Ein direkter Vergleich der Ausgaben von 1983 bzw. 1987 mit dem
vorliegenden Verzeichnis läßt neben stilistischen Varianten als
bedeutendste Änderungen die Verschiebung der zeitlichen Grenze für
alte Karten von 1800 auf 1850 erkennen, bedingt durch das DFG-Projekt
zur Altkartenkatalogisierung.[4]
Addiert man die Zahl der Sammlungen von 1983 (= 471) und 1987 (= 298)
und vergleicht die Summe von 769 mit der jetzt erreichten Zahl von 612
Sammlungen, fällt die doch große Differenz auf. Sie läßt sich wohl in
erster Linie durch die Umstrukturierung der öffentlichen Verwaltung in
den neuen Bundesländern erklären. Auch vermißt man einige Sammlungen
im vorliegenden Verzeichnis, was aber vermutlich darauf zurückzuführen
ist, daß der Fragebogen nicht rechtzeitig beantwortet wurde.[5]
Entfallen sind außerdem Angaben zum Personal, zur Methode der
Aufbewahrung und zur Anzahl der Arbeitsplätze. Da Karten normalerweise
von der Ausleihe ausgeschlossen sind, muß davon ausgegangen werden,
daß geeignete Arbeitsplätze mit einer adäquaten Ausstattung (Karten-
bzw. Leuchttisch, Reproduktionsmöglichkeit) zur Verfügung stehen. Das
Verzeichnis informiert dafür sowohl über thematische und regionale
Schwerpunkte der Bestände als auch über besonders wertvolle oder
seltene Stücke, die durch ein Register erschlossen sind. Der Benutzer
des Verzeichnisses wird dabei auch zu Sammlungen geführt, deren
Existenz er wohl nicht vermutet hat, wie z.B. die Commerzbibliothek
der Handelskammer Hamburg. Der Wert einer Sammlung ergibt sich für den
Benutzer schließlich aus der Erreichbarkeit, wozu die Angaben zur
formalen und sachlichen Erschließung sowie die Öffnungszeiten dienen.
Literaturangaben am Schluß der Eintragungen nennen Veröffentlichungen
über die Sammlung bzw. über einzelne Stücke. Der herausklappbare
Schlüssel des Gliederungsschemas erleichtert die Handhabung.
Der Umschlag des Bandes schlägt nun sichtbar den Bogen zwischen den
bisherigen Aufgaben der Sammlungen und den neu zu beschreitenden
Wegen. Germania Magna aus Claudius Ptolemaeus' Geographia (Ulm, 1482)
steht für die Archivierung wertvoller Altbestände, während das
Satellitenbild Deutschlands auf zukünftige Erweiterungen in Richtung
digitaler Anwendungen[6] (Karten-CD-ROMs bis hin zu Geographischen
Informationssystemen) hinweist, denen sich die Sammlungen zu stellen
haben. Die nächste Ausgabe des Verzeichnisses wird diesem Aspekt mehr
Aufmerksamkeit widmen müssen.
Ein Wermutstropfen bleibt freilich: das Verzeichnis der
Kartensammlungen in Deutschland suggeriert einen recht hohen
Stellenwert der Sammlungen innerhalb der jeweiligen Institution.
Leider ist die Realität oftmals anders und die Kartensammlungen führen
ein eher bescheidenes Dasein am Rande. Dies wird z.B. deutlich, wenn
man auf den Internetseiten der Bibliotheken und Archive nach Hinweisen
auf eine Kartensammlung sucht: leider meist vergeblich. So wäre zu
wünschen, daß das Verzeichnis auch dazu beitragen möge, die
Kartensammlungen aus ihrem Schattendasein heranzuführen.
Wolfgang Crom
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