Unter dem Titel CD-ROM CH werden auf fünf Scheiben vier getrennte Bibliotheks-/Verbunddatenbanken mit insgesamt über 4,5 Mio. bibliographischen Einheiten angeboten:
1. Helveticat der Katalog der Schweizerischen Landesbibliothek ab 1993 und rekonvertierte Aufnahmen (1,2 Mio. Titel, Stand April 1997).
2. das Verzeichnis ausländischer Zeitschriften und Serien in
schweizerischen Bibliotheken (RPVZ),[1] in dem ausländische
Zeitschriften und Serien ab Erscheinungsjahr 1900, biomedizinische
Zeitschriften ohne geographische und zeitliche Beschränkung (VMZ)
sowie schweizerische Zeitschriften ab Erscheinungsjahr 1986, die in
der Schweizerischen Landesbibliothek vorhanden sind (SVZ);[2] enthalten
sind 160.000 Titel, Stand Dezember 1996.
3. der Verbundkatalog für die Bibliotheken (v.a. Kantons- und
Universitätsbibliotheken) der französisch- und italienischsprachigen
Schweiz - RERO (Réseau des Bibliothèques Romandes et Tessinoises =
Rete delle Biblioteche Romande e Ticinesi) - nimmt aufgrund der großen
Titelmenge (2 Mio. Nachweise) zwei CD-ROMs ein (Stand Februar 1997).
4. ETHICS +-Verbund der ETH-Bibliotheken Zürich (ab 1976) und Lausanne
sowie von Zürcher Institutsbibliotheken und der Zentralbibliothek
Zürich (ab 1988) (mit etwa 1,3 Mio. Titeln, Stand Februar 1997).
2. Retrieval-Software und Installation
Die verwendete Retrievalsoftware von Reed Technology and Information
Service ist bereits hinlänglich bekannt (z.B. DNB-aktuell, VLB, ...)
und wurde in IFB schon bei zahlreichen Produkten vorgestellt, so daß
auf eine Beschreibung der Funktionalität an dieser Stelle weitgehend
verzichtet werden kann. Leider wird nicht die Windows-Version mit der
bedienerfreundlichen graphischen Oberfläche eingesetzt, sondern noch
die DOS-Version.[3] Auch müssen für die Installation die gesonderten
Installationsdisketten verwendet werden. Für die
Einzelplatzinstallation unter Windows 95 wird empfohlen, die
Netzwerkinstallation Peer-to-Peer auszuwählen. Allerdings genügt diese
Vorgehensweise bei den RERO-Scheiben nicht, hier wird auf einem
Beiblatt folgender Hinweis gegeben: "Für die Installation unter
Windows 95 bitten wir Sie, vorgängig mit uns [Comelivres, Neuägeri]
Kontakt aufzunehmen." Die Installation unter DOS und unter Windows NT
ist dagegen problemlos. Parameter für Sprache (dt., engl., franz.,
ital.), Anzeige, Ausdruck und Export können gesetzt werden.
3. Recherche
Als wesentliche Eigenschaften der CD-ROM CH - v.a. im Hinblick auf die
unten aufgeführten Ausweichmöglichkeiten - seien zum einen die z.T.
erweiterten Suchmöglichkeiten, zum anderen bessere Angebote zur
Weiterverarbeitung hervorgehoben.
Suchbar sind Stichwörter aus Verfasser-, Titel- und Schlagwortfeldern,
die Elemente der Titelaufnahme - allerdings kann man beim RPVZ nicht
nach Verlag, Erscheinungsort, -jahr und -land recherchieren -, bei SNL
und RERO Schlagwörter, für die Sekundärrecherche Dokumenttyp und
Sprache[4] (nicht beim RPVZ), bei den Verbunddatenbanken die besitzende
Bibliothek (nach Sigel, Name und Ort) sowie nur im RPVZ
Bibliotheksadressen (nach Sigel, Name und Ort). Für alle Felder sind
Listen verfügbar. Die Suchbegriffe können - auch im nachhinein
- mit den Booleschen Operatoren (UND/ODER/NICHT) verknüpft werden.
Vergleichsoperatoren bei der Recherche nach Erscheinungsjahren sind
selbstverständlich. Joker können für eine variable oder maximale Zahl
von Zeichen als Rechtstrunkierung angewendet werden.
Im Arbeitsbereich werden die letzten zwölf Anfragen dokumentiert, so
daß auch ein Rückgriff auf frühere Eingaben möglich ist. Des weiteren
können für spätere Wiederverwendung Suchanfragen abgespeichert
werden.
Nach der Anzeige der Ergebnismenge und Aufruf der Kurzanzeige kann man
aus dieser einzelne/mehrere Titel zur Vollanzeige, zum Ausdruck oder
zum Export auswählen.[5] Für die Ausgabe im Vollformat stehen das ISBD-,
das US-MARC-(Austausch)-[6] oder ein detailliertes Format mit
ausgeschriebenen Feldbezeichnungen zur Wahl.
