Seit dem ersten, noch unselbständigen Erscheinen 1976/77 in Plakatform
im Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten[2] hat
das Verzeichnis der alternativMedien - wie es nach dem typographischen
Willen der Herausgeber heißen soll - nicht nur fünfmal den Titel
geändert,[3] sondern sich auch in seiner äußeren Form beträchtlich
weiterentwickelt. Heute wird das VaM neben der Druckform in diversen
elektronische Formen - Diskette, CD-ROM, Online-Datenbank im Internet,
aus dem Internet herunterzuladende PDF Dateien - angeboten. Diese
Angebotsfülle soll eine möglichst weite Verbreitung gewährleisten.
Die neueste,[4] hier besprochene Ausgabe 1997 folgt auf die von 1991/92
und verzeichnet lt. Vorbemerkung über 2000 Titel. Aufgenommen sind in
diesem Zeitraum erschienene Zeitschriften, ohne Rücksicht auf
Lieferbarkeit, da das VaM nicht nur aktuelle Kontaktadressen anbieten,
sondern "die Existenz früherer Zeitschriften rekonstruieren" möchte.
Es ist deshalb auch beabsichtigt, alle früheren Ausgaben von 1981/82
(1981) - 1991/92 (1991) "als Datenbank im Internet zu
veröffentlichen"; warum nicht auch die von 1980 wird nicht gesagt.
Die Aufnahmekriterien haben sich im Laufe der Zeit nur wenig geändert,
weshalb die Kompilatoren weiterhin extensiv in Kleindruck aus den
Vorworten früherer Ausgaben zitieren (8 S. nicht paginierte
Vorbemerkung). Intendiert ist die Abrenzung zur "bürgerlicher Presse",
zu den kommerziellen Zeitungen und von Parteien abhängigen
Publikationen sowie der innerhalb von "vermachteten Einrichtungen"
erscheinenden Zeitungen (gemeint sind z.B. Schüler-, Knast- und
Betriebszeitungen). Überhaupt besteht das Vorwort zum VaM zum
überwiegenden Teil aus Zitaten früherer Vorworte, die nur kurz durch
Statements der heutigen Herausgeber unterbrochen werden. Stattdessen
hätte man sich detaillierte Angaben zu den heute geltenden
Auswahlkriterien gewünscht. So ist der wohl wichtigste Satz der
Herausgeber zwischen den programmatischen Diskussionen früherer
Herausgeber eher versteckt: "Inhaltliche Kriterien sind bei unserem
Verzeichnis der alternativMedien nachrangig, und die Aufnahme ins
Verzeichnis ist auch bisweilen recht subjektiv." Daß dann auch kaum
als "alternativ" zu bezeichnende Zeitschriften (wie etwa das
Stadtmagazin LIFT Stuttgart oder das Jazz-Podium verzeichnet sind) ist
nicht verwunderlich.
Obwohl die Ende der siebziger Jahre formulierten Kriterien heute
"etwas breiter gefaßt" seien, was mit der Archivfunktion des ID
zusammenhinge, verwundert es trotzdem, wenn auch das genannte Prinzip,
keine von Parteien (und doch wohl auch Gewerkschaften) abhängigen
Zeitschriften aufzunehmen, vielfach nicht beachtet wurde, wie z.B.
Zeitschrift der Juso-Hochschulgruppen Baden-Württemberg; M, Menschen
- Machen - Medien : Zeitschrift der IG Medien. - Grüne Blätter :
Mitgliederzeitschrift der Grünen Baden-Württemberg. - Morgen :
Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands. - Kunst & Kultur
: Kulturpolitische Zeitschrift der IG Medien. - Es sind also
vermutlich nicht Parteizeitschriften insgesamt, sondern nur die der
bürgerlichen Parteien ausgeschlossen.
Die Druckausgabe ist nach Ländern (Österreich, Schweiz, Deutschland,
Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande) gegliedert, wobei der
Schwerpunkt bei der deutschen Alternativ-Presse liegt: Titel aus
Österreich sind deutlich in der Minderzahl, noch weniger kommen aus
der Scheiz und die restlichen Länder sind mit einzelnen Zufallsfunden
vertreten, so daß man einmal mehr nach der Stringenz der
Auswahlkriterien fragt. Die Titel sind dann weiter innerhalb der
Erscheinungsorte - zum Nutzen von Pflichtexemplarbibliotheken, die
hier sicherlich fündig werden - alphabetisch geführt. Die Angaben
umfassen in der Regel: Titel, Verlag, Herausgeber, Adresse,
Öffnungszeiten, Erscheinungsfrequenz, Erscheinungsbeginn, Auflagenhöhe
und Preis. Ein dem Hauptteil vorangestelltes alphabetisches
Titelverzeichnis erschließt den Band. Auf der CD-ROM (s.u.) und im
Internet kommen zu den genannten weitere Informationen: Signatur im
ID, online Verfügbarkeit, URL, E-Mailadresse, Angaben zu Anzeigen
sowie regelmäßigen Rubriken, Schlagwörter und z.T. eine
Selbstdarstellung der herausgebenden Gruppe.
Neben den Titeln aus VaM und VdlB verzeichnet die CD-ROM zusätzlich
die im IISG vorhandene deutschsprachige Literatur. Im Freitext oder in
den Titelstichwörtern kann man die als getrennte Datenbanken auf der
CD-ROM angebotenen Verzeichnisse des ID-Archives abfragen. Die in der
Hilfefunktion genannten weiteren Suchfelder für Autoren und Jahre
werden dagegen nicht angeboten. Auch die gerade für
Pflichtexemplarbibliotheken wünschenswerte Suche nach Orten kann nur
relativ unspezifisch über die Freitextsuche gelöst werden. Boolesche
Operatoren, Indizes und Trunkierungen stehen für die Recherche zur
Verfügung. Abspeichern und Ausdruck leider nur einzelner Titel, sowie
Kopieren in die Zwischenablage ist möglich.
Da das kostenlose Internetangebot[5] die Datenbanken online, auf
aktuellstem Stand bietet, ist dieses zur Recherche nach alternativer
Presse und Broschüren vorzuziehen.
Saskia Hedrich
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