Die Kumulation der Titel aus den BB verfolgt lt. Vorwort folgende
Ziele: 1. "Das gesamte Material wird in einer einheitlichen Systematik
angeboten"; 2. "Fortsetzungswerke sind zusammengefaßt"; 3. "Anordnung
und Präsentation sind vereinheitlicht"; dazu "ist eine
Vereinheitlichung auf der Basis der ... RAK ... angestrebt worden"; 4.
"Umfangreiche Register sorgen für eine optimale Erschliessung". Um
diese Ziele zu erreichen, wurden die Titel aus den gedruckten Bänden
und den Zettelkästen bei der Redaktion (für die nicht im Druck
erschienenen) nachträglich digitalisiert; daß dabei "eine
Neukatalogisierung der Titel ... aus naheliegenden Gründen nicht
möglich (war)", leuchtet ein. Im folgenden soll für die drei ersten
Punkte geprüft werden, wie die Bearbeiter dieses Programm verwirklicht
haben. Punkt 4 kann erst geprüft werden, wenn die Register, für die
die Bd. 9 - 12 vorgesehen sind,[6] vorliegen.
1. Systematik
Die BB waren von Anfang an nach Sachgruppen mit weiterer
Untergliederung angelegt. Diese bestanden ohne einschneidende
Änderungen bis Bd. 11 (1969). Eine völlige Neugliederung in 18
alphabetisch geordnete Gruppen wurde mit Bd. 12 (1970) nach der
Übernahme der BB durch die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
vom Rezensenten eingeführt, der damals diesen Band zusammen mit
Herbert Rister bearbeitet hat. Der spätere, langjährige Bearbeiter,
Werner Schochow, hat die Systematik bis Bd. 27 (1985) beibehalten.
Erst für die beiden letzten Bd. 28 (1986) - 29 (1987) wurde die
Systematik erneut völlig geändert und umfaßte zum Schluß 65 Gruppen,
die z.T. noch weiter untergliedert waren. Wenn man jetzt im Vorwort zu
IBB liest, daß diese sinnvollerweise "die umfassendste, in den letzten
erschienenen Bänden benutzte" Systematik verwende, so ist das eine
Fehlinformation, da die Großgruppen eindeutig die achtzehn in den Bd.
13 - 27 verwendeten sind und nicht etwa die der Bd. 28 - 29. Sie seien
hier noch einmal in Erinnerung gerufen. 1. Allgemeine Bibliographien;[7]
2. Bildungswesen und Erziehung; 3. Geographie, Kartographie, Geodäsie;
4. Geschichte; 5. Information, Bibliotheken, Museen; 6. Kunst; 7.
Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung; 8. Mathematik; 9. Medizin,
Pharmazie; 10. Naturwissenschaften; 11. Philologie,
Literaturwissenschaft; 12. Philosophie; 13. Psychologie; 14. Recht und
Verwaltung; 15. Religion, Theologie; 16. Sozial- und
Wirtschaftswissenschaften, Politik; 17. Sport, Spiele, Körperkultur;
18. Technik.
2. Konsolidierung der Eintragungen durch Zusammenführung der Bände
laufender und mehrbändiger Bibliographien
Diese Entscheidung ist sehr zu begrüßen, da die BB die einzelnen Bände
laufender oder mehrbändiger Bibliographien nach und nach angezeigt
haben, während sie jetzt in einer einzigen, wenngleich nicht immer
einheitlichen Bandfolge platzsparend zusammengefaßt sind. Die
mangelnde Einheitlichkeit, die darin besteht, daß die unterschiedliche
Verzeichnungspraxis (die im Laufe der Zeit zu immer detaillierteren
Angaben führte) nicht nachträglich vereinheitlicht werden konnte, kann
man akzeptieren. Mehr als Schönheitsfehler sind jene Fälle, in denen
die Band-Abfolge durcheinandergeraten ist. Derartige Beispiele sind
zahlreich, aber daß dies ausgerechnet bei den Bibliographischen
Berichten (Nr. 208) passierte, ist schon peinlich. Hier steht Bd. 12
vor Bd. 11 und überhaupt bricht die Folge mit Bd. 25 (1983) ab. Die
letzten vier Bd. 26 (1984) - 29 (1987) fehlen ebenso wie Bd. 30 (1988)
mit dem Gesamtregister für die Bd. 11 - 29. Hier macht sich der Zwang
negativ bemerkbar, nur Titel und Bände anzuzeigen, die bereits in den
BB verzeichnet waren, obwohl man doch billigerweise annehmen könnte,
daß die abschließenden Bände der BB unter den "für die laufende
Berichterstattung zu spät gekommen(en)" sein müßten. Offensichtlich
wurden auch die durch diskontinuierliche Anzeige in den BB
entstandenen Lücken in der Bandfolge nicht nachträglich geschlossen,
selbst da, wo es dank der reichen Bestände der Staatsbibliothek recht
einfach gewesen wäre. Bedauerlich ist die Entscheidung der
Herausgeber, den ältesten Band einer Bandfolge in die Titelaufnahme
selbst zu integrieren, statt ihn, wie die späteren, jeweils auf
eigener Zeile folgen zu lassen; durch dieses Verfahren wird der erste
Band zum Nachteil der Übersichtlichkeit geradezu versteckt. Aufs ganze
gesehen hat diese Konsolidierung jedoch den erfreulichen Effekt, die
Zahl der Eintragungen in den 29 Bänden der BB deutlich zu reduzieren:
so wurden in Bd. 1 aus 22.135 Titeln 11.027 Eintragungen, in Bd. 2.
