Aufnahme in die Mikrofiche-Edition und damit in den dazugehörigen
Katalog fanden sowohl die Druckschriften aus den verschiedenen
Sammlungen der Vatikanischen Bibliothek, in die sie nach ihrem
Transport nach Rom eingearbeitet worden waren bzw. in die sie nach
ihrer Weitergabe als Dubletten dann als Schenkungen zurückgekehrt
sind, als auch die Drucke aus anderen römischen Bibliotheken. Sie alle
wurden vom Herausgeber aufwendig nach unterschiedlichen Kriterien wie
Einbandgestaltung, Verfasserschaft, Eintragungen vatikanischer
Mitarbeiter, aber auch mit Hilfe vorhandener Verzeichnisse und
Kataloge, Akten und Forschungen zu Teilbeständen zusammengestellt.
Nicht enthalten sind die abhandengekommenen und die bislang nicht
rekonstruierbaren bzw. aus verschiedenen Gründen nicht verfilmbaren
Titel. Außerdem nicht aufgenommen wurden die in Deutschland
verbliebenen Reste der Palatina, die sich heute teilweise im Besitz
anderer Bibliotheken befinden. So erwähnt Mittler etwa die Funde in
Mainz, Darmstadt, München, den akribisch gearbeiteten
Ausstellungskatalog von Gunter Quarg, mit dem die Universitäts- und
Stadtbibliothek Köln auf 67 aus ihrem Bestand ermittelte Drucke der
Palatina 1998 aufmerksam machte,[3] und einen Ottheinrich-Band in der
Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Allerdings ist die Vorstellung
des letztgenannten Bandes in einer Publikation des Saur-Verlages vom
Herausgeber leider unbeachtet geblieben.[4]
Die Katalogisate der Inkunabeln sowie der Drucke des 16. und des 17.
Jahrhunderts sind unter fortlaufender Nummer in einem Alphabet in den
Bänden 1 und 2 des Kataloges enthalten. Die Einträge setzen sich
jeweils aus Verfasser, Sachtitel, Druckort, Drucker/Verleger,
Druckjahr, Blatt-/Seitenzählung, Signatur des Originals, Annotationen
wie gegebenenfalls dem Erscheinungsvermerk in Vorlageform oder der
Nennung angebundener Schriften sowie aus der Mikrofiche-Nummer
zusammen. Mehrfachexemplare und andere Ausgaben eines Druckes wurden
aufgenommen, hier allerdings nur die Abweichungen. Band 3 enhält 1.
das Register der Signaturen, das aber leider nicht nach den Signaturen
des maßgeblichen Verzeichnisses von Stevenson[5] ordnet); 2. das
Register der Mikrofiches; 3. das chronologische Register, wobei
innerhalb jedes Jahres die Ordnung der Drucke (mit Verfasser,
Kurztitel, Katalog- und Mikrofiche-Nummer) alphabetisch erfolgt. In
Band 4 folgen 1. das Register der Personen (Verfasser, Beiträger,
Adressaten, Sammler, Gefeierte); 2. das Register der Verleger/Drucker
mit ihren Werken (Kurztitel, Katalog- und Mikrofiche-Nummer) in
alphabetischer Reihenfolge (wurden die Drucker bei der Titelaufnahme
nicht normiert, sondern nach der Vorlageform angesetzt, so hätte eine
Normierung im Register erfolgen müssen, was in einigen Fällen nicht
geschehen ist[6]); 3. das Register der Verlags- und Druckorte.
Die an der UB Heidelberg erstellten mehr als 12.000 Katalogisate, die
auch über den Südwestverbund recherchierbar sind, bieten gerade für
das 16. Jahrhundert, aus dem der größte Teil der Drucke stammt, neue
Zuweisungen und Korrekturen, die z.B. auch an die VD16-Redaktion
weitergegeben wurden. Da, sofern zu ermitteln, mindestens ein
bibliographischer Nachweis angefügt wurde, ist der Rückgriff auf die
Standardwerke möglich. Bedauerlich ist nur, daß der Benutzer des
Katalogs neben dem bibliographischen Nachweis keinen Hinweis auf die
Abweichungen erhält.[7]
Auf Mikrofiche abgebildet wurden, in der Anordnung nach ihrem heutigen
Aufstellungsort, die vollständigen Drucke mit ihren Gebrauchsspuren
und Einbänden, die gerade bei der Palatina wichtige
Identifikationsmerkmale sind. Umso verwunderlicher ist es, daß zwar
zum einen wegen der "außerordentlichen Bedeutung für die Geschichte
der Bibliothek und ihrer Bestände" (Einleitung, S. XIX) alle
greifbaren Dubletten verfilmt wurden, zum anderen aber die Angaben zur
Individualität eines jeden Druckes, zu seinen Vorbesitzern und
Besitzvermerken, zu handschriftlichen Widmungen und Anmerkungen oder
auch der Nachweis der schon von Schunke vorgenommenen
Einbandbestimmungen[8] fehlen. Sollten solche Provenienzermittlungen bei
der katalogmäßigen Darstellung einer einzelnen, noch physisch
vorhandenen, wenn auch zerstreuten Bibliothek (sei sie auch noch so
umfangreich) nicht schon Standard sein oder zumindest diskutiert
werden müssen, so wären sie gerade für den "optimus Germaniae
litteratae thesaurus" unabdingbar, nämlich als Indiz für die Dynamik
seiner Entstehung, seines Wachstums und unter Berücksichtigung der
Bestandszusammensetzung als Ausdruck seiner Individualität. Da bereits
zu den meisten Drucken ausführliche bibliographische Beschreibungen
vorhanden sind, wäre mit einer Entscheidung zur Verkürzung der
Titelaufnahmen zugunsten der Darstellung der exemplarspezifischen
Besonderheiten der Bedeutung der Palatina eher Rechnung getragen
worden.
Das Verdienst der vorliegenden Arbeit liegt zweifellos in der
"Wiedergewinnung" eines Großteils der Druckwerke der Palatina. Nicht
unerheblich ist, daß hier ein umfangreiches Konvolut an Mikrofiches
bereitgestellt wurde, das, sollte es auch noch in EROMM eingespielt
werden,[9] Mehrfachverfilmungen für Fernleihzwecke zumindest vermeiden
helfen kann.
Kathrin Paasch
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