Die Herausgeber, der Göttinger Professor für Klassische Philologie Siegmar Döpp und der Bochumer Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie Wilhelm Geerlings, weisen im Vorwort zu Recht darauf hin, daß angesichts der "heutigen wissenschaftlichen Situation (...) kein einzelner Forscher mehr die gesamte christliche Literatur überblicken" könne. Dementsprechend haben weit über 100 Beiträger aus dem gesamten deutschen Sprachraum namentlich gezeichnete Artikel für das LACL beigesteuert. Trotz dieser hohen Zahl von Mitwirkenden ist ein in sich geschlossenes und einheitliches, dazu gut lesbares Nachschlagewerk auf durchweg hohem Niveau entstanden. Die Artikel zu den einzelnen Autoren bieten knappe biographische Angaben, erfassen möglichst vollständig die echten, gegebenenfalls auch die zugeschriebenen Werke, die prägnant charakterisiert werden, und gehen bei den bedeutenderen Kirchenvätern auf "inhaltliche Grundlinien" ein. In den meisten Fällen wurde bewußt darauf verzichtet, "theologische Lehrinhalte anzuführen" oder auf "die Bedeutung eines Autors für die spätere Dogmatik" einzugehen (S. VIII). Die Lemmatisierung erfolgt - anders als im derzeit in 3. Aufl. im selben Verlag erscheinenden Lexikon für Theologie und Kirche[2] - unter Verwendung der im Deutschen üblichen Namensformen (z.B. Gregor der Wundertäter statt Gregorios Thaumaturgos, Laktanz statt Lactantius, Nectarius statt Nektarios). Ein Vergleich mit Artikeln im LThK fällt für das LACL günstig aus; die behandelten Autoren und Werke werden im LACL fast immer ausführlicher dargestellt und vor allem werden wesentlich umfangreichere bibliographische Informationen vermittelt. Erfreulicherweise wurden die Artikel in beiden Nachschlagewerken nicht von denselben Autoren verfaßt, so daß Wiederholungen ausbleiben.
Die Quellen- und Literaturangaben im Anschluß an jeden Artikel sind
von größtem Nutzen. Unter der Sigle W finden sich Informationen über
die maßgeblichen Editionen, sofern vorhanden auch über moderne
Kommentare und Übersetzungen. Aus Platzgründen wird stark verkürzt,
aber eindeutig und durchschaubar zitiert. Die alphabetisch, nicht
chronologisch geordneten Angaben zur Sekundärliteratur unter der Sigle
L sind nicht zu knapp gehalten und erfassen sowohl maßgebliche ältere
Forschungen als auch aktuelle Spezialuntersuchungen. Die für die
Literaturangaben verwendeten Abkürzungen sind leider nicht in diesem
Band aufgelöst; stattdessen wird auf das umfassende Verzeichnis von
Siegfried Schwertner verwiesen.[3] Im Register erscheinen die
lemmatisierten Autoren und Werke, die etwa die Hälfte aller Einträge
ausmachen, in Fettdruck. Es wäre hilfreich gewesen, die Titel der
unter dem Stichwort Gedichte, Anonyme besprochenen kleineren Werke
ebenfalls ins Register aufzunehmen.
Das Lexikon der antiken christlichen Literatur stellt eine umfassende
und hochaktuelle Informationsquelle dar. Allerdings kann es ein Werk
wie den Altaner nicht vollständig ersetzen, da Theologen, Historiker
und Literaturwissenschaftler, die keine Spezialkenntnisse in der
Patrologie besitzen, darauf angewiesen sind, einen Autor mit Hilfe
einer historisch-genetischen Darstellung in sein Umfeld einordnen zu
können. Für die wichtigsten Autoren leistet dies Hubertus R. Drobner
mit seinem oben erwähnten Lehrbuch der Patrologie, das jedoch aufgrund
seiner Konzeption als Studienbuch, das Grundwissen vermitteln soll,
Vollständigkeit nicht anstreben und den Altaner damit auch nicht
ersetzen konnte.[4] Nimmt man beide Werke zusammen, bietet sich ihren
Benutzern jedoch eine erste Orientierungshilfe, die kaum Wünsche offen
läßt.
Christian Heitzmann
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