Der Zeitschrifteninhaltsdienst des Sondersammelgebiets Theologie der
Universitätsbibliothek Tübingen ist ein inzwischen lang eingeführtes
Hilfsmittel für die theologische Arbeit. Als die seit 1975 in Heftform
existierende Aufsatzerschließung 1995 auf EDV umgestellt und als
Allegro-Datenbank angeboten wurde, war eine wesentliche
Qualitätssteigerung für die Recherche in dem Aufsatzmaterial erreicht.
Seitdem ist das Angebot konsequent verbessert worden: inhaltlich 1.
durch die rückwärtige Aufarbeitung und natürlich die ständige
Aktualisierung des Datenmaterials, 2. durch die Auswertung von
Fest- und nun auch Kongreßschriften, 3. durch die Verbesserung der
Sacherschließung (seit 1995: Klassifikation mit verbaler
Zugangsmöglichkeit; seit 1996 RSWK-Schlagwortketten zusätzlich mit
Kettenanzeige, - ein notwendiger Service, den viele Online-Kataloge
immer noch nicht leisten und auf den mancherorts leider gar bewußt
verzichtet wird; weitere Verbesserungen sind in Vorbereitung), formal
aber auch 4. durch ständige Verbesserungen an der Datenbank und damit
bessere Ausnützung der Software bzw. 5. neuer Versionen der
Datenbanksoftware. Seit 1997 wird der ZID auf CD-ROM angeboten. Damals
waren 55.000 Titel enthalten. Mitte 1999 sind es 101.404 Aufsätze. Der
Datenbestand hat sich also in dem kurzen Zeitraum wiederum fast
verdoppelt. Ausgewertet werden gegenwärtig 611 Zeitschriften; aus 400
Festschriften sind 8000 Aufsätze nachgewiesen.[1]
2. Zwischenbemerkung
Die Datenbank ist inzwischen mehrfach besprochen und durch eine eigene
Untersuchung von Ralph Köhler gewissermaßen auch schon
"literaturfähig" geworden.[2] Auf diese Untersuchung soll im folgenden
nicht näher eingegangen werden, da sie durch den schnellen Ausbau und
die Verbesserung der Datenbank in manchem schon wieder überholt ist.
Ihre an sich wertvollen und unterstützenswerten Überlegungen für eine
Bündelung der Kräfte bei der theologischen Sacherschließung scheinen
mir allerdings an einigen Punkten die konkreten Rahmenbedingungen,
unter der solche Arbeiten geleistet werden, und die Konkurrenz- und
Marktsituation nicht genau genug zu beachten. Daß der ZID inzwischen
von der Katholischen Bischofskonferenz unterstützt wird, ist wohl ein
positives Zeichen in die richtige Richtung (ein Nebeneffekt sind
Sonderkonditionen für Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Katholischer
Theologischer Bibliotheken, AKThB). Daß die Zusammenarbeit mit der
American Theological Library Association (ATLA) sich auf Dauer nicht
nur auf eine Vertriebskooperation beschränken sollte, ist hier bereits
früher ausgesprochen worden.[3] Bei voller Unterstützung der Ziele der
Arbeit von R. Köhler, möchte ich doch einige Akzente anders setzen und
auch den Nutzen des ZID stärker vom konkreten Arbeitsfeld in deutschen
theologischen Fachbibliotheken als von einer globalen Sicht auf die
Erschließung unselbständiger theologischer Titel insgesamt her
werten.
3. Zur neuen Version
Zur neuen Version des ZID ist zunächst zu sagen, daß Nutzer der
Datenbank mit beschränkteren Hardware-Voraussetzungen weiterhin den
ZID als DOS-Version bzw. unter Windwos 3.1 verwenden und als solche
von der CD starten können. Dies ist in der Rezension der ersten
CD-ROM-Ausgabe[4] beschrieben worden. (Übrigens ist das DOS-Programm
auch aus der Windwos-Datenbank aufrufbar.) Die entscheidende Neuerung
der hier anzuzeigenden Version besteht aber darin, daß sie nun als
Windows-Datenbank unter Windows 95 (und höher) mit einem
umfangreicheren Funktionsumfang angeboten wird. Voraussetzung sind die
neuen Programme a99 und Alcarta der Allegro-Entwicklungsgruppe. Das
ergibt freilich auch höhere Systemanforderungen. Die Installation ist
so einfach menügeführt durchzuführen, daß hier nicht mehr darauf
einzugehen ist. Es gibt die Möglichkeit, nur die Recherchesoftware zu
installieren und die Daten von der CD abrufen zu lassen oder auch das
Programm mitsamt der Daten zu installieren, was derzeit 110 MB
benötigt.
