An Annehmlichkeiten gewöhnt man sich gerne und schnell. Das nunmehr
erschienene Generalregister, die ersten fünf Jahrgänge
zusammenfassend, bietet Anlaß, sich wieder einmal mit dem Verzeichnis
zu befassen, zumal es gewiß allenthalben alsbald zur Benutzung
bereitgestellt werden wird.[4]
Als "Wegweiser durch den Dschungel der kaum noch überschaubaren
Informationsmittel" hatte 1995 ein Rezensent die ABUN-Rubriken in der
ZfBB gerühmt. Um wieviel mehr gilt dies für die IFB! In den
zurückliegenden fünf Jahren summierte sich die Zahl der Beiträge auf
im Generalregister ausgewiesene stattliche 2438 Nummern, und in der
Tat sind es noch deutlich mehr, wenn man berücksichtigt, daß sich bei
fortlaufend erschienenen Bibliographien hinter einer Nummer bis zu
fünf Rezensionen verbergen können (vgl. z.B. Nr. 1887), ganz abgesehen
von den im Verzeichnis bedauerlicherweise vergessenen Aufsätzen.[5]
Selbstverständlich bieten zweieinhalbtausend besprochene
Informationsmittel aller Art nur einen Ausschnitt dessen, womit die
Kolleginnen und Kollegen in den Bibliotheken täglich konfrontiert
werden. Die Begrenzung dieses Ausschnitts festzulegen, liegt in der
selbstverständlichen Verantwortung des Herausgebers, wird durch dessen
Maßstäbe und Vorlieben geprägt. So kann es bei Klaus Schreiber kaum
verwundern, daß z.B. italienische Informationsmittel überproportional
vertreten sind. Das Register macht es deutlich: der entsprechende
Eintrag nimmt zwei Spalten ein, die Einträge für Großbritannien oder
Frankreich kommen mit einer Spalte aus, Spanien muß sich gar mit nur
einer drittel Spalte begnügen. Was die berücksichtigten
Nachschlagewerke im Detail betrifft, so wird jeder Leser aus seiner
ganz persönlichen Sicht Überflüssiges und Fehlendes leicht ausmachen.
Das ist kein Manko, denn eine Auswahl läßt sich nun einmal nicht ohne
ein gewisses Maß an Subjektivität treffen. Klaus Schreibers Auswahl
jedenfalls läßt gottlob die Zahl der Funde die der Desiderate deutlich
übertreffen.
Zu den in Bibliographenkreisen nicht immer beherzigten Grundsätzen
gehört, daß eine Bibliographie einer Benutzungsanleitung bedarf.
Dieses Generalregister besitzt ein vom Herausgeber geschriebenes, klar
strukturiertes und in seinen Aussagen überwiegend präzises Vorwort,
das diese Funktion in vollem Umfang erfüllt.[6]
Das Layout des bibliographischen Teils wurde gegenüber den früheren
Ausgaben aus herstellungstechnischen Gründen verändert: das
Titelverzeichnis ist nunmehr zweispaltig, das Register dreispaltig
gesetzt, wobei die Schriftgröße verringert wurde, ohne daß die
Lesbarkeit litte. Durch die Einführung von Kolumnentiteln wird die
Orientierung erleichtert.
Über das Titelverzeichnis[7] läßt sich nur wiederholen, was aus anderen
Besprechungen schon bekannt wurde: die nachgewiesenen Rezensionen sind
grundsätzlich alphabetisch nach den Titeln der rezensierten
Informationsmittel geordnet. Von persönlichen oder korporativen
Verfassern, von beteiligten Personen und abweichenden Titelfassungen
wird großzügig verwiesen, wobei nach Ansicht des Rezensenten sogar ein
wenig zuviel des Guten getan wird, wenn sich als Resultat dessen
zuweilen spaltenlange Verweisungslisten ergeben (vgl. z.B. S. 227 -
228). Für die Zukunft könnte auch überlegt werden, ob die Verweisungen
, wenn es denn bei der bisherigen Praxis bleibt, nicht besser nur auf
die laufende Nummer verweisen sollten. Dadurch wäre eine Menge Platz
zu sparen und aussagelose Doppelungen (vgl. z.B. die Einträge Kutsch,
Labenski) ließen sich vermeiden.
