Tatsächlich informiert bereits die 1. Aufl. 1952 in ihren Lebensbildern und Werkbeschreibungen über Werke von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) bis Wolfgang Fortner (1907 - ) - also über 1860 hinausgehend -, weitere Komponisten fanden im Musikgeschichtlichen Überblick (S. 793 - 846 = 54 S.), der an die Komponisten-Chronologie anschloß, Erwähnung.
Die 9. Aufl. 1972 enthielt Komponisten von Johann Sebastian Bach bis Krzysztof Penderecki (1933 - ), der jetzt von Klaus Schweizer neu verfaßte Musikgeschichtliche Überblick 148 S. (S. 843 - 990).
Die 10. Aufl. umfaßt die Zeit von Georg Friedrich Händel (1685 - 1759) bis Robert Wittinger (1945 - ), wobei "43 der insgesamt 82 Komponisten seit Schönberg ... mit informativen Kurzartikeln vertreten" (S. 7) sind ohne die Vorstellung von Einzelwerken; der Musikgeschichtliche Überblick 26 S. (S. 887 - 1012).
Die 15. Aufl. 1996 beginnt wiederum mit Georg Friedrich Händel und endet mit Wolfgang Rihm (1952 - ), der Musikgeschichtliche Überblick umfaßt 25 Seiten (S. 889 - 1014).
Allen Auflagen gemeinsam war der Anhang: 1. Das Orchester (Orchesterbesetzungen), 2. Stichwortverzeichnis, 3. Verzeichnis der Komponisten und der besprochenen Werke.
Neu strukturiert präsentiert sich nun die 16. Aufl. 1998, die mit
einer Einführung zu Orchester und Orchestermusik beginnt (S. 11 - 14).
Beibehalten wurde die Chronologie des Hauptteils, doch gehen die
Artikel zu Komponisten (der erste Artikel widmet sich Antonio Vivaldi)
und die zusammenfassenden Texte zu einzelnen Epochen unter Erwähnung
von Komponisten ohne eigene Artikel jetzt jeweils fließend ineinander
über; dafür entfällt der bisherige Musikgeschichtliche Überblick.
Breiten Raum nehmen dabei die Kapitel Das 19. Jahrhundert (S. 291
- 532) und Das späte 19. und das 20. Jahrhundert (S. 532 - 1104) ein.
Im
Vergleich dazu umfassen die Kapitel Konzertformen der Barockepoche bis
Die Wiener Klassik nur 517 Seiten (S. 15 - 532). Die Texte wurden
weitgehend neu verfaßt[3]. Die Komponistenartikel gliedern sich nach dem
Namen mit Geburts- und Sterbedaten und -orten in kurze biographische
Angaben, meist eine Übersicht über die Orchesterwerke sowie allgemeine
Bemerkungen zum Werk. Die Werkbeschreibungen - oft mit Notenbeispielen
- beginnen in der Regel nach dem Titel mit Opuszahl mit der Angabe der
Besetzung; der Entstehungszeit; dem Jahr und Ort der Uraufführung und
ggf. der deutschen Erstaufführung, beides häufig mit Angabe der
Interpreten (meist nur Solisten und Dirigent); im letzten Kapitel Das
späte 19. und 20. Jahrhundert überwiegend mit Aufführungsdauer;
schließlich der Satzbezeichnungen; doch finden sich auch
Gegenbeispiele, die sich ohne diese Informationen ausschließlich mit
einer knappen Werkbeschreibung begnügen (z.B. Rimskij-Korsakow: 1.
- 3. Sinfonie, S. 527 - 528).
Es folgt das Verzeichnis der Abkürzungen und das Namenregister mit
Verzeichnis der besprochenen Werke, dessen Gestaltung von den früheren
Auflagen übernommen wurde, obwohl die Aufspaltung in zwei getrennte
Register (Namenregister und Übersicht über die besprochenen Werke)
sinnvoller und benutzerfreundlicher gewesen wäre.
Insgesamt ist die Qualität von Reclams Konzertführer gegenüber der
früherer Auflagen gestiegen.
Der Konzertführer Klassik stellt den ärgerlichen Versuch einer
Neuvermarktung unter anderem Titel dar, handelt es sich doch um einen
unveränderten Nachdruck von Lexikon Orchestermusik Klassik.[4] Ob mit
dem Lexikon Orchestermusik Barock und dem Lexikon Orchestermusik
Romantik, die beide noch unter diesen Titeln als Taschenbuch lieferbar
sind, entsprechend verfahren wird, bleibt abzuwarten.
Alphabetisch nach Komponisten geordnet, gliedern sich die Artikel in
die biographischen Angaben zum Komponisten und die Werkbeschreibungen
(Jahr und Ort der Entstehung und der Uraufführung, Originalverlag,
Fassungen und Bearbeitungen, Orchesterbesetzung, Spieldauer, Incipits
der einzelnen Sätze, Analyse). Trotz der Anlage im Komponistenalphabet
handelt es sich dem Inhalt nach um einen Führer und nicht um ein
Lexikon, so daß der neue Titel Konzertführer Klassik zutreffender ist
als der frühere Lexikon Orchestermusik Klassik.[5] Von den 9 Autoren der
Beiträge, die am Ende des Bandes mit Kurzbiographien vorgestellt
werden und "deren Fach- und Detailkenntnis es erlaubt, die oft
schmerzlich große Lücke zwischen den neuesten wissenschaftlichen
Forschungsergebnissen und deren Anwendung auf die Musikpraxis und die
Musikpublizistik schneller zu schließen" (S. VI), ist keiner im
Autoren-Handbuch Musik 1997/98 genannt.
In Anbetracht der kurzen Berichtszeit und des relativ hohen Preises im
Vergleich zu dem von Reclams Konzertführer, der Informationen zu
wesentlich mehr Komponisten und Werken enthält, ist der Konzertführer
Klassik weniger empfehlenswert.
Martina Rommel
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