ist das Verhältnis dann nur noch 17.214 zu 11.327; die beiden Zahlen
dürften sich in den späteren Bänden weiter annähern, enthält doch Bd.
1 ganz besonders viele fortlaufende Bibliographien mit zahlreichen
Bänden.
3. Anordnung und Präsentation
In diesem Bereich sind gravierende Mängel zu konstatieren, die die
anfängliche Freude über die Kumulation vergällen und diese auf weite
Strecken unbrauchbar machen, zumindest aber die Möglichkeiten, die die
Kumulation im Hinblick auf eine bequeme Benutzung erlaubt hätte,
völlig unzureichend nutzen.
Wenn schon die relativ kleine Titelzahl eines Abschnitts in einem der
Bände der BB unzureichend untergliedert war, so führt die Weigerung
(oder die Bequemlichkeit) der Bearbeiter der IBB, die in der
Kumulation wesentlich umfangreicheren Abschnitte einheitlich und
sinnvoll weiter zu untergliedern, zu einem auf weite Strecken kaum
nutzbaren Datenfriedhof.
Sieht man von den Untergliederungen ab, die - außer in Kapitel 1 - in
den Kapitelüberschriften weitgehend vorgegeben sind,[8] so finden sich
allein Gliederungen nach Kontinenten und weiter nach Ländern.
Typographisch sind erstere durch einen durchgehenden Strich über die
ganze Spaltenbreite, letztere durch Unterstreichen des Ländernamens
verwirklicht; die Untergliederung unterhalb des Ländernamens erfolgt
durch nicht unterstrichene Namen der Landesteile was allerdings nicht
immer konsequent gehandhabt wird.[9] Warum sich diese praktische
Unterteilung auf nur einige Abschnitte von Bd. 1 beschränkt, ist nicht
einzusehen: der Abschnitt 1.7 Amtliche Druckschriften mit 381 Nummern
ist in besagter Weise gegliedert, der Abschnitt 1.9 Schul- und
Hochschulschriften mit immerhin 523 Nummern dagegen nicht. Auch ist
nicht nachvollziehbar, warum wahlweise von dem Gliederungsprinzip nach
Nationen zugunsten von größeren Regionen abgegangen wird, wie z.B.
Osteuropa (S. 83 - 86) wo alle Titel unterschiedslos zusammengewürfelt
werden, mit Ausnahme der auf Rußland bezogenen, die eine separate
Eintragung haben. Warum wohl auf S. 75 Afrika, Asien zusammengefaßt
ist, obwohl ausschließlich Titel mit Bezug auf Asien verzeichnet sind,
und warum wird nicht weiter - wie sonst - nach den asiatischen Ländern
differenziert?
Es gibt kaum einen Abschnitt in Bd. 1, der sich nicht auf die eine
oder andere Weise sinnvoll untergliedern ließe. Selbst wenn sich die
Bearbeiter nicht zutrauen sollten, sämtliche Titel richtig zuzuordnen,
wäre es immer noch besser, die Masse feiner zu ordnen und die relativ
wenigen, die man ohne erneute Autopsie nicht meint einordnen zu
können, in eine Rubrik unklassifiziert zu stecken. Die falschen - z.T.
ärgerlichen, z.T. erheiternden - Fehlklassifizierungen einzelner Titel
sind sowieso zahlreich.
Der vom Rezensenten 1970 eingerichtete Abschnitt 1.12 Sonstige
Allgemeinbibliographien war damals eine Verlegenheitslösung, die man
im Zuge der Kumulation hätte auflösen, zumindest aber sachlich
gliedern können, was bei der gegenüber dem Einzelband relativ hohen
Titelzahl eine ansehnliche Gruppen ergeben hätte.[10]
Auch andere Abschnitte hätten im Zuge der Kumulation sinnvoll
zusammengeführt werden sollen. Das gilt für den Abschnitt 1.11
Regionalbibliographien[11] und das Kapitel 4 Geschichte in Bd. 2, das
gleichfalls nur nach Kontinenten gegliedert ist: hier findet sich
übrigens eines der größten Massengräber mit 3802 nur alphabetisch
geordneten Titeln in Abschnitt 4.5 Europa. Die Zuordnung zu 1.11 bzw.
