Auf den bereits in IFB besprochenen Band für Ungarn[2] folgte der hier
zusammen mit den anderen Neuerscheinungen kurz anzuzeigende zweite
Band für die Bibliotheken der Tschechischen Republik (wie wohltuend,
daß sich die Bearbeiter - doch wohl mit Einverständnis der
tschechischen Bibliothekare - gegen "Tschechien" entschieden haben),
die den zahlenmäßig größten Beitrag zum Handbuch ... leisten, was man
erst ganz wird ermessen können, wenn der als Bd. 1 angekündigte Band
über die Bibliotheken in Prag erschienen sein wird. Der jetzt
vorgelegte über die Bibliotheken in Böhmen und Mähren mit 37 bzw. 29
Eintragungen überschneidet sich zum ganz kleinen Teil mit Bd. 2,
insofern dort bereits 3 (bzw. 1) Schloßbibliotheken behandelt wurden,
die hier beim Ort nur noch mit einer Verweisung auf jenen Band
vertreten sind. Dem Typ nach handelt es sich um Bibliotheken mit ganz
verschiedener Aufgabenstellung und in sehr unterschiedlicher
Trägerschaft (Bezirks-, Museums-, Archivbibliotheken, dazu mehrere
kirchliche, insbesondere Klosterbibliotheken, dagegen nur eine
Universitätsbibliothek, die in Brünn) mit insgesamt kurzen
Eintragungen. Bemerkenswert ist der aktuelle Berichtsstand der Artikel
- meist Mitte 1998; ältere wurden möglichst auf diesen Stand ergänzt.
Daß beide Teile mit einer Geschichte der Bibliotheken in Böhmen (S. 21
- 32) bzw. in Mähren (S. 163 - 171) eingeleitet werden, gehört zum
Standard aller Reihen des Handbuchs ... (mit Ausnahme des Bandes für
Bayern[3]).
Unter Überspringung der für die Slowakische Republik bzw. für Polen
reservierten Bd. 4 und 6 erschienen im Frühjahr 1999 kurz
hintereinander die beiden Bände über die deutschen historischen
Buchbestände in den nordeuropäischen und den baltischen Ländern. In
Bd. 7,1 fehlt leider ein Beitrag über Norwegen, "trotz einer schon
1989 gegebenen Zusage zur Mitarbeit": schade, daß sich nicht auch hier
ein deutscher Bearbeiter finden ließ, wie im Falle der Artikel für die
schwedischen Bibliotheken, die von Wolfgang Undorf stammen, der zu
diesem Zwecke eigens Schwedisch gelernt hat. Hier die baren Fakten:
Dänemark mit 10 Bibliotheken an 4 Orten (davon Kopenhagen allein mit
deren vier, darunter die Königliche Bibliothek mit dem längsten
Artikel); Schweden übertrifft Dänemark an Seitenzahl und bietet
Eintragungen zu 13 Bibliotheken an 7 Orten (davon 7 Institutionen in
Stockholm; die umfangreichsten Artikel haben auch hier die Königliche
Bibliothek sowie die Universitätsbibliothek Lund); Finnland, das Bd.
7,2 eröffnet weist nur eine Eintragung für die Universitätsbibliothek
Helsinki auf; Estland ist mit 9 Bibliotheken (in Reval und Dorpat)
vertreten, Lettland mit 5 Bibliotheken in Riga und Libau und
schließlich Litauen mit 6 Bibliotheken, davon 4 in Wilna und 2 in
Kauen.
Bd. 6 behandelt in einem längeren Abschnitt 27 Bibliotheken in 17
polnischen Städten (S. 19 - 216) und vier Bibliotheken in zwei (Sofia
mit dreien, Plovdiv mit einer) bulgarischen Orten (S. 217 - 257). Von
den polnischen Bibliotheken sind (soweit die Eintragungen zehn Seiten
übersteigen) hervorzuheben: die Universitätsbibliothek Warschau, die
Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die
Jagiellonen-Bibliothek in Krakau, die Universitätsbibliothek Posen und
- mit dem längsten Artikel - die Universitätsbibliothek Breslau. Bei
der genannten Krakauer Bibliothek sind den Alten Drucken aus den
Sammlungen der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek in Berlin
eigene Beschreibungen vorbehalten (S. 111 - 112). Die Artikel für die
bulgarischen Bibliotheken sind dagegen, was die deutschen Buchbestände
und damit den eigentlichen Zweck der Verzeichnung betrifft, eher
enttäuschend, und wenn trotzdem z.T. längere Artikel zustande kommen
(für die Nationalbibliothek mit über zehn Seiten), so ist das vor
allem der Aufzählung zahlreicher Einzeltitel primär des 19.
Jahrhundert ohne besondere Relevanz zu verdanken.
Wie in den anderen, bereits früher besprochenen Bänden stehen
historische Einleitungen über die Bibliotheksgeschichte der Länder den
Artikeln voran; Auswahlbibliographien über das Bibliothekswesen der
einzelnen Länder stehen unpraktischerweise nicht immer bei diesen,
sondern sind teilweise am Schluß länderweise zusammengefaßt (so in Bd.
7,2; anders verfährt Bd. 6). Auch bei den Registern wird
unterschiedlich verfahren: während dasjenige für den Doppelband 7 alle
Länder in einem gemeinsamen Register erschließt, gibt es in Bd. 6
getrennte Register für Polen und Bulgarien, die aber wiederum (anders
als die Literaturverzeichnisse) nicht am Schluß des jeweiligen Teils
stehen, sondern am Ende des ganzen Bandes.
Auch wenn der Anlaß für die Erarbeitung all dieser Bände die
Ermittlung und Beschreibung der deutschen historischen Buchbestände
war, lassen sich diese natürlich nicht losgelöst von der Geschichte
der Bibliotheken der einzelnen Länder und der Geschichte von deren
Bibliotheken darstellen, weshalb sich diese Bände vorzüglich zur
Information über die nationale und institutionelle
Bibliotheksgeschichte eignen, wie man sie sonst nicht so komprimiert
und schon gar nicht in einer (immer noch) international gängigen
Sprache vorfindet. Unter diesem Aspekt nimmt man die - mangels Masse
- partielle Dürftigkeit der Angaben zum Bestand an deutschen
historischen Buchbeständen (etwa im Abschnitt für Bulgarien in Bd. 6)
eher in Kauf.
Klaus Schreiber
Zurück an den Bildanfang