Um so bedauerlicher, daß es sich entgegen der Bezeichnung "2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage" doch nur um eine eher zufällig ergänzte Neuausgabe handelt. Den Literaturverzeichnissen merkt man eine Aktualisierung für die Neuauflage nicht an. Ähnliche Defizite, wie sie im folgenden an personalbibliographischen Partien belegt sind, trifft man auch in den allgemeinen Teilen reichlich an.
In der Goethe-Bibliographie alles mögliche mehr oder weniger Wichtige,
aber nicht die stupende neue Biographie von Nicolas Boyle.[3] Albrecht
Schönes bekanntes Buch Götterzeichen, Liebeszauber, Satanskult wird
nach der 1. Auflage 1982, nicht nach der 3., ergänzten von 1993
zitiert,[4] in welcher sich der Autor polemisch mit den Einwänden von
Klaus Weimar und Dietrich Borchmeyer auseinandersetzt. Beispiele aus
einer jüngeren Epoche: Für Richard Beer-Hofmann wird die einbändige
Ausgabe des S. Fischer-Verlags[5] angeführt, nicht jedoch die
grundlegende, um zahlreiche Materialien angereicherte Edition des
rührigen Igel-Verlags.[6] Die Rubrik Forschungsberichte nennt zu Hugo
von Hofmannsthal ältere Beiträge aus Zeitschriften (bis 1970), nicht
jedoch den Band des Rezensenten[7] oder den noch aktuelleren von Mathias
Mayer,[8] führt in der Kategorie Forschungsliteratur zu demselben Autor
zwar die gewichtige Sammlung der Aufsätze von Richard Alewyn und
einige ältere Monographien an (die - außer dem Bändchen von Willy Haas
- alle noch ihre Bedeutung haben), nicht jedoch die wichtigste und bis
heute unübertroffene Einführung in Leben und Werk des österreichischen
Dichters von Werner Volke.[9] Zu Arthur Schnitzler werden sechs Titel
aus der Forschungsliteratur zitiert, der älteste von 1921, der jüngste
von 1984, es fehlt die so lesbare wie kluge Darstellung von Ulrich
Weinzierl.[10] Zu Thomas Mann wird die große, inzwischen auch als
Taschenbuch vorliegende Biographie von Donald A. Prater nicht
genannt,[11] zu Gerhart Hauptmann vermißt man das grundlegende
Studienbuch von Peter Sprengel.[12]
Nicht genutzt wurde auch die Chance, die Uneinheitlichkeit der
bibliographischen Abschnitte zu beseitigen, die zum Teil alle
personenbezogene Literatur in einer Liste aufführen (dabei sogar
Schillers Werke unter dem Herausgeber Helmut Koopmann zitieren; Bd. 2,
S. 267), sie teils aber auch auf Rubriken wie Werkausgaben,
Bibliographien, Forschungsliteratur verteilen.
So bleibt nur der Wunsch, das verdiente Werk möge in einer dritten
Auflage wirklich auf den neuesten Stand gebracht werden.
Hans-Albrecht Koch
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