4 erfolgt allein auf Grund der Titelfassung und jeder weiß, wie wenig
man häufig vom Titel auf den Inhalt - Allgemeinbibliographie vs.
Geschichtsbibliographie - schließen kann. Nicht einmal ein erklärender
Hinweis am Anfang des Abschnitts macht den Benutzer auf diese Klippe
aufmerksam. Daß sich im Abschnitt 1.11 viele Titel finden, die an ganz
anderer Stelle einschlägig sind, sei nur beiläufig erwähnt.
Bereinigt gehört hätte auch der Abschnitt 1.10 Biobibliographien, der
neben biobibliographischen (z.T. auch primär biographischen)
Sammelwerken vor allem einzelne Personalbibliographien enthält,
nämlich dann, wenn sich die Bearbeiter der BB nicht für die Zuordnung
zu einem Fach entscheiden mochten, da Personalbibliographien ansonsten
bei diesen stehen. Viele dieser Personalbibliographien hätten
nachträglich leicht den Fächern zugeordnet werden können und die, bei
denen das nicht möglich ist, hätten zumindest in eine eigene Folge,
geordnet nach der Person (und nicht nach dem Titel)[12] gebracht werden
müssen. Die hier zahlreich begegnenden Universitätsbibliographien
gehören dagegen in Abschnitt 1.9, wo sie sich mit ihren Schwestern
treffen würden.
Das für die Klassifizierung der Personalbibliographien Angemerkte gilt
auch für den Unterabschnitt 1.6.4 Register zu einzelnen
Zeitschriften.
Selbst wenn man über die zahllosen Fehlklassifizierungen einzelner
Titel gnädig hinwegsieht, bleibt das Manko, daß die generellen Mängel
bei der Zuordnung ganzer Gruppen von Bibliographien nicht wenigstens
anläßlich der Kumulierung bereinigt wurden, wo sie allein durch ihre
Zahl als Problem ins Auge stechen, das bei wenigen Titeln in den
Bänden der BB nicht als solches erkannt wurde.
3.1 Titelaufnahmen
Die Behauptung, daß "eine Vereinheitlichung auf der Basis der ... RAK
... angestrebt worden" ist, kann man als guten Vorsatz zur Kenntnis
nehmen. Mit RAK hat das Ergebnis jedoch absolut nichts zu tun. Nicht
einmal die Deskriptionszeichen wurden übernommen, geschweige denn
einheitlich gesetzt (so kann etwa der Schrägstrich alles mögliche
bedeuten). Daß Körperschaften als Urheber nicht berücksichtigt werden,
ist noch der kleinste Mangel: sie werden einfach in der Vorlageform
aufgeführt. Wie daraus einmal das angekündigte "Körperschaftsregister"
entstehen soll, dürfte den Bearbeitern noch Kopfzerbrechen bereiten,
oder, wie zu vermuten steht, auch nicht, da sie vermutlich einfach die
Vorlageformen alphabetisieren werden. Sinnvoll war allerdings die
Entscheidung, alle Titel grundsätzlich unter dem Sachtitel
einzuordnen, wodurch die leidige Frage, ob eine Person Verfasser oder
nur Herausgeber ist - und daher in den BB je nachdem die Person oder
der Sachtitel die Haupteintragung bekam - erledigt ist.
Annotationen wurden übernommen, ebenso die Bibliothekssigel (bei 1a
z.T. mit Signatur); ob sämtliche, scheint dem Rezensenten zumindest
eine Frage wert.
Fazit
So vorteilhaft die Kumulation allein schon durch die Zusammenführung
der Titel aus 29 Bänden (und noch mehr Kapiteln und Abschnitten, da
die BB früher mehr als einmal jährlich erschienen) und der
Konsolidierung durch Zusammenfassung der Bände fortlaufender
Bibliographien ist, so versagt die IBB kläglich bei der in Anbetracht
der hohen Titelzahl unabdingbaren feineren Gliederung. Der Rezensent
ist auf Grund des vorher Ausgeführten mitnichten der Meinung seiner
geschätzten Kollegin von der ZfBB,[13] die leichtfertig äußerte, daß "das
Ergebnis [d.h. die IBB] dank seiner deutlichen Gliederung (ein) gut
handhabbares Verzeichnis" sei. Die IBB ist unter diesem Aspekt eine
riesige Enttäuschung, da sie leichtfertig die Möglichkeiten vergibt,
die die Kumulierung eröffnet hätte. Der Verleger, der viel Geld in die
Digitalisierung der Titel investiert hat, bekommt damit keine
Fortsetzung des Besterman, der sich gegen diese Nachbarschaft der IBB
leider vom Jenseits aus nicht mehr wehren kann.
Klaus Schreiber
Zurück an den Bildanfang