Während Bd. 8 ohne Vorbemerkung und sogar ohne Widmung auskommen muß (der Rezensent hätte - da er vom Bearbeiter inzwischen freundlicherweise aufgeklärt wurde - wenigstens ein "o.W.", soll heißen: "ohne Widmung" erwartet), enthält Bd. 7 beides. Aus der Vorbemerkung (S. IX - X, aus der alle folgenden Zitate stammen), die sich wie ihre Vorgängerinnen im Unpräzisen bewegt, ist folgendes zitierenswert: "Es charakterisiert auch die vorliegenden Bände, daß die bibliographische Berichterstattung weder vollständig ist, noch Vollständigkeit intendiert. Es fehlen Titel! [Na so was! Keiner hätte es gedacht.] Wohl weil sich der Bearbeiter als kurzsichtig erwies, weil bibliographische Ermittlungen aus Zeitgründen abzubrechen waren, weil auch einmal ein Karteikasten eines Interimskataloges zu Fall kam." Man kann in Anbetracht dessen die "durchaus unkokette Wiederholung, daß [es sich bei der WBB um] eine - umfassende Auswahl aus der Gesamtheit der ... Literatur" handelt, nachsichtig gestimmt akzeptieren, wenn man unter Auswahl eben nicht eine bewußte formal oder inhaltlich definierte versteht, sondern eine auf weite Strecken durch die vorstehend genannten Faktoren bestimmte eher zufällige.
Das kann man auch an dem im Anhang von Bd. 7 abgedruckten Verzeichnis der ausgewerteten und benutzten Zeitschriften und Periodika ablesen, die, wie es in einer Notiz heißt, "ganz oder teilweise ausgewertet bzw. in einzelnen Fällen benutzt worden sind," was immer man unter letzterem verstehen mag. Natürlich (möchte man sagen) sind nur die baren Titel aufgeführt, nicht aber die ausgewerteten Jahrgänge mit einer Markierung, welche "ganz oder teilweise ausgewertet" wurden. Sieht man die Titel durch, versteht man auch, warum dies so ist, denn Zeitschriften wie die folgenden, willkürlich aufgespießten, dürften allenfalls ausnahmsweise etwas Einschlägiges veröffentlicht haben: AFZ-Fischwaid: allgemeine Fischerei-Zeitung, Glaube und Gewissen, Glaube und Heimat, Glaube und Himmel, Glaubensbote (bekanntlich kann der Glaube ja Berge versetzen, ob bibliographische Gebirge, ist fraglich). Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, die Kernzeitschriften komplett auszuwerten?
Mit Bd. 8 ist die eigentliche Bibliographie mit all ihren Lücken abgeschlossen. Die insgesamt 116.821 Eintragungen entsprechen wegen der Mehrfacheintragungen nicht ebensovielen Titeln. Wieviele es wirklich sind, weiß vermutlich auch der Bearbeiter nicht genau: "rund einhunderttausend Titelmeldungen" erfahren wir aus der Vorbemerkung. Ebenda werden Pläne für die Register mitgeteilt, wobei die Speicherung der Daten in einem PC "so ist zu hoffen, diese Arbeit erleichtern" wird.
Da sich der Rezensent daran gewöhnt hatte, den Ankündigungen des Bearbeiters der WBB im Hinblick auf die Zeitplanung mit Skepsis zu begegnen, hatte er damals an dieser Stelle eine Vorschau auf die erst angekündigten Register gegeben, da er mit deren baldigem Erscheinen nicht rechnete. Aber siehe da, Ende 1998 kamen vier Registerbände auf einen Schlag heraus, offensichtlich dank der "EDV-Koordination", die in den Händen des Sohnes des Bearbeiters liegt. Da "die bisherigen Bände der WBB ... ein lebhaftes, teils zustimmendes, teils heftig kritisierendes Echo ausgelöst" haben, sollte man letzteres gerechterweise auch den Registerbänden angedeihen lassen.
