Daß damit ein ausgesprochenes Traditionsbewußtsein verbunden ist,
verwundert nicht und führt auch dazu, daß der Verlag zu den nicht
allzu zahlreichen gehört, die im Laufe der Jahre nicht nur immer
wieder Gesamt-Verlagskataloge vorgelegt haben, sondern diese auch
durch Mehrjahresausgaben laufend aktualisiert haben. Auf den bereits
erwähnten, bis in die Anfänge (d.h. den 1749 gegründeten
Georg-Reimer-Verlag) zurückgreifenden Verlags-Katalog 1747/1949
(1950)[1] folgten die Fünfjahres-Kataloge 1950/55 (1955) - 1966/70
(1971), die dann in der Kumulierung 1950/75 (1976)[2] aufgingen, die im
Gegensatz zum Jubiläumskatalog von 1950 die Titel nicht mehr nach
Sachgebieten verzeichnet, sondern in einem Alphabet zusammenfaßt.
Daran schlossen sich Mehrjahresverzeichnisse an, die z.T. laufend
kumulierten[3] und die jetzt in dem im Oktober 1999 aus Anlaß des
250jährigen Verlagsjubiläums erschienenen Katalog 1950/1999 (1999)
aufgegangen sind.
Der hier anzuzeigende Katalog 1950/99[4] verzeichnet alle lieferbaren
Titel, worunter sich auch erstaunlich zahlreiche, schon vor vielen
Jahren erschienene Werke befinden (auch von den Publikationen vor 1950
hat vieles in den Gewölben des Verlags überlebt und ist auf Anfrage
über das hauseigene Antiquariat zu beziehen). Wie schon die
vorausgehenden Mehrjahres-Kataloge stammen die Titel aus der
VLB-Datenbank, was dann kein Nachteil ist, wenn ein Verlag seine dort
angezeigten Titel sorgfältig meldet und alle Korrekturen, Änderungen
und Ergänzungen vornimmt. Anlage: 1. Hauptteil (der unglücklicherweise
als Hauptregister bezeichnet wird) im Alphabet der Verfasser bzw.
Titel von Sachtitelwerken unter Einreihung aller notwendigen
Verweisungen (z.B. von weiteren Verfassern); die übersichtliche
band- und lieferungsweise Aufführung bei komplizierten vielbändigen
Werken
(z.B. Corpus inscriptionum latinarum) ist ein Service, den ebenso
bequem kein Verbundkatalog und keine CD-ROM[5] bieten kann. 2.
Reihenverzeichnis: Schriftenreihen mit ihren Stücken, numerisch
geordnet, mit verkürzten Aufnahmen für die Stücke (nur Verfasser,
Titel ohne Zusatz, Preise und ISBN; es fehlen die Umfangsangaben, was
angeht, doch hätte das Erscheinungsjahr unbedingt auch hier angegeben
sein müssen); die vollständigen Aufnahmen findet man im Hauptteil. 3.
Stichwortregister, das auf die Ansetzung verweist, unter der man im
Hauptteil nachschlagen muß. 4. Zeitschriftenverzeichnis: nur die
laufenden Zeitschriften (i.e.S., die Jahrbücher finden sich mit
Aufführung der lieferbaren Bände im Hauptteil) mit dem aktuellen
Jahrgang.
Am unteren Rand sind mit schwarzen Balken zwar die vier Teile markiert
(links deutsch, rechts englisch), doch wurde der schwarze Balken
leider nicht nach der Länge für die einzelnen Teile differenziert, so
daß man nicht bereits am unteren Schnitt feststellen kann, bei welchem
Teil man zugreifen soll. Schließlich noch zum Äußeren: der Einband ist
im neuen Design der sonstigen Werbemittel des Verlags gestaltet und
unterscheidet sich vorteilhaft von dem schreiend gelben
Kunststoffeinbänden des Katalogs 1950/75 und der Mehrjahreskataloge.
Obwohl das vorliegende Heft von IFB schon auf dem Weg zum Drucker war,
als der vorstehend besprochene Verlagskatalog einging, hat sich der
Herausgeber entschlossen, diesen doch noch zu berücksichtigen, da er
in dem Komplex der anderen Verlagskataloge einfach nicht fehlen
durfte. Wegen der Enge der Termine können jedoch die beiden anderen,
anläßlich des Verlagsjubiläums erschienenen Publikationen nur kurz
angezeigt werden.
Die von Anne-Katrin Ziesak und anderen Beiträgern (auch aus dem Kreis
der Verleger) stammende Verlagsgeschichte begleitet eine Ausstellung
mit Zimelien aus dem Verlagsarchiv, die in der Staatsbibliothek zu
Berlin - Preußischer Kulturbesitz veranstaltet wurde. Sie gliedert
sich, wie nicht anders zu erwarten, in Kapitel für die oben genannten
Verlage, die sich 1919 zusammengeschlossen haben; das abschließende
Kapitel ist dann dem Verlag Walter de Gruyter gewidmet und behandelt
in mehreren Abschnitten u.a. Weimarer Republik und
Nationalsozialismus, Entwicklungslinien seit 1945, sowie, aus der
Feder des Verlegers, Tradition und Zukunft. Die Auswahlbibliographie
(S. 281 - 284) nennt natürlich auch die oben besprochenen Titel von
Stephan Füssel über G. J. Göschen sowie zahlreiche weitere Titel über
diesen und die anderen inkorporierten Verlage. Zahlreiche, z.T.
farbige Abbildungen (einige von diesen in relativ schlechter Qualität)
stellen Personen, Gebäude, Dokumente und Titelblätter vor. Da der
Verlag seit 1971 über eine Zweigniederlassung in New York verfügt, war
es sicher nicht abwegig, die Verlagsgeschichte auch in einer
englischen Übersetzung vorzulegen.[6]
Die Tatsache, daß die Ausstellung zum Verlagsjubiläum in der
Staatsbibliothek zu Berlin ausgerichtet wurde, hat ihren besonderen
Grund darin, daß sich der Verlag entschlossen hat, sein historisches
Archiv bis 1945, das trotz vieler Verluste immer noch sehr bedeutend
ist, der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin als
Depositum zu übergeben. Daß gleichzeitig auf Grund eines bereits vor
Jahren von dem verstorbenen Otto Neuendorff handschriftlich erstellten
Verzeichnisses der historisch bedeutendste Teil der Korrespondenz
u.d.T. Repertorium der Briefe aus dem Archiv Walter de Gruyter
publiziert werden konnte, kann man als Glücksfall bezeichnen, wird es
doch künftige Forschungen (etwa zur Geschichte der Germanistik)
wesentlich erleichtern. Die Verzeichnung erfolgt im Alphabet der
Korrespondenten (Sammeleintragungen finden sich auch unter
Institutionen wie Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften
und Titeln von Publikationen z.B. Paläontologische Abhandlungen) mit
knappen biographischen Angaben (soweit zu ermitteln), solchen zum
Inhalt der Korrespondenz sowie der Mitteilung, aus welchem
Verlagsarchiv die Stücke stammen (nämlich ganz überwiegend aus denen
von Georg Reimer und Walter de Gruyter).[7] Zwei Register - 1. der Namen
und 2. der veröffentlichten und unveröffentlichten Werke - verweisen
auf die Eintragungen im Hauptteil, in denen sie erwähnt sind.
Klaus Schreiber
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