Die Chronik (S. XV - XXXI), der eine Zeittafel (S. XI - XII)
vorausgeht, bietet einen knappen Rückblick auf 50 Jahre
Verlagsgeschichte und schließt mit einem ebenfalls kurz geratenen
Ausblick in die Zukunft. Sie hat den Charakter einer Jubiläumsschrift
und läßt bisweilen den kritischen Abstand einer historischen
Betrachtungsweise vermissen. Sie ist mit 13 Schwarzweißphotos
illustriert, auf denen vorzugsweise der heutige Verleger bei
Buchpräsentationen und Ehrungen zusammen mit Berühmtheiten
- Bundes- und Ministerpräsidenten, Bundeskanzlern oder Präfekten der
Vatikanischen Bibliothek - abgelichtet ist. Gegründet wurde die Firma
1948 in München von Karl-Otto Saur[1] als Ingenieurbüro für
Betriebs- und Büroorganisation. Am 11. 3. 1949 verpflichtete sich der
Vater des
heutigen Verlegers vertraglich, dem Amt für Landeskunde in Landshut
eine Literaturzusammenstellung zum Thema "Wasserbau" zu liefern. Das
war der unprätentiöse Beginn einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit
Bibliographien und Nachschlagewerken verschiedenster Art. Als Klaus
Gerhard Saur 1963 in den Verlag eintrat, war noch keine der frühen
Publikationen ein kommerzieller Erfolg gewesen. Das sollte sich erst
im folgenden Jahr ändern, als die erste Ausgabe des Internationalen
Verlagsadreßbuchs erschien. Die Firma nannte sich ab 1965 Verlag
Dokumentation Saur und erst ab 1978 K.-G.-Saur-Verlag. 1987 wurde sie
von Reed International, London, aufgekauft. Über ihre weiteren
Projekte, die sich internationaler Anerkennung rühmen können, braucht
an dieser Stelle nichts gesagt zu werden.
Die im vertrauten Saur-Orange broschierte Festschrift kommt mit ihrem
DIN-A-4-Format etwas überdimensioniert daher. Zeittafel, Einleitung
und Chronik sind wegen des übergroßen Satzspiegels denn auch im
Zweispaltendruck gesetzt, die Bibliographie dagegen ist - nun wieder
angemessen - in drei Spalten mit Trennungsstrichen gedruckt.
Irgendwelche Erläuterungen zur Bibliographie sucht man vergebens. Das
Inhaltsverzeichnis läßt jedoch schon erkennen, daß man es mit einer
wohlüberlegten Konzeption zu tun hat. Hier wird angezeigt, daß es sich
um ein Autoren-/Titelverzeichnis handelt, erschlossen durch ein
Chronologisches Register, ein Register der Personen und ein Register
der Institutionen. Ergänzt wird die Bibliographie durch ein
Verzeichnis von Abkürzungen, das Sachbegriffe und Institutionen
umfaßt.
Der erste Augenschein spricht für die Gestalter des Verzeichnisses.
Hervorgehoben, d.h. fett gedruckt, ist das erste Ordnungswörter also
entweder ein Familienname oder das erste Wort unter Übergehung des
bestimmten oder unbestimmten Artikels. Wir haben es also mit der
Anordnung der Titel in der gegebenen Wortfolge und mit der
Unterscheidung von Verfasser- und Sachtitelwerken zu tun. Jedoch schon
der zweite Blick belehrt uns, daß wir auch hier nicht mit der
Anwendung von bibliothekarischen Regeln rechnen können. Es fällt
allerdings bei der überschaubaren Titelmasse nicht weiter ins Gewicht,
daß zusammengesetzte Wörter mit Bindestrich mal als halbe (z.B.
Ägypten-Index), mal als ganze (z.B. Arab-islamic Biographical Archive)
fett gedruckt und folglich als Ordnungsworte ausgewiesen sind. Schon
nachteiliger für die Suche im Hauptteil ist die Tatsache, daß dieser
keine Eintragungen unter Urhebern kennt. So findet man den Titel Akten
der Britischen Militärregierung in Deutschland ausschließlich unter
dem ersten Ordnungswort des Hauptsachtitels, und im sog. Register der
Institutionen, das nur nicht normierte Eintragungen unter den im Titel
vorkommenden Formen kennt, wird man hinsichtlich der Körperschaft auch
nicht fündig.
Verweisungen sind im Hauptteil nicht vorgesehen, hin und wieder
tauchen aber doch welche auf, z.B. S. 19 oder auch S. 18 - 19, wo
unter dem so nicht existierendem Titel Biographische Archive /
Biographical Archive [im Singular!] auf die Titel der bekannten
Mikrofiche-Ausgaben verwiesen wird. Da, wie bereits bemerkt, keine
Anleitung zur Benutzung der Bibliographie vorhanden ist, merkt man
erst bei genauem Hinsehen, daß Bände von Schriftenreihen nur unter
diesen - numerisch oder, bei nicht numerierten, im Alphabet[2]
- verzeichnet sind und selbständige Eintragungen unter den Verfassern
bzw. den Sachtiteln fehlen. Die Recherche muß in diesen Fällen also
zwangsweise über das Verfasserregister[3] gehen; Personen als
Herausgeber von Schriftenreihen erhalten hier jedoch nur einen Hinweis
auf diese, während die von ihnen herausgegebenen Einzelbände nicht
nachgewiesen werden.[4] Viel schlechter noch ergeht es den
Sachtitelwerken, die in Schriftenreihen erscheinen: wenn sie keinen
persönlichen Herausgeber haben sind sie in Ermangelung eines Registers
der Sachtitelwerke, geschweige denn aller Titel, gar nicht gezielt
nachweisbar; gleiches gilt für Werke ohne Verfasser oder Herausgeber
aber mit beteiligter Körperschaft, fehlt doch hier gleichfalls der
Nachweis der einzelnen Bände im Register der Institutionen.[5] Auch ist
dieses Register keineswegs vollständig; so fehlen z.B. unter UNESCO
deren UNESCO-Konferenzberichte.[6]
In ihrem Aufbau haftet den einzelnen Titelaufnahmen etwas Zufälliges
an, auch die mechanische alphabetische Ordnung ist nicht immer
korrekt: so folgt Deutschland, Armenien und die Türkei 1895 - 1925 auf
Deutschland im ersten Nachkriegsjahr und German Yearbook ... auf
German-Americans in the World Wars. Im ganzen ist die Bibliographie
mit ihren Registern doch eher enttäuschend und erreicht jedenfalls
nicht den Stand, den man bei einem Verlag mit diesem Programm
billigerweise erwarten könnte. Auch ein Schlagwortregister hätte der
Verlagsbibliographie gut angestanden. Lobenswert für den an der
historischen Perspektive Interessierten ist das Chronologische
Register, das die Bibliographie wieder mit der Verlagsgeschichte
verbindet.
Daß der Band mit identischem bibliographischem Teil und englischer
Übersetzung der sonstigen Texte[7] auch unter englischsprachigem Titel
erscheint, nimmt bei einem international tätigen Verlag nicht Wunder.
Rainer Fürst / Klaus Schreiber
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