Die Struktur der Datenbank ist die gleiche geblieben - wie schon an
der Parallelität beider Betriebssystemoptionen deutlich wird. Die
Datenmenge wird durch Register aufgeschlüsselt, die in beiden
Versionen identisch sind: Quelle / Autor / Kreuzregister /
Schlagwort-Kette / Klassifikation / Erscheinungsort, -verlag, -land,
Verlag / Erscheinungsjahr / Hilfethemen. Auf die zwar effiziente aber
doch etwas komplizierte Suche in der DOS-Datenbank braucht hier nicht
mehr eingegangen werden. In der neuen Version lassen sich Suchmengen
sehr leicht über das Find-Menü selektieren, das drei einstellbare
Suchfelder (die Kenntnis der zugrundeliegenden Indizes ist für die
Eingabe wichtig, die Terminologie ist aber so eindeutig, daß auch der
"naive" Nutzer zu seinem Ergebnis findet) in boolescher - ebenfalls
voreinstellbarer - Kombination und zudem das Erscheinungsjahr
(inclusive der Größer- und Kleiner-als-Suche) suchbar macht.
Allerdings sollte man hier immer sehr sorgfältig darauf achten, unter
welchen Bedingungen gesucht wird, z.B. ob die Trunkierung automatisch
markiert ist, ob man sie aufheben will etc.; da die Suche nochmals in
der Formatierung des Expertenmodus angezeigt wird, kann man das leicht
kontrollieren und im übrigen auch den Expertenmodus erlernen. Hierfür
ist dann wirklich die Kenntnis der Registerstruktur nötig. Die
Windows-Oberfläche hat im übrigen den Vorteil, daß sie für einen
einigermaßen kundigen Benutzer selbsterklärend ist. Das Handbuch
(deutsch und englisch) ist im übrigen so praktisch angelegt, daß die
Einarbeitung in Feinheiten der Datenbankrecherche für denjenigen, der
sich nicht auf die Find-Maske beschränken will (was in den meisten
Fällen schon ausreichen mag), wesentlich erleichtert wird.
Eine auch für den "Einfachnutzer" wesentliche Verbesserung ist die
Verwendung von Links (bei Allegro: Flips), womit parallele Datenmengen
recherchiert werden können: die Suche nach dem Artikel über das Sankt
Blasianer Reformbrevier von Angelus Häußling zeigt das
Personenschlagwort Gerbert, Martin; durch Anklicken kommt man auf das
Schlagwortregister mit weiteren 5 Einträgen zu dem bedeutenden Abt und
kann von den entsprechenden Titeln weiter zu den Autoren oder den
Publikationsorganen springen. Die Schlagwortsuche erlaubt es auch,
zeitliche Parallelen aufzufinden (über das SWD-übliche Geschichte
xxxx-xxxx), so daß etwa über Geschichte 451 die damit gekennzeichnete
Chalkedon-Literatur, aber auch Literatur zu zeitlichen im Umkreis
liegenden Phänomenen zugänglich wird. Ähnliches etwa signifikant bei
1517 ...: Übrigens ein schönes Beispiel für den Wert der
Schlagwortketten! Mit etwas "Springen" lassen sich so sachlich
interessante Ergebnisse produzieren, an die man bei klassischen
Suchanfragen vielleicht weniger leicht denken würde.
Höchst bequem und praktisch ist die Suche über das Quellenregister
nach den neusten Heften einer indexierten Zeitschrift, die sich dann
durchblättern lassen, so daß es leicht ist, die Datenbank als
current-contents-Dienst zu nutzen und ein für das eigene Profil
wichtiges Zeitschriftenspektrum in der Datenbank sukzessive
durchzublättern. (Das unten zu nennende aktuelle Internet-Angebot aus
Tübingen ermöglicht das allerdings noch schneller.) Der Datenexport
ist ebenfalls sehr einfach möglich. Man kann die Rechercheergebnisse
in die voreingestellte Datei output.dat transferieren, aber auch ein
eigenes Ergebnisziel bestimmen. Beispiel: Wer die 261 Titel unter Ruh,
Ulrich ablegen möchte, findet sich in output.dat im
win-apac-Verzeichnis wieder. Möchte er z.B. weitere Autoren der
gleichen Zeitschrift speichern, kann er diese Datei ersetzen oder die
Titel anhängen. Bei Neustart wird diese Datei - nach Abfrage
- gelöscht. Es ist auch möglich, ein eigenes Ausgabe-Ziel zu
definieren.
