so daß es
genügt, jetzt kurz auf die Veränderungen der "überarbeiteten
Neuauflage" einzugehen. Zunächst zum Äußeren: das Format wurde bei
nunmehr zwei- statt dreispaltigem Satz verkleinert, was bei etwa
gleichem Text-Inhalt zu einer annähernden Verdoppelung der Seitenzahl
führte. Weggefallen sind die meisten Illustrationen; die Neuausgabe
hat - bis auf einen dürftigen Tafelteil von 8 römisch paginierten
Seiten in der Mitte des Bandes - nur noch kleinformatige Porträts von
Personen, z.T. auch für solche, die in der Vorauflage kein Porträt
hatten; bei den anderen wurden häufig die Porträts ausgewechselt.
Karten, Tabellen und graphische Darstellungen wurden zahlenmäßig
leicht reduziert. Die Aussage des Vorworts zur Neuausgabe, daß "die
übernommene Substanz im wesentlichen fortgeschrieben, erweitert und
ergänzt wurde" läßt sich an Stichproben belegen, die zeigen, daß sich
diese Veränderungen in ganz engen Grenzen halten. Typisch ist z.B. die
Aktualisierung der Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinden in
Deutschland (bedingt durch den Zuzug von Juden aus der ehem.
Sowjetunion) am Ende der Ortsartikel. Im langen Artikel Berlin sind
auch sonstige seit Anfang der 90er Jahre eingetretene Veränderungen in
der Struktur der jüdischen Gemeinde vermerkt. Auch der Artikel über
das Berliner Centrum Judaicum wurde erweitert und aktualisiert.
Dagegen sind die biographischen Artikel kaum aktualisiert worden: Der
neueste Film von Woody Allen stammt immer noch aus dem Jahr 1985, im
Artikel Victor Klemperer besteht die Aktualisierung allein im Hinweis
auf das "außergewöhnliche Echo" seiner Tagebücher, während die einzige
Literaturangabe immer noch die von 1951 ist. Überhaupt sind die
Literaturangaben eher dürftig und auch nur selten aktualisiert (auch
hier fällt der Artikel Berlin positiv auf); sie fehlen häufig auch
ganz oder sind inakzeptabel (ist über Siegfried Kracauer nichts
publiziert worden? Gibt es über Karl den Großen nichts als eine
französischsprachige Mittelalter-Monographie?). Neue Artikel scheinen
nicht hinzugekommen zu sein, jedenfalls nicht bei der Stichprobe an
Hand der Artikel von Aa - Ac, die so gut wie unverändert sind. Neue
Namen werden nicht berücksichtigt: dabei wäre ein Artikel über den
amerikanischen Regisseur Robert Altman sicher wichtiger als der über
den amerikanischen Baseballspieler Sanford Koufax. Von den 31
eingestreuten Essays ist einer neu (Deutsch-jüdische Gedenkkultur nach
dem Holocaust); dafür ist Jüdisches Lernen weggefallen.
Daß in Anbetracht der geringen und primär fortschreibenden
Veränderungen auch die in der genannten Rezension aufgezeigten Mängel
- Ungleichgewichtigkeit in der Schwerpunktsetzung, etwa bei der
Berücksichtigung des orthodoxen Judentums (die Eintragung unter
Orthodoxie besteht weiterhin aus Verweisungen auf vier andere
Artikel), oder das unzureichende und willkürlich wirkende
Verweisungssystem - nicht behoben werden konnten, liegt auf der Hand.
Der (bescheidene) Zugewinn an aktueller Information rechtfertigt in
Bibliotheken kaum den Austausch gegen die wesentlich reicher
illustrierte Vorauflage. Privatleute, die bisher der relativ hohe
Preis für die Vorauflage abschreckte, sind die primäre Zielgruppe für
die Neuausgabe.
Klaus Schreiber
- [1]
- Neues Lexikon des Judentums / hrsg. von Julius H. Schoeps.
Redaktion des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts. - Gütersloh ;
München : Bertelsmann-Lexikon-Verlag, 1992. - 496 S. : Ill., graph.
Darst., Kt. ; 28 cm. - ISBN 3-570-09877-X : DM 128.00 [1423]. - Rez.:
IFB 95-1-056.
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