Walter Hettches Studien zu Heyses Biographie und Epistolographie,[1]
eine höchst aufschlußreiche zensurgeschichtliche Untersuchung zur
Maria von Magadala durch Hans-Wolf Jäger,[2] eine gründliche Arbeit zu
Heyses Nachdichtungen[3] sind Zeugnisse eines neu erwachten Interesses
an Heyse und einer Revision literarhistorischer Fehlurteile. Vor allem
aber sind in diesem Kontext mehrere Editionen zu nennen: zum einen die
seit 1984 erschienenen, von Marcus Bernauer und Norbert Miller
betreuten Nachdrucke im Verlag Georg Olms, sodann mehrere wichtige
Briefausgaben, die im Verlag Peter Lang erschienen sind.[4]
Die Korrespondenzen mit Mörike und Petersen hat Hillenbrand ediert,
der auch eine gelungene kleine Auswahl von Heyses Novellen in der
Manesse-Bücherei besorgt hat.
Der hier vorzustellende literarische Führer behandelt im Anschluß an
eine biographische Einführung die frühen Erzählungen sowie alle 177
Novellen des Dichters in der chronologischen Folge der originalen
Sammlungen. Einzelne Texte, die Heyse aus den Sammlungen
ausgeschlossen hat, sind nach ihrem Erstdruck an chronologischer
Stelle eingereiht. Jeder Eintrag zu einer Novelle informiert zunächst
über die Entstehungszeit, den Vorabdruck in Zeitschriften, die
Erstveröffentlichung in Buchform, soweit sie nicht mit dem Abdruck in
der Sammlung identisch ist, und die Fundstelle in der sogenannten
Wohlfeilen Ausgabe. Daran schließen sich eine Inhaltsangabe, eine
- Besprechung genannte - Interpretation sowie in Auszügen zitierte
Äußerungen zum jeweiligen Text, die aus den Tagebüchern des Dichters
sowie aus seinen und seiner Korrespondenzpartner Briefen und aus
Rezensionen entnommen sind.
Das höchst solide gearbeitete und materialreiche Kompendium wird
abgerundet durch eine annalistisch geordnete Bibliographie der
Primär- und Sekundärliteratur, die an das Werk von Werner Martin[5]
anschließt
und bis 1997 berichtet. Bei den Titeln der Primärliteratur wünschte
man sich, es wären auch die Verlage in den ansonsten vollständigen
Titelaufnahmen genannt. Erschlossen wird der Band durch Register zu:
1. Motiven und Stichwortregister, 2. Schauplätzen, 3. Autoren (der
Äußerungen), 4. wirklichen Personen (zu den Abschnitten Inhalt und
Besprechung), 5. Zeitschriften (der Vorabdrucke) und 6. den Titeln der
behandelten Heyseschen Werke.
Das Titelregister wartet mit einer höchst ungewöhnlichen Besonderheit
auf: Durch die Hinzufügung von bis zu drei Sternchen teilt Hillenbrand
seine literarische Wertung der Texte mit. Immerhin kommen zwei
Sternchen 21mal vor und drei Sternchen (für herausragende Qualität)
begegnen noch 17mal. Jeder Kenner wird - zumindest bei den dreifach
gesternten Titeln, zu denen Hillenbrand u.a. Andrea Delfin, Das
Mädchen von Treppi, Der letzte Centaur, Die Nixe, F.V.R.I.A. und
Himmlische und irdische Liebe rechnet - diesen Urteilen gern folgen.
Hans-Albrecht Koch
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