dürfte es sich für kleinere
Bibliotheken gar als eine Alternative dazu anbieten. Auf gut 1200
Seiten finden sich in einem durchgehenden Alphabet rund 4000 Artikel
zu Personen, Werken und Realien. Unter den Realien sind Ortsnamen
besonders umfassend berücksichtigt. Wie von dem Verfasser nicht anders
zu erwarten, ist das Werk in bester positivistischer Manier gehalten,
daher tatsächlich ein Informationsmittel. Die Artikel sind aus
einleuchtenden sachlichen Gründen von sehr unterschiedlicher Länge
- zum Riesengebirge reichen drei Zeilen, die man aber auch nicht
missen
möchte - und durchweg ausformuliert, so daß der Benutzer von unschönem
und unklarem Telegrammstil verschont bleibt. Die Einträge zu einzelnen
Werken sind des öfteren gut zwei Seiten lang, so daß auch knappe
interpretatorische Bemerkungen Platz finden. Nahezu allen Artikeln
sind ein paar weiterführende Literaturhinweise beigegeben: Die
Titelangaben führen - wie dies auf dem knappen Raum auch nicht anders
möglich wäre - die Vornamen der Verfasser nur mit Initialen an und
sind bei Monographien um die Publikationsorte bzw. bei unselbständig
erschienenem Schrifttum um die Seitenangaben reduziert.
Zahlreiche sinnvolle Verweisungen, insbesondere von zitatüblich
verkürzten Werktiteln auf die vollständige Ansetzung, erleichtern die
Suche. Dagegen hat Wilpert vernünftigerweise auf Verweisungen aus dem
Artikel-Text heraus verzichtet: Wer zu dort genannten weiteren
Personen, Orten usw. mehr erfahren will, wird in der Regel nicht
enttäuscht, wenn er unter diesen im Alphabet sucht.
Zahlreiche Stichproben bestätigen, daß die Fülle der aufbereiteten
Informationen mit großer Sorgfalt recherchiert ist.[2] Daß zuweilen aus
der nachgewiesenen Literatur nicht alle für einen Gegenstand besonders
ergiebigen Aspekte eruiert sind, zeigt der Eintrag zu dem Gedicht
Willkommen und Abschied ("Mir schlug das Herz"), dem eine
Dreiviertelseite gewidmet ist. Dort wird in der Bibliographie zu Recht
Eckhardt Meyer-Krentlers gleichnamiges Buch[3] zitiert, der - teils
sogar interpretierende - Text des Artikels unterschlägt jedoch die
wichtige Entdeckung des Verfassers dieser Studie, daß es sich nämlich
bei der Formulierung des Titels um eine Anspielung auf eine im 18.
Jahrhundert noch geläufige strafrechtliche Prozedur handelt,
derzufolge ein Delinquent bei Einlieferung ins Zuchthaus und bei
seiner Entlassung jeweils einer heftigen körperlichen Züchtigung durch
Auspeitschung unterzogen wurde, die als "Willkommen" und "Abschied"
bezeichnet wurden. Um wieviel besser ein Leser das Gedicht versteht,
wenn er sich dieses Zusammenhangs bewußt ist, liegt auf der Hand.
Hans-Albrecht Koch
- [1]
- Daß eine solche Ergänzung erforderlich ist, scheint auch der Verlag
des Goethe-Handbuchs erkannt zu haben und kündigt unter der werbenden
Überschrift "Alle über Goethe!" für Oktober 1998 folgenden Titel an:
Metzler-Goethe-Lexikon : alles über Personen, Werke, Orte, Sachen,
Begriffe, Alltag und Kurioses. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998
(Okt.). - ca. 600 S. : Ill. - ISBN 3-476-01589-0 : ca. DM 58.00. -
Eine Rezension in IFB ist vorgesehen. [sh]
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- [2]
- Eine beckmesserische Korrektur: die S. 993 zitierte Monographie des
Rezensenten zum deutschen Singspiel ist nicht 1975, sondern 1974
erschienen.
(zurück)
- [3]
- Willkomm und Abschied, Herzschlag und Peitschenhieb : Goethe,
Mörike, Heine / Eckhardt Meyer-Krentler. - München : Fink, 1987. - 186
S. : Ill. - ISBN 3-7705-2433-0.
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