Erfreuliches gleich zu Anfang: Die Gefahr, daß die Register zu Datenfriedhöfen mit langen Zahlenkolonnen verkommen, wird dadurch gebannt, daß nicht nur die laufende Nummer - und dazu praktischerweise der entsprechende Band - zitiert wird, sondern auch der (Kurz-) Titel. Mehrfacheintragungen desselben Titels werden angeblich nur mit einer Stelle vermerkt, doch sind zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel nicht zu übersehen.
Bd. 9 - 10 enthalten das gemeinsame Register der Verfasser
einschließlich sonstiger beteiligter Personen sowie der Titel von
Sachtitelwerken. Während Eintragungen unter ersteren - selbst dann,
wenn sicher ist, daß die Schriften eines Verfassers für die
Berichtszeit bei weitem nicht komplett erfaßt worden sind[1] - noch
einen gewissen Anwert haben, ist der Nutzen eines Registers der
"anonymen Sachtitel" in einer derartigen Bibliographie mit einem sehr
hohen Anteil an unselbständigen Publikationen eher zweifelhaft. Die
Ordnung der Sachtitel erfolgt nicht rein mechanisch nach der gegebenen
Wortfolge, sondern offensichtlich teilweise von Hand gesteuert, wie
das Beispiel der Eintragungen von Titeln zeigt, die Zahlen enthalten:
die zahlreichen Schriften zu 100., 125., 150. etc. Jubiläen stehen im
Prinzip beisammen, unabhängig davon, ob die Zahl ausgeschrieben oder
mit Ziffern wiedergegeben ist (auch Titel wie Zum 100. ... finden sich
hier). Innerhalb ist die Ordnung allerdings streckenweise recht
willkürlich, da die Ansetzung fürs Register offensichtlich nicht
einheitlich gebildet wurde.[2] Ansonsten geht es richtig mechanisch zu,
so wenn etwa der Insel-Almanach auf das Jahr ... ebensoviele
Eintragungen erhält (S. 345, Sp. 3 - 4), wie er Nummern in der
Bibliographie besetzt, und wenn die drei Ausgaben, die nur unter
Insel-Almanach eingetragen sind, am Anfang der Folge ordnen, ist das
dann nur konsequent; daß der Jg. 1964 dagegen versehentlich in Bd. 4
verzeichnet ist, während alle anderen in Bd. 8 zu finden sind, ist dem
PC verständlicherweise nicht aufgefallen.
Bd. 11 enthält das Register nach Ländern und Orten. Die in den
Benutzungshinweisen angekündigte Zusammenführung der verschiedenen
Namensformen ist nicht durchgängig vorgenommen worden: Leningrad und
St. Petersburg sind nicht einmal durch Verweisungen verknüpft. Bei
mehr als 50 Eintragungen unter einem Ort sind diese durch Schlagwörter
nach den sieben Hauptabschnitten der Bibliographie untergliedert; da
die Ordnung innerhalb jedoch nur alphabetisch erfolgt, muß man
trotzdem ggf. viele Spalten durchsehen (unter Leipzig / Verlag,
Buchhandel immerhin 50). "Fremdsprachige Länder- und Ortsnamen werden
i.d.R. in deutscher Schreibweise geboten"; trotzdem sollte man
sicherheitshalber unter beiden nachschauen (Posen und Poznan). Ort und
Region werden nach der Titelfassung getrennt angesetzt, ohne daß dies
bei insgesamt wenigen Eintragungen sinnvoll ist, und Titel, in denen
der zur Differenzierung herangezogene Begriff nicht vorkommt, sowieso
unter dem Ort gesucht werden müssen (Osnabrück, Osnabrück
<Fürstentum>, Osnabrück <Hochstift>, Osnabrück <Raum>).[3]
Bd. 12 enthält drei Register: 1. das Register der behandelten und
erwähnten Personen (auch solcher, die nur in den Annotationen zu
unspezifischen Titeln genannt sind). Die meisten Eintragungen
entfallen auf Gutenberg mit 52 Spalten, obwohl nur die Titel
berücksichtigt sind, die "außerhalb des Abschnittes ..., der sich
spezifisch mit Gutenberg auseinandersetzt, erscheinen". Eintragungen
unter Verlegernamen finden sich zumeist zusätzlich im 2. Register der
Firmen, Gesellschaften, Vereine und Institutionen sowie Zeitungen und
Zeitschriften wieder. Die Ankündigung der Benutzungshinweise
"Buchhandlungen, Druckereien, Papierfirmen und Verlage sowie Zeitungen
und Zeitschriften werden unter diesen Branchen- bzw.
