Von den Beigaben seien erwähnt: das Vorwort, in dem der Herausgeber Quellen und Ziele benennt (S. XI - XVII), der aus der 1. Aufl. übernommene Überblick Gaelic literature von Seamus O'Neill (S. 17 - 62) sowie die zwei weiteren, eigens für die 2. Aufl. verfaßten Beiträge Contemporary literature in the Irish language von Alan Titley (S. 63 - 72) und die ungezeichnete Note on the history of Irish writing in English (S. 73 - 84). Am Ende des zweiten Bandes findet man: eine synoptische Chronology[2] politischer und literarischer Ereignisse (S. 1295 - 1307), eine nicht annotierte, sachlich gegliederte Auswahlbibliographie (S. 1309 - 1320) und schließlich ein gut gearbeitetes, dreispaltig gesetztes Register für Personen, Sachbegriffe und Werke, wobei die Eintragungen mit eigenen Artikeln durch Fettdruck hervorgehoben sind (S. 1321 - 1413). Da sich in den Artikeln nur wenige Verweisungen finden, kommt dem Register besondere Bedeutung zu.
Trotz der Revision und der Hinzunahme von Autoren aus früheren
Jahrhunderten und der Ergänzungen zu gälisch-irischen Autoren liegt
der Schwerpunkt des Werkes weiterhin bei den Artikeln für
anglo-irische Autoren aus dem 19. und 20. Jahrhundert, so daß das Werk
als Autorenlexikon der gälisch-irischen Tradition und ihrer Autoren
nur bedingt taugt, zumal die für die gälisch-irische Tradition
relevanten Sachbegriffe ebenso fehlen wie selbständige Artikel für
Klassiker der irischen Literatur wie Dáibhí à Bruadair (1625? - 1698),
Máirtín à Cadhain (1906 - 1970) oder Phádraic à Conaire (1882 - 1928).
Eine ähnliche Inkonsequenz zeigt sich auch für die Autoren der
Gegenwart: so hat zwar Nuala Ní Dhómhnaill (1952 - ) einen eigenen
Artikel, nicht aber Máire Mhac an tSaoi (1922- ). Auch in der 2. Aufl.
ist das Auswahlkriterium "Irish writing in English" (S. XIII) nicht
klar definiert und diese Unschärfe, die genauso für die
Sachschlagwörter gilt, hat bereits den Nutzen der 1. Aufl.
beeinträchtigt.[3]
Die Autorenartikel, deren Qualität leider sehr unterschiedlich ist,
enthalten biographische Informationen, eine Darstellung wesentlicher
Primärwerke, eine kurze Analyse, Bewertung sowie Hinweise zur
Rezeption. Sie werden von einer Liste der Primärliteratur
(chronologisch) und zum Teil auch der Sekundärliteratur (alphabetisch)
beschlossen, deren bibliographische Verzeichnung ebenso wie der
Bibliographie am Schluß von Bd. 2 vollständig und sorgfältig,[4] z.T.
über Gebühr ausführlich ist. Auch alle Sachartikel enden mit
Literaturangaben. Da das Lexikon bewußt auf Werkartikel verzichtet,
ist die Beschreibung der Werke in die Autorenartikel einbezogen. Dem
Typ nach handelt es sich also um ein biobibliographisches
Autorenlexikon, das inhaltlich knapp zur Hälfte aus Primär- und
Sekundärtitelangaben in den Autorenartikeln besteht. Die eigentliche
Stärke des Lexikons liegt in diesen exakten und vollständigen, zum
Teil enzyklopädischen Quellenangaben - insbesondere natürlich in den
zum Teil exzellenten Artikeln zu den Klassikern der anglo-irischen
Literatur.
Während bei den Literaten manche Einträge strittig sein mögen, ist bei
den sonstigen Personen, zu deren Aufnahme oder Ausschluß ebenfalls
kein klares Kriterium genannt ist, kaum Kritik anzumelden. Es
überrascht jedoch, daß bei den Literaturwissenschaftlern und Kritikern
Daniel Corkery, Seamus Deane, Denis Donoghue, Richard Ellmann und
Alexander Norman Jeffares aufgenommen sind, nicht aber T. R. Henn und
Hugh Kenner und bei den großen Historikern und Keltologen vermißt man
Bruno Meyer, Johann Kaspar Zeuss und Heinrich Zimmer, nachdem Eugene
O'Curry, John O'Donovan und George Petrie ihren berechtigten Platz
haben.
Manche Artikel greifen in der biographischen Beschreibung unnötig aus
und wuchern ins Detail, sind inhaltlich unvollständig oder bringen
überspitzte positive oder negative Wertungen. Bei wieder anderen
Autoren werden sprachliche oder metrische Aspekte überbewertet, so daß
ein verzerrtes, nur für den Kenner brauchbares Bild entsteht (z.B. im
Artikel Paula Meehan, Bd. 2, S. 838 - 839). Am problematischsten ist
die oft unkritische Auswahl bei den Gegenwartsautoren, sind doch
manche dieser Kurzeinträge, die nur den Namen und Vornamen und einen
Werktitel ohne jede weitere biographische oder sonstige Angabe nennen,
kaum brauchbar; der Vorwurf eines Rezensenten, das Lexikon habe bei
der Auswahl der Gegenwartsautoren die Generosität eines
Telephonbuchs,[5] ist gleichwohl nicht ganz gerechtfertigt.
Diese Mängel, so gravierend sie im Einzelfall sein mögen,
beeinträchtigen den an sich hohen Wert der Bände als
biobibliographisches Lexikon und enzyklopädische Primärquelle nur am
Rande. Hogans Lexikon ersetzt ältere Standardwerke zur Literatur wie
David J. Donoghues Poets of Ireland oder Anne M. Bradys und Brian
Cleeves Biographical dictionary of Irish writers, aber auch die
Autorenartikel in irischen Allgemeinbiographien.[6] Ihren Wert behalten
dagegen die neueren Nachschlagewerke zur englischen Literatur,[7] die in
der Regel auch Irland einschließen. Unverzichtbar sind schließlich
spezielle Informationsmittel, wie z.B. solche zur Frauenliteratur.[8]
In der zur Zeit wohl vollständigsten Verzeichnung zur Primär- und
Sekundärliteratur und der allgemeinen Werke zur Literatur Irlands
liegt das größte Verdienst von Hogans Lexikon - auch gegenüber dem im
folgenden besprochenen Oxford companion to Irish literature - ohne daß
es freilich ältere Spezialbibliographien[9] völlig ersetzt.
Sebastian Köppl
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