In der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars in Trier bemüht
man sich, die Literatur zu Hildegard von Bingen möglichst vollständig
zu ermitteln und bereitzuhalten. Auf der Grundlage dieses
Spezialbestandes und der zweibändigen Hildegard-Bibliographie von
Werner Lauter aus den Jahren 1970 und 1984,[1] die vollständig in die
vorliegende Bibliographie eingearbeitet wurde, legt ein Gremium von
sechs Herausgebern mit dem vorliegenden Werk eine aktuelle
Bibliographie vor, die insgesamt 3009 durchnumerierte Titel umfaßt.
Wie im Vorwort dargelegt wird, hat man sich zum Ziel gesetzt, "alle
wissenschaftlichen Untersuchungen zu Hildegard von Bingen sowie
wirkungsgeschichtlich bedeutsame Titel" zu berücksichtigen. Beiträge
aus Tages- oder Kirchenzeitungen wurden nur ausnahmsweise
aufgenommen.
Die Eintragungen sind in aller Regel unkommentiert. Bei thematisch
weit gespannten Werken und Abhandlungen wird unter Angabe von
Seitenzahlen auf die Stellen verwiesen, an denen Hildegard behandelt
wird. Zu jedem Titel wird, soweit vorhanden, die Bibliothekssignatur
des Trierer Priesterseminars angegeben. Außerdem erfolgt eine
Verweisung auf das oben erwähnte Verzeichnis Lauters, sofern die
betreffende Arbeit bereits in den von ihm erstellten Bibliographien
erwähnt wurde. Auf Abkürzungen von Zeitschriftentiteln u.ä. wurde
dankenswerterweise verzichtet.
Die Bibliographie ist sehr differenziert gegliedert und wird durch ein
Namenregister erschlossen. Bereits ein Blick auf das detaillierte
Inhaltsverzeichnis ermöglicht es, sehr gezielt Literatur zu eng
umgrenzten Fragestellungen zu suchen. Den Anfang bildet ein
Verzeichnis von 55 Handschriften mit Werken Hildegards. Nach einem
Überblick über die allgemeine Forschungsliteratur (97 Titel:
Literaturzusammenstellungen, Forschungsberichte, Kongreßberichte und
Festschriften, Periodica und audiovisuelle Medien) bilden die Angaben
zu Person und Werk in der mittelalterlichen Überlieferung mit 333
Titeln den ersten Großabschnitt. In ihm finden sich die Editionen
(Gesamt- und Einzelausgaben) und Übersetzungen der Werke Hildegards,
ferner die Studien zur Überlieferungsgeschichte, zu Bearbeitungen und
Pseudo-Hildegardiana sowie die mittelalterlichen Zeugnisse
(Geschichtsschreibung, Urkunden, Nekrologien) und deren Kritik.
Den größten Raum nimmt mit 1995 Titeln erwartungsgemäß die
Veröffentlichungen zu Leben und Werk ein. Hier werden die Artikel aus
Lexika und Handbüchern sowie Darstellungen aus den Blickwinkeln der
unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachrichtungen (z.B.
Musikwissenschaft, Medizin, Theologie) berücksichtigt. Aus dem Bereich
der volkstümlichen Hagiographie werden über 100 Titel aufgeführt. Die
folgenden Abschnitte gelten dem Leben, den Schriften und dem Denken
und Schaffen Hildegards. Der zuletzt genannte Abschnitt ist besonders
fein gegliedert und verzeichnet u.a. die Literatur zu Hildegards
Verständnis von Sprache und Vision, von Musik, Naturkunde, Medizin,
Theologie und Mystik. Der dritte Teil der Bibliographie mit 584 Titeln
gilt der Wirkung Hildegards, der Rezeption und Aktualisierung ihrer
Schriften.
Die sehr ansprechend gedruckte Bibliographie liegt nicht nur in
Buchform, sondern auch auf einer erfreulich preiswerten CD-ROM vor.
Dies erleichtert die zielgerichtete Recherche und ermöglicht die
Zusammenstellung von Titeln nach den spezifischen Interessen der
Benutzer. Die Hoffnung der Herausgeber, "mit dieser Bibliographie ein
nützliches Arbeitsinstrument zur Verfügung gestellt zu haben", hat
sich vollauf erfüllt. Ausdrücklich bitten sie im Vorwort um
Berichtigungen und Ergänzungen von Seiten der Benutzer. Die ständig
ergänzte Datenbank zur Hildegard-Forschung bleibt in Trier für
Interessenten zugänglich und kann in Form einer neuen CD-ROM mit wenig
Aufwand in aktualisierter Fassung erscheinen. Ein Angebot im Internet
wäre darüber hinaus erwünscht.
Christian Heitzmann
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