Leider kann die Export-Adresse während einer Sitzung programmbedingt
nur einmal neu eingestellt werden. Hier ist auf eine Verbesserung zu
hoffen. Als Windows-Datenbank erlaubt es der ZID aber auch, mittels
Markierung über die Zwischenablage einzelne Titel oder kleinere
Ergebnismengen in eine Textverarbeitung zu übernehmen. Die Datenbank
kann in deutscher und englischer Version gestartet werden, was für den
internationalen Austausch, an Universitäten aber durchaus auch in
vielen anderen Benutzungsfällen nützlich ist.
Es ist nicht nötig, hier auf alle Einzelheiten und Verbesserungen
einzugehen, wie die Anzeige des Internformats (für Weiterverarbeiter
wichtig), die Einbindungsmöglichkeit weiterer Software (z.B. einer
Textverarbeitung) usw. Dafür sei nochmals auf das Handbuch verwiesen.
Einen besonderen Service stellt inzwischen das zusätzliche
Internet-Angebot der Universitätsbibliothek Tübingen dar,[5] in dem die
neusten Hefte des ZID abrufbar sind, so daß sich die Datenbank mit
ihrer Umgebung immer mehr zu einem "Komplettinstrument"
weiterentwickelt, das man sich in ähnlicher Form auch für andere
Sondersammelgebiete wünschte.
4. Praktische Beurteilung
Der Praktiker theologischer Bibliotheksarbeit wird auch von dieser
neuen Version wieder begeistert sein. Nachdem ich die Datenbank nun
fünf Jahre in der theologischen Fakultätsbibliothek in Freiburg im
Breisgau eingesetzt habe, glaube ich auch den außerordentlich hohen
Nutzungswert und die aus meiner Erfahrung für solche Bibliographien
ungewöhnlich hohe Akzeptanz belegen zu können. Die Datenbank ist weit
stärker als die gewiß weiterhin ebenfalls unumgängliche und auch in
manchem technisch noch überlegene (Stichwort: local holdings) ATLA
Religion database so auf die mitteleuropäischen Bedürfnisse
zugeschnitten, daß sie für nunmehr ein ganzes Jahrzehnt erfaßter
Literatur die Zeitschriftenaufsatzerschließung für die Kernfächer der
Theologie praktisch komplett leistet und in großen theologischen
Bibliotheken Katalogfunktion haben kann. (Im konkreten Fall ergänzt
sie den komplett elektronisch erfaßten Monographienkatalog und
Zeitschriftenkatalog der genannten Bibliothek.) Die Vision eines
Vierteljahrhunderts erfaßter Daten - wenn die Konvertierung der
ZID-Altdaten weiterhin einigermaßen zügig weitergeht - ist jedenfalls
eindrucksvoll. Die direkte Anbindung von der CD-ROM an den
SSG-Dokumenten-Lieferdienst Tübingen ergänzt die Datenbank in
praktischer Hinsicht auf inzwischen sehr bequeme Weise.
"Für alle theologisch-wissenschaftlichen staatlichen wie kirchlichen
Bibliotheken ist der Zugang zu dieser Datenbank daher wohl ein 'Muß'",
war in der Rezension der elektronischen Ursprungsversion des ZID[6] zu
lesen. Angesichts der damals gegenüber heute noch geringen Titelmenge
mag in der Aussage ein Stück positiver Erwartung in eine günstige
Entwicklung des Unternehmens mitschwingen,[7] von der exzellenten
Einbindung in die mitteleuropäischen Gegebenheiten her und vor allem
von der quantitativen wie qualitativen Verbesserung dieses
Arbeitsinstruments her möchte ich den Satz nochmals voll
unterstreichen - beschreibe damit möglicherweise aber auch weitgehend
nur den Ist-Zustand.
Albert Raffelt
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