Gattungsbezeichnungen zusammengefaßt registriert" stimmt so nicht:
Lediglich letztere Gattung verfügt über eine eigene alphabetische,
durch Überschrift abgetrennte Abteilung am Schluß, Papierfabriken bzw.
Papiermühlen stehen innerhalb des Alphabets zusammen, während
Buchhandlungen, Druckereien und Verlage nur unter ihrem jeweiligen
Namen erscheinen. 3. Das Alphabetische Gesamtinhaltsverzeichnis (S.
525 - 540) und das Systematische Gesamtinhaltsverzeichnis; ersteres
verweist auf Band und Seite und unterscheidet sich auch dadurch vom
Alphabetisierten Verzeichnis der Sachgruppen, das bereits in Bd. 7 (S.
273 - 286) abgedruckt war; dieses verweist nämlich auf die Notationen
und stimmt auch in den vorkommenden Begriffen mit jenem nicht völlig
überein.
"Ein zunächst vorgesehenes Schlag-/Stichwortregister muß aus Zeit- und
Kapazitätsgründen entfallen" (Bd. 7, S. X), obwohl ein Sachregister
- eine sorgfältige Bearbeitung vorausgesetzt - allein dazu angetan
wäre,
die Titelmasse der WBB sinnvoll einer punktuellen Recherche zugänglich
zu machen. "An seine Stelle ist jedoch - bereits hier im Band 7
abgedruckt - ein alphabetisches Sachgruppenregister getreten, das auf
den rund eintausend Gruppen und Untergruppen der sieben
Hauptabschnitte aufsetzt [!] und über die inhaltliche Gliederung
hinaus den sachorientierten Zugriff auf die bibliographischen
Informationen differenzierter unterstützen soll."[4] Der Nutzen dieses
Registers ist extrem reduziert, da es allein vom Titelanfall abhängt,
was eine eigene Überschrift bekommt und was nicht: Blockbücher ja,
Spielkarten nein. Und ist es sinnvoll unter Buchdruck die
Epochengliederung abzudrucken? Schon gar nicht dann, wenn im Gegensatz
zum Buchdruck des 16. bis 20. Jahrhunderts mit zahlreichen
Untergliederungen der Buchdruck des 15. Jahrhunderts mit einer
einzigen Zeile auskommen muß, da die zu erwartenden Eintragungen unter
Frühdruck, Gutenberg, Inkunabeln u.a. stehen; und wenn es eine
Eintragung unter Buchbinder mit Notnamen gibt, wo sind dann die
Buchdrucker mit Notnamen?
Nach einer acht Jahre währenden qualvollen Geburt liegt die
Bibliographie nun endlich abgeschlossen vor, und man kann sich
vorstellen, daß nicht zuletzt der Verlag gelitten haben dürfte, der
1990 sicherlich nicht wußte, worauf er sich da eingelassen hat,
ebensowenig wie die Subskribenten. Ob wohl die Bibliotheken, die 1990
das Gesamtwerk zum damals genannten Preis von DM 1480.00 bestellt
haben, gemerkt haben, daß sich der Preis inzwischen auf DM 3792.00
fast verdreifacht hat?
Daß die WBB natürlich trotz ihrer Lückenhaftigkeit und ungenügenden
sachlichen Erschließung unverzichtbar ist, braucht kaum betont zu
werden, auch wenn sie wegen der nie offengelegten Auswahlkriterien
einem gewaltigen Bergwerk gleicht, bei dem man nicht weiß, welche
Flöze ganz und welche nur partiell abgebaut sind und welche nur mit
Abraum gefüllt sind, ganz abgesehen davon, daß man in Ermangelung
hinreichender Wegweiser seine eigene Grubenlampe mitbringen muß.
Klaus Schreiber
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