Die im Titel genannten Ortschaften Altona, Bergedorf, Harburg,
Schiffbek und Wandsbek beziehen ihre pressehistorische Bedeutung durch
ihre unmittelbare Nachbarschaft "vor den Toren" der Post- und
Nachrichtenzentrale Hamburg. Nicht selten sind sie - gelegentlich auch
nur fingierte - Ausweichplätze für Hamburger Drucker und Verleger, die
dem politischen Druck der Hamburger Zensurbehörden ausweichen wollen,
und fast durchweg nehmen die an diesen Orten gedruckten Presseorgane
inhaltlichen Bezug auf Hamburg und finden dort auch ihren Absatz.
Einen relativ eigenständigen Platz nimmt nur Altona ein, das als
königlich dänische Stadt innerhalb des deutschen Reichs dänischen
Zensurgesetzen gehorchte, die als freizügiger galten und kurzfristig
(1770/1772) sogar Pressefreiheit verkündeten. Die übrigen Ortschaften
liegen in verschiedenen politischen Einzugsbereichen, mit je
spezifisch sich wandelnden Zensurbedingungen. Gemeinsam ist allen
wieder die Abhängigkeit vom Nachrichtenplatz Hamburg, die sich für
alle Zeitungen und Zeitschriften dort zum gleichen Vorteil wendet, da
- um die längeren Laufzeiten der Nachrichten aufzufangen - auf eine
eingehende Vorzensur verzichtet wurde. Zudem wurden Nachrichten, die
sich auf Hamburg bezogen, nicht so kleinlich zensuriert wie in der
Stadt selbst. Zur Bedeutung des historischen Presseplatzes Hamburg sei
nur auf die Einschätzung verwiesen, daß dort im 17. und 18.
Jahrhundert etwa ein Achtel der seinerzeit in Deutschland
veröffentlichten Presseorgane erschienen sind.[2]
Da das Handbuch für die hamburgischen Nachbarorte vom selben
Bearbeiterteam und im selben Arbeitszusammenhang erarbeitet worden
sind wie das Handbuch für Hamburg, erübrigt sich eine erneute
Vorstellung der Arbeitsprinzipien. Immerhin ist auffällig, daß die
Bearbeiter sich deutlich mehr Platz für die Vorstellung und
Kommentierung der einzelnen Zeitungen, Zeitschriften,
Intelligenzblätter und Kalender genommen haben als im ersten Band:
Hier werden 248 Titel auf 682 Spalten vorgestellt (in Hamburg 1018 auf
1956 Spalten), d.i. je Titel durchschnittlich 2,75 Seiten (für Hamburg
nur 1,9 Seiten), auch die Register der Personen und Institutionen
fallen ausführlicher aus (je Titel 0,5 statt 0,23 Seiten), desgleichen
die Register der Sachen und Orte (je Titel 0,38 statt 0,15 Seiten). Da
man nicht annehmen wird, daß die größere Ausführlichkeit von der Sache
her geboten ist, muß man wohl konzidieren, daß die Bearbeiter sich
mehr Raum genommen haben, um diesen Band ähnlich umfangreich wie die
Hamburger Teilbände werden zu lassen. Da die größere Intensität vor
allem den bekannteren Presseorganen zugute kommt, geraten einige
Artikel zu kleineren Abhandlungen (mit über 20 Spalten), während
andere so knapp beschrieben werden, wie es ihnen aus heutiger und
damaliger Sicht wohl zukommt. Den 218 in historischer Folge
abgehandelten Presseorganen aus Altona folgen ein Bergedorf
zugeschriebener Almanach, eine Zeitung aus Harburg, 13 Periodika aus
Schiffbek und 15 aus Wandsbek; die schon erwähnten Register gelten für
alle Ortschaften zugleich. Zeitungen wie der Hollsteinische (später:
Hamburgische) unpartheyische Correspondent, die an wechselnden Orten
erschienen sind, werden sowohl in Hamburg - in diesem Fall mit dem
umfangreicheren Beitrag - als auch in Schiffbek - hier mit den
Schiffbeker Einzelheiten - vorgestellt. Ein Verfahren, das man sich
etwas weniger aufwendig hätte vorstellen können, das aber dem
Vorhaben, ortsbezogene Pressehandbücher zu erarbeiten, voll
entspricht.
Die biobibliographischen Handbücher haben mit dem Altonaer Band
gegenüber den Hamburger Teilbänden an Intensität noch gewonnen, ob und
wie das editorische Programm für die weiteren Bände gewahrt werden
kann, wird sich mit der Veröffentlichung des nächsten Bandes, der
Leipzig gewidmet ist, erweisen. Der erwähnte Arbeitsbericht läßt die
gleiche sorgfältige und exakte Arbeitsweise erkennen, wie sie bisher
galt. Ein Projekt ist begonnen worden, das im Detail erschöpfende
pressehistorische, bibliographische und biographische Auskunft für die
bearbeiteten Orte und Regionen verspricht. Mit den Hamburger und
Altonaer Handbüchern sind Vorbilder und Maßstäbe gesetzt worden, die
prägenden Charakter für ähnliche Unternehmen haben sollten - und die
aller Einschätzung nach kaum zu überbieten sind.
Wilbert Ubbens
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