Faulstich gibt wie bisher im ersten Teil einen Überblick über Medium
in 9 Kapiteln, er geht vorher zwar auf die Kritik an hier fehlenden
oder überbetonten Inhalten ein (z.B. fehlt weiterhin die
Medienpädagogik, während die Überbetonung der Medienästhetik
eingeräumt wird), er bleibt aber bei seinem "Raster" von
Medientheorie, Mediengeschichte, Medienpolitik, Medienrecht,
Medienpsychologie, Medienethik, Medienästhetik und Medienkultur. Die
Zahl der nachfolgenden Darstellungen von Einzelmedien ist von 17 auf
18 gestiegen, da der Beitrag Neue Medien aufgeteilt wurde in
Internet/Online-Medien und Multimedia. Für diese und einige andere
Artikel (Computer, Foto, Tonträger, Zeitschrift, Zeitung) wurden neue
Autoren gefunden - insgesamt stiegt die Zahl der Mitarbeiter von 6 auf
13 - , während andere Beiträge von ihren bisherigen Autoren
überarbeitet oder zumindest ergänzt wurden (Blatt, Brief, Buch,
Fernsehen, Film, Heft/Heftchen, Hörfunk, Plakat, Telefon, Theater,
Video). Die deutliche Erweiterung des Autorenkreises hat dem Buch ohne
Zweifel genützt, da durch die verschiedenen Autoren doch jeweils etwas
andere, jüngere Sichtweisen und Aspekte - wohl auch Faktenkenntnisse
- in die Darstellung einfließen, auch wenn sie sich durchweg an die
vorgegebene Gliederung (Begriffsdefinition, Geschichte, Produktion,
Distribution, Rezeption) halten und auch direkt an die älteren Texte
anschließen. Leider wurde die Zahl der sog. Einzelmedien nicht in
Richtung Theater erweitert, so daß dieser Beitrag nach wie vor etwas
isoliert ist. Auch fehlen weiterhin Artikel zum Themenbereich
Versammlung, Messe, Ausstellung u.ä., was etwas verwundert, da
Faulstich in seiner - zwischenzeitlich begonnenen, aber noch nicht
abgeschlossenen - großen historischen Darstellung der Medien
ausführlich auch auf solche medialen Formen eingeht, die nicht primär
durch ihr Material definiert sind.[2] Alle Artikel wurden mit
umfangreicheren Literaturhinweisen ausgestattet (jetzt etwa 20 - 30,
statt vorher 5 - 10), das Register wurde hingegen etwas gestrafft
(etwa 1400 Einträge statt vorher 1600). Beides tut dem Buch gut, da
einerseits durch die größere Anzahl an Literaturangaben der Eindruck
eines Literaturkanons abgeschwächt wird und andererseits wenig
ergiebige Registereintragungen gelöscht wurden.
Trotz der verändernden und ohne Zweifel auch verbessernden
Überarbeitung des Buches bleibt aber der Eindruck erhalten, daß hier
etwas unentschieden ein Anteil an einem Wissenskanon vorgelegt werden
soll, der zwischen erster Information und ausgebreitetem Detailwissen
changiert, noch inhaltlicher Erweiterung bedarf und auch ausdrücklich
zur Diskussion gestellt wird. Der Zielkonflikt zwischen einem
möglichst knappen Wissenskanon und dem bewußt exemplarischen Charakter
von Grundwissen (S. 9) ist offensichtlich nach wie vor nicht gelöst,
Auswahl und Präsentation sind konservativer als der von Faulstich für
sich formulierte Anspruch, "daß der Wandel der Perspektive auf Medien
eine Änderung in der Gewichtung mit sich bringen ... und eine neue
Selektion des Grundwissens erforderlich machen kann" (S. 9).
Wilbert Ubbens
Zurück an den Bildanfang