Die CD-ROMs sind völlig unabhängig voneinander, d.h. eine
übergreifende Suche kann nicht durchgeführt werden, noch kann wie z.B.
bei DNB und VLB einfach über das Menü zu einer der anderen Datenbanken
gewechselt werden; vielmehr ist jeweils ein Beenden und Neustart
erforderlich.
4. Verhältnis zu den Online-Angeboten
Als besonderer Vorteil der CD-ROM CH wird in den Anzeigen betont, daß
die "CD-ROM ... zum ersten Mal den Zugriff auf alle Daten mit
derselben Benutzungsoberfläche [ermögliche], was die Recherchierarbeit
bedeutend erleichtert". Dieser Behauptung können allerdings mehrere
Argumente entgegengesetzt werden: zum einen werden drei der
Datenbanken - Helveticat, RPVZ und RERO - unter demselben System VTLS
betrieben, so daß diese auch online dieselbe Benutzeroberfläche
bieten, und nur ETHICS + hier abweicht, zum anderen werden die
Bibliothekskataloge über das Internet nicht nur als Telnet-, sondern
auch als noch einfacher zu bedienende WWW-OPACs z.T. mit
Bestellfunktion angeboten und schließlich existiert mit dem
Informationsnetz Schweiz (InfoNet-Suisse) im WWW eine Möglichkeit der
übergreifenden Recherche in diversen schweizerischen
Bibliothekskatalogen und Datenbanken (von den vier auf der CD-ROM CH
fehlt hier RPVZ).[7] Ganz abgesehen davon, daß die CD-ROM CH nur einen
Ausschnitt aus der Schweizer Bibliothekslandschaft abbildet und dabei
u.a. die beiden noch unter SIBIL (Système Informatisé pour
Bibliothèques) laufenden Verbünde - den Deutschschweizer
Bibliotheksverbund (DSV) mit ca. 1,3 Mio. Titeln, in dem 70 Basler und
Berner Bibliotheken kooperieren,[8] und das St. Galler Bibliotheksnetz
(19 Bibliotheken aus dem Kanton St. Gallen und aus Liechtenstein)[9]
- ausschließt.
Um es nicht bei dieser Aufzählung zu belassen, sondern eine Einordnung
der Alternativen zu ermöglichen, werden im folgenden die verschiedenen
Zugangsmöglichkeiten zu den auf der CD-ROM CH angebotenen Daten
zusammenfassend dargestellt.
4.1 Die VTLS-Datenbanken im WWW
Der WWW-Zugang zu den VTLS-Datenbanken Helveticat,[10] RPVZ,[11] und RERO[12]RPVZ),
Titel-/Titelstichwort, Schlagwörter (nicht in RPVZ), Klassifikation
(nur in RERO) und Signatur (nur in Helveticat). Drei verschiedene
Recherchemöglichkeiten werden geboten: einfache Suche nach einem Wort
oder einer Phrase aus einem der Suchfelder, kombinierte Recherche
(UND/ODER/NICHT) in zwei Suchfeldern und Expertensuche mit
Eingabemöglichkeit einer freien Rechercheformulierung mit
Feldbezeichnungen, Booleschen Operatoren und Klammersetzung. Eine
Bestellmöglichkeit besteht nicht. Bei RERO ist besonders zu beachten,
daß lediglich die bibliographischen Daten nicht jedoch die Signaturen
der teilnehmenden Bibliotheken, Klassifikation oder Ausleihstatus
angezeigt werden, diese Informationen findet man nur in den OPACs der
einzelnen Bibliotheken.
4.2 Die VTLS-Datenbanken über Telnet
Demgegenüber bieten die Telnet-Kataloge[13] weitere Suchmöglichkeiten und
bei Helveticat auch eine Bestellfunktion. Fast alle auf der CD-ROM CH
angebotenen Recherchefelder stehen auch hier zur Verfügung. Bei
Helveticat und RERO vermißt man neben anderen v.a. die Felder des
Erscheinungsvermerkes, bei RERO zudem ISBN/ISSN, Dokumenttyp und
Sprache. Für Helveticat und RERO wird zusätzlich eine Signaturensuche
angeboten. Die Bedienung des Telnet-OPACs kann kommandogesteuert oder
menügeführt erfolgen. Auch hier kann für die Oberfläche zwischen den
vier Sprachen (dt., engl., franz., ital.) gewählt werden. Da die
Bedienungsfreundlichkeit von Telnet-OPACs gegenüber graphisch
gestalteten Oberflächen zurücksteht, wird von VTLS ein besonderes
Programm angeboten, das die Benutzung der Kataloge erleichtern soll.
