Zu diesen sieben Grundbänden der Denkmalverzeichnung für Bayern im
Rahmen der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland erscheinen
nun nach und nach erweiterte Inventarbände.[2] Für die Denkmäler der
Stadt Regensburg bedeutet diese erweiterte Beschreibung eine Expansion
der Verzeichnung von den gut 30 Seiten des Listennachweises auf nun
fast 900 Seiten inventarartiger Erfassung. Im Vergleich zur Konzeption
anderer Großinventare und Inventarreihen (auch in Bayern selbst) sind
zwar auch hier die Einträge immer noch knapper und dem urspünglichen
Konzept der Denkmaltopographie verpflichtet; Michael Petzet,[3] der
Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und
Herausgeber des Gesamtinventars Denkmäler in Bayern spricht im Vorwort
treffend vom "Charakter eines nachrichtlichen Verzeichnisses"; schon
gar nicht ist die Darstellungsform monographisch expandiert.
Gleichwohl ist das Angebot an zusammenhängend gebotener
Grundlageninformation, die dem eigentlichen Denkmälerverzeichnis
vorausgeht, auch hier mehr als eindrucksvoll; teilweise findet sie
sich als Zusammenschau hier erstmals publiziert. Kapitel zur
Geschichte der Stadt Regensburg, zur Siedlungsgeschichte und der
archäologischen Denkmalpflege, zur Stadttopographie und
Stadtentwicklungsgeschichte, schließlich zur Geschichte der
Stadtsanierung und Denkmalpflege und zum mittelalterlichen Bürgerhaus
in Regensburg bestimmen diesen ersten Teil mit 112 Seiten. Darauf erst
folgt auf über 700 Seiten die Beschreibung der Einzeldenkmäler;
Personenregister, topographischer Index der Denkmäler,
Literaturverzeichnis, Kartenteil und Abbildungsnachweise beschließen
den Band.
Die 1986 publizierten Denkmallisten bilden nun nur noch das
Grundgerüst für das eigentliche Inventar des vorliegenden Bandes. Die
ursprünglichen Auflistungen der einzelnen Denkmäler sind um eine
wirkliche Text- und Bilddokumentation (mit insgesamt rund 4000
Abbildungen) angereichert. Für das Beispiel Baumburger Turm werden nun
die Informationen auf eine ganze Textspalte erweitert, außerdem werden
12 kleine Abbildungen (Außenansicht, Details des Inneren, Ausstattung)
und ein Grundriß des Erdgeschosses geboten. Zugleich werden kleine
Fehler der Listenpublikation korrigiert: selbstverständlich heißt es
jetzt "Anbau spätgotisch mit Fortsetzung zur Kramgasse 3". Auch
Ergebnisse und Einblicke aus jüngeren Sanierungsmaßnahmen[4] fließen in
die Dokumentation ein: so kann auf 1992 im Baumburger Turm freigelegte
Wandmalereien und ihre weitere konservatorische Behandlung hingewiesen
werden. Denkmalspezifische Hintergrundinformationen sind aber vor
allem auch den beiden Beiträgen des ersten Teils zur Stadtsanierung
und Denkmalpflege und zum mittelalterlichen Bürgerhaus zu entnehmen.
Gerade die Ausführungen zur Stadtsanierung in Regensburg (und sie
können geradezu exemplarisch für deutsche Städte gelesen werden)
machen deutlich, wie entscheidend, aber auch wie schwierig und
langwierig der Schritt weg von der noch in den 70er Jahren geforderten
autogerechten Innenstadt, von geschlossenen Viertelsanierungen
(Flächen- und Blocksanierungen) und reinen Fassadenrestaurierungen war
hin zu einer Einzelobjekt-bezogenen Denkmalpflege und Stadtsanierung,
die auf das jeweilige Denkmal gezielt zugeschnittene Sanierungs- und
Restaurierungsmaßnahmen in den Mittelpunkt stellt und zugleich
verstärktes privates Engagement und Interesse fördert.
Diese umfassende Bearbeitung des (außerordentlich hohen) Regensburger
Denkmälerbestandes war u.a. aber nur möglich durch ein an der
Universität Bamberg angesiedeltes Forschungsprojekt
"Denkmaltopographie" unter Leitung von Achim Hubel. Hubel bringt im
Einführungskapitel denn auch einen Überblick zur Denkmalerfassung in
Regensburg und zum Forschungsstand; auch Desiderate werden genannt:
Manche grundlegende denkmalkundliche Erfassung (gerade der Kirchen und
der monumentalen Profanbauten) ist in der Basis älter als 60 Jahre und
ließe somit eine komplette Neuerfassung wünschenswert erscheinen, um
in jeder Hinsicht den neuesten Forschungsstand zu präsentieren. Im
Profanbau, wo besonders zahlreich einschneidende Sanierungsarbeiten in
den letzten Jahrzehnten vorgenommen wurden, ist zudem eine
aktualisierte, insbesondere auch photographische Dokumentation nach
wie vor wichtig und längst noch nicht vollständig.
Das vorliegende Inventar zu Regensburg ist somit auch jetzt keine
Neubearbeitung im Sinne eines klassischen Großinventars, es entspricht
aber den Vorgaben der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland
und deren Zielsetzung eines im Vergleich zum klassischen Großinventar
beschleunigten Denkmälernachweises. Nur in dieser Form konnte die
Fülle des Materials bewältigt und zugleich eine komprimierte Schau des
gesamten Regensburger Denkmälerbestandes überzeugend erreicht werden.
Und für die Denkmäler in Bayern insgesamt konnte die vergleichsweise
schon jetzt erfreuliche Nachweislage erneut in einem wichtigen Punkt
verbessert werden. Am Schluß bleibt daher nur ein bescheidener Wunsch
zur Publikation anzumerken: Allein beim begleitenden Kartenmaterial
wären zusätzlich besser lesbare Detailkarten (Quartiere, Straßenzüge)
zur leichteren Lokalisierung der Einzeldenkmäler sehr erwünscht; eine
derartige Ergänzung in der nächsten Auflage würden sicher alle
Nicht-Regensburger bzw. alle ohne Regensburger Stadtplan in Reichweite
danken.
Angela Karasch
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