl, der unzureichenden Aktualität und der
unzuverlässigen Verzeichnung ein fortdauerndes Ärgernis.
Klaus Schreiber
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