EasyPac - kostenlos, allerdings nur nach Registrierung[14]
herunterzuladen - als spezielles 'Telnet-Programm' für die
VTLS-Kataloge ermöglicht einige der Recherchefunktionen über eine
graphische Oberfläche, ohne Kenntnis der VTLS-Dialogsprache
auszuführen. Eine Einschränkung in den Suchmöglichkeiten gegenüber dem
reinen Telnet-OPAC besteht nicht, da über eine Kommandozeile jederzeit
die VTLS-Befehle eingegeben werden können. Für eine Suche mit EasyPac
kann man über eine Schaltfläche ein Dialogfenster aktivieren, das
Eingabefelder für Verfasser, Schlagwörter, Titel, Signatur und
Stichwörter sowie Schalter für die Boolesche Kombination zweier
Begriffe (UND/ODER/NICHT) bietet. Des weiteren kann man über eine
History-Funktion auf frühere Befehle (die letzten 20 werden
dokumentiert) zurückgreifen und die Sprache über das Menü auswählen;
daneben erleichtert EasyPac den Ausdruck und das Abspeichern von
Bildschirmseiten und läßt eine Mausbedienung zu. Auch das lästige
Login-Verfahren entfällt, da nach Auswahl des gewünschten Kataloges
(Helveticat, RPVZ, RERO oder Teilkataloge von RERO) das Login-Script
automatisch abläuft.
4.3 HotETHICS
Da die Recherche- und Bestellfunktionen des WWW- und Telnet-Angebots[15]
von ETHICS + sich angeblich nicht unterscheiden,[16] wird im folgenden
lediglich HotETHICS,[17] der auf Java basierende WWW-Katalog,
vorgestellt. Wegen der Verwirklichung als Java-Katalog kann allein der
Verbindungsaufbau zu HotETHICS bis zu mehrere Minuten benötigen. Dann
jedoch bekommt man eine einfach zu bedienende graphische Oberfläche
geboten. Ermöglicht wird die Stichwortsuche oder Auswahl aus
alphabetischen Listen in den Titel- und Autorenfeldern, eine
- gegenüber der CD-ROM CH zusätzlich angebotene - sachliche Recherche,
die Signaturenabfrage und Verwaltung des Benutzerkontos. Die
booleschen Verknüpfungen UND/ODER sowie variable End-Trunkierung sind
einsetzbar.
4.3 Informationsnetz Schweiz
Auch die über das Informationsnetz Schweiz angebotene, von der ETH
Zürich entwickelte Metasuchmaschine[18] ist Java-basiert mit den schon
bei HotETHICS erwähnten Nachteilen[19] und - um das gleich vorwegzunehmen
- weniger komfortabel als der von der Idee vergleichbare KVK.[20] Das
Informationsnetz Schweiz erlaubt allerdings nicht nur den Zugriff auf
bibliographische Datenbanken, sondern bezieht auch kostenpflichtige
Angebote mit ein. Folgende Datenbanken können nach den drei Kriterien
Verfasser/Personennamen, Titel oder "weiteren Suchbegriffen"
(lediglich eine UND-Kombination der drei Felder ist möglich)
durchsucht werden: Helveticat, RERO, ETHICS +, der Alphabetische
Zentralkatalog (AZK) der Zentralbibliothek Zürich,[21] DeskTop
Mathematik,[22] die Chemie-Bibliothek (aufgeteilt nach Monographien und
Zeitschriften) der ETH Zürich[23] und das Who is who in Switzerland,[24] das
ebenfalls bei der ETH Zürich aufliegt.[25] Aus der Liste der verfügbaren
Dienste können die gewünschten Datenbanken ausgewählt werden. Nach der
Recherche werden in zwei "Resultatlisten" die Ergebnisse von zwei der
ausgewählten Informationsanbieter angezeigt - über Listenfelder
können die entsprechenden Anbieter verändert werden. Da die Resultate
als Links funktionieren, kann man über sie ein neues Fenster für den
Datenbankanbieter - also z.B. der Schweizerischen Landesbibliothek
- und dort die ausführlichen Informationen abrufen.
5. Bewertung
Da wohl die wichtigsten Datenbanken der CD-ROM CH aus deutscher Sicht
unter dem Aspekt der Titelverifizierung die nationalbibliographischen
Instrumente Helveticat und RPVZ sein dürften, kann auf den Kauf der
CD-ROM verzichtet werden. Bereits die WWW-OPACs können die meisten
Fragestellungen - trotz ihren eingeschränkten Möglichkeiten
- beantworten. In Rechnung zu stellen ist auch die größere Aktualität
der Online-Kataloge gegenüber der CD-ROM, die sich z.T. noch auf dem
Stand von Dezember 1996 befindet.
Saskia Hedrich
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