Die bibliographische Beschreibung der rezensierten Werke orientiert
sich an den RAK-WB und wird mit dem Verweis auf die Fundstellen in
Gestalt der IFB-Zitierform (die dem Rezensenten auch im sechsten Jahr
noch gewöhnungsbedürftig erscheint) abgeschlossen.[8]
Der Hauptteil der Bibliographie wird durch ein Schlagwortregister
erschlossen. Die Bearbeiter bedienen sich dabei "der RSWK immer dann,
wenn das sinnvoll erscheint".[9] Frei heraus gesagt - eine glückliche
Lösung scheint das nicht zu sein; besser wäre es gewesen, ganz auf
dieses im Kern benutzerfeindliche, weil von Bibliothekaren ersonnene
Regelwerk zu verzichten. Man hätte sich viele Ungereimtheiten und
Ungleichmäßigkeiten erspart. Einige Beispiel mögen das erhellen:
- Sucht jemand Informationsmittel zur amerikanischen Literatur, wird
er weder unter Amerikanische Literatur noch unter USA / Literatur
fündig; nur wer hinreichend Phantasie aufbringt, um unter Englisch /
Literatur / USA nachzuschlagen, erreicht den einschlägigen Eintrag.
- Noch seltsamer wird es, wenn Nachschlagewerke zur australischen
Literatur zu recherchieren sind; gewitzigt durch das vorausgegangene
Beispiel benutzt man das absonderliche, wenn auch regelwerkskonforme
Schlagwort Englisch / Literatur / Australien - dies erbringt 20 Titel.
Unter dem Schlagwort Australien / Literatur gibt es noch einen Titel
dazu. Weiterhin lassen sich unter Australien / Literatur / Englisch
zwei Titel finden (die unter Englisch / Literatur / Australien
fehlen), und wer auf den Einfall kommt, unter Westaustralien
nachzuschlagen, entdeckt noch einen Titel, den er aber schon von
seinem Sucheinstieg her kannte. Unklar bleibt, wozu und vor allem wem
diese Aufsplitterung dienen soll und warum nicht wenigstens mit
Querverweisen gearbeitet wird.
- Aus dem Benutzer unerfindlichen Gründen müssen sich manche
Fachgebiete, die nur bedingt miteinander zu tun haben, ein Schlagwort
teilen: die Meteorologie mit der Geologie, die Geodäsie mit der
Astronomie, die Heraldik mit der Genealogie[10] usw.; dafür spreizen sich
Komposita mit dem Bestimmungswort Fußball über drei Schlagwörter.[11]
- Exzessive Unterschlagwortbildung bläht das Register auf; beim
Schlagwort Migration finden sich für zwei Titel fünf Einträge!
- Die Verwendung von Formschlagwörtern wie Bibliographien, Kataloge
ist dem Benutzer wenig hilfreich, kostet aber etliche Druckseiten, die
für präzisere Beschlagwortung (s.o.) dringend gebraucht würden.
Die Aufzählung der Merkwürdigkeiten ließe sich fortsetzen, da die RSWK
das denkbar ungeeignetste Regelwerk für die Sacherschließung von
Fachbibliographien sind. Die Aufzählung fortzusetzen aber hieße,
diesen Mängeln ungebührend viel Aufmerksamkeit zu widmen, wodurch die
eigentliche Leistung der Bearbeiter, ein äußerst nützliches
Nachschlagewerk zu einer noch nutzvolleren Zeitschrift vorgelegt zu
haben, in den Hintergrund gedrängt würde. Der Erfolg gibt den
Bearbeitern überzeugend recht: eine Datenbank Reference reviews Europe
online (RREO) und eine englischsprachige Ausgabe Reference reviews
Europe annual (RREA)[12] sind der deutschsprachigen Zeitschrift an die
Seite gestellt worden.
Klaus Schreiber und seine beiden Mitstreiterinnen haben die Marktlücke
erkannt und sie dankenswerterweise mit Tatkraft genutzt. Insoweit
können sie es beim Lesen dieser Zeilen auch mit dem Leipziger
Buchhändler Theophil Georgi halten, der schon 1742 allen Kritikern
seines Allgemeinen europäischen Bücher-Lexicons den Wind aus den
Segeln nahm, als er schrieb: "Indessen bitte mit dieser meiner Arbeit
vergnügt zu seyn, wer aber das nicht kan, der mache sich es besser."
Torsten Seela
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