Auf eine längere, bis 1984 zurückreichende Geschichte kann der von
Pierre Cabanne im Verlag Bordas (nach der Vereinigung mit Larousse
erscheint die neueste Ausgabe unter diesem Imprint) herausgegebene
Guide des musées de France zurückblicken, dessen neueste, nach
Auskunft des Vorworts, 6. Aufl. als Le nouveau guide des musées de
France erscheint. Aktualisierte Neuauflagen von Museumsadreßbüchern
sind in Frankreich in besonderem Maße erforderlich, da die
Dezentralisierung der früher einseitig auf Paris konzentrierten
Museumskultur seit dem legendären Kulturminister Lang, also seit den
80er Jahren, gewaltige Fortschritte gemacht hat, was sich auch in der
Errichtung zahlreicher neuer Museen und der Modernisierung anderer
manifestiert. Die vorliegende Ausgabe verzeichnet lt. Waschzettel über
2000 Museen, geordnet nach 24 Regionen (in alphabetischer Folge, mit
den überseeischen Departements und Territorien am Schluß). Eingeleitet
jeweils von einem Überblick über die Museumslandschaft und einer Karte
wird weiter im Alphabet der Departements und dann der Orte geordnet.
Am Schluß jedes Departements sind weitere, weniger bedeutende Museen
mit Kurzeintragungen aufgeführt, während die im Hauptteil durch eine
Markierung mit einem Stern bis zu deren fünf nach ihrer Bedeutung
klassifiziert werden (ein Register der mit fünf oder auch nur vier
Sternen ausgezeichneten fehlt, anders als in den diversen Führern aus
dem Hause Michelin, so daß der aufs Blättern angewiesen ist, der
wissen möchte, für welches Museum gilt: "vaut le voyage" oder auch nur
"mérite un détour"). Die Angaben zu den Museen beginnen mit Adresse
und Öffnungszeiten; der Museumstyp wird durch Piktogramme
symbolisiert, ebenso die besonderen Dienstleistungen. Die
unterschiedlich langen, insgesamt aber ausführlichen Beschreibungen
charakterisieren das Museum und benennen bedeutende Sammlungen und
Einzelstücke. Die Erschließung durch folgende Register ist bis auf
Kleinigkeiten[2] vorbildlich: 1. der Orte; 2. der Museumsnamen (unter
sinntragenden Wörtern); 3. der erwähnten Künstler und sonstiger
berühmter Personen; 4. der Sammlungsgegenstände nach Schlagwörtern
(mit graphischer Differenzierung nach Spezial- und sonstigen
Beständen).
Der Guide des musées de France von Aude Grouard de Tocqueville ist von
ganz anderem Charakter, insofern die Verfasserin ausgewählte Museen
auf Grund eigener Anschauung in ein oder mehrseitigen Porträts mit
Abbildungen von Gebäuden und ausgewählten Werken vorstellt. Auch hier
erfolgt die Gliederung nach größeren territorialen Einheiten,
beginnend mit Paris und endend mit den überseeischen Departements und
Territorien, eingeleitet durch Übersichtskarten und innerhalb im
Alphabet der Orte. Die Auswahl ist durchaus persönlich und manchmal
wundert man sich, welche Museen die Autorin durch eine ausführliche
Beschreibung auszeichnet, so bspw. das eher kuriose denn authentische
Musée Pétrarque in Fontaine de Vaucluse; das am selben Ort (linker
Hand auf dem Wege zur résurgeance) gelegene, erst 1990 in einem Neubau
eröffnete, überaus interessante Musée d'Histoire 1939 - 1945 zum
Alltagsleben im besetzten Frankreich findet sich nur hier, während es
im vorstehend besprochenen Verzeichnis unverständlicherweise fehlt.
Die hohe Zahl von insgesamt (lt. Waschzettel) 3000 Museen wird
allerdings nur dadurch erreicht, daß am Schluß jedes Kapitels
zahlreiche Museen mit bloßen Kurzeintragungen verzeichnet sind. Leider
erschließt das einzige Register nach Orten und Museen das Adreßbuch
nur ganz unzureichend. Auch aus diesem Grund und ebenso dank seiner
größeren Aktualität[3] empfiehlt sich eher das vorstehend besprochene
Verzeichnis zur Anschaffung.
Klaus Schreiber
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