Von den Beigaben sind erwähnenswert: eine kurze Chronology of
historical events (S. XVIII - XXI), eine nicht annotierte und nicht
untergliederte Auswahlbibliographie (S. XXII - XXV) sowie, am Schluß
des Bandes, zwei leider nicht sehr aussagekräftige Karten (Places of
literary interest) für Irland und Dublin. Das sehr dichte, freilich
nicht immer stimmige Netz der Verweisungen, die in der Regel zu sehr
interessanten Verknüpfungen und Einblicken führen, kann das Fehlen
eines Registers nicht ganz wettmachen.[3]
Das Lexikon, dem die schwierige Balance zwischen der Moderne und dem
geschichtlichen Ablauf gut gelingt, zieht im Gegensatz zu anderen
Companions aus demselben Verlag keine feste Zeitgrenze bei
Gegenwartsautoren.[4] Es bezieht, soweit es der Raum erlaubt, auch in
der Moderne "writers of literary merit and achievement" ein und
berücksichtigt die Gegenwartsliteratur angemessen. Es behandelt die
moderne gälisch-irische Literatur und ihre "variety and excellence"
(S. XIV) gleichgewichtig. Die Autoren- bzw. Personenartikel
berücksichtigen auch Forscher, Historiker, Kritiker, Philosophen und
Politiker und reichen vom Abt Adamnán (627? - 704) bis zu Joseph
Tomelty, der 1995 verstarb. Die Schauspielerin Molly Allgood (1887
- 1952), die die Pegeen Mike in Synges Playboy of the Western world
spielte, ist ebenso verzeichnet wie der Historiker John Lynch (1599?
- 1673?) und der deutsche Keltologe Heinrich Zimmer (1851 - 1910). Das
Lexikon ist dabei in jeder Hinsicht auf aktuellem Stand: So werden
etwa im Bereich der modernen Lyrikerinnen Leland Bardwell (1928 - ),
Sarah Berkeley (1967 - ), Juanita Casey (1925 - ), Rita A. Higgins
(1955 - ) und Paula Meehan (1955 - ) bereits berücksichtigt. Die
modernen Dramatiker sind mit Sebastian Barry (1955 - ), Dermot Bolger
(1955 - ), Martin Lynch (1950 - ), Stewart Parker (1941 - 1988),
Graham Reid (1945 - ) und Billy Roche (1949 - ) vertreten. Die jüngste
Lyrikergeneration ist beispielsweise durch Sean Dunne (1956 - 1995),
Thomas MacCarthy (1954 - ) und Dennis O'Driscoll (1954 - )
repräsentiert. Gravierende Lücken in den Autorenartikeln finden sich
selten. Es sollte aber bei Neuauflagen überlegt werden, ob nicht
Marinna Carr (1964 - ), Anne Devlin (1951 - ), Anne Enright (1962 - ),
Marie Jones (1951 - ), Christina Reid (1942 - ) und Richard Ryan (1946
- ) berücksichtigt werden könnten.
Die Autoren- bzw. Personenartikel, die in der Qualität leider sehr
schwanken, bestehen zum Teil nur aus biographischen Angaben und einer
Reihung von Primärtiteln. In der Mehrzahl der Fälle aber gelingt den
Verfassern auf knappem Raum eine gute, abgerundete Darstellung und
verläßliche Bewertung des Autors. Im Fall der Klassiker, wie
beispielsweise bei William B. Yeats oder John M. Synge, sind auch
wesentliche Editionen der Primärliteratur und die Standardausgaben
aufgeführt. Die meisten Artikel schließen mit vorzüglich ausgewählten,
aber leider sehr knappen Sekundärliteratur-Angaben. Dankenswerterweise
sind bei den Autoren, was gerade bei der modernen irischen Literatur
unverzichtbar ist, auch die Themenhefte der Zeitschriften
berücksichtigt.[5]
Die Gattungs- und Sachartikel reichen von aisling bis zum Ulster cycle
und zu Young Ireland. Sie bieten einen verläßlichen, sehr informativen
Einstieg und sind in der Vielzahl der Fälle ebenfalls mit
Literaturangaben versehen, so daß für das Verständnis der irischen
Literatur und Geschichte unabdingbare Begriffe wie Ascendancy, Easter
Rising, Famine und Gaelic League ebenso wie eher literarische
Begriffe, bis hin zu Literaturzeitschriften oder Theatergruppen, rasch
und präzis erschlossen werden. So vorzüglich diese Artikel auch
gearbeitet sind, wären sie bei einer Neuauflage doch zu überdenken:
Während im gälisch-irischen Bereich alle wesentlichen Gattungen und
Sucheinstiege, wie etwa Barántas, Caoineadh, C£irt éigse, Dánta
grádha, bis hin zu den Tale-types vertreten sind, bestehen im
anglo-irischen Bereich, abgesehen von eher historisch ausgerichteten
Artikeln, wie etwa broadsheets oder Anglo-Irish chronicles und wenigen
anderen, deutliche Lücken. So hätte man auf Grund der herausragenden
Rolle der Kurzgeschichte in der irischen Gegenwartsliteratur einen
Sammeleintrag zur Short story erwartet. Bedauerlich ist auch, daß bei
dem insgesamt sehr ausgewogenen Werk etwa im Fall der Theatergruppen
zwar das Belfaster Charabanc, nicht aber die für Dublin wichtigen
Gruppen wie Passion machine, Rough magic oder Wet paint enthalten
sind. Defizite bei wichtigen Feldern gibt es ansonsten kaum, obwohl
man sich mitunter auch eigenständige Einträge zu einigen, für die
moderne Literatur wichtigen Verlagen gewünscht hätte, wie zum Beispiel
zu Dedalus Press, New Writers' Press oder Salmon Publishing, die zum
Teil im Artikel Publishing in English auftauchen, aber dort keine
Literaturangaben haben und nicht direkt aufgefunden werden können.
Anderes mag aus Raumgründen oder subjektiver Einschätzung weggelassen
sein: So sind bei der Textüberlieferung alle erstrangigen
Handschriften vom Book of Armagh bis zum Book of Uí Mhaine mit eigenen
Einträgen aufgeführt, während das Book of Dimma oder der Cathach
Psalter[6] nur über ein Register auffindbar wären.
Die Werkartikel schließlich, zu praktisch allen wesentlichen Werken
der beiden Literaturen, enthalten in der Regel eine kurze
Inhaltsangabe, knappe Wertungen und abschließende Literaturangaben.
Leider besteht aber eine beträchtliche Anzahl an Einträgen nur aus
reinen Inhaltsangaben und praktisch ohne Hinweis auf die künstlerische
und literaturgeschichtliche Bedeutung des jeweiligen Werks. Auch
Angaben zur Rezeption oder Bearbeitung eines Werkes, etwa zur
Dramatisierung oder Verfilmung, sind nicht konsequent durchgeführt. Es
wäre zu überlegen, ob die Mehrzahl dieser Werkeinträge nicht mittels
einer Verweisung in die Autoreneinträge aufgenommen werden könnte.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: alle drei Lexika sind jeweils für
sich allein als Leitfaden zur Bestandskontrolle, für die Titelauswahl
und zur Weiterbildung des Fachreferenten nur bedingt geeignet. Sie
ergänzen sich in diesen Funktionen allerdings weitestgehend und
sollten deshalb alle in den Fachlesesälen bereitstehen, vorrangig der
Oxford companion und Hogan.
Sebastian Köppl
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