Insgesamt ist der Katalog nicht nur um 20 Seiten geschrumpft, auch die Inhalte haben sich verändert. Ist im Katalog von 1992 das Pergamonmuseum noch mit insgesamt 140 Exponaten vertreten, kommt es in der neuen Auflage nur noch mit 81 Nummern vor. Dafür steuert das "neue" Alte Museum 64 Ausstellungsstücke bei, während das frühere Antikenmuseum in Charlottenburg nur 28 Nummern zum Katalog von 1992 beitrug. Nicht wenige Beschreibungen sind damit also ganz herausgenommen worden, zumal im neuen Katalog auch noch Stücke dokumentiert werden, die in der Erstauflage nicht enthalten sind. Leider gibt die Konkordanzliste am Ende des Kataloges nur Auskunft darüber, unter welcher Nummer man die in beiden Werken vorkommenden Sammlungsstücke im Katalog von 1992 finden kann. Eine Liste der Exponate, über die man nur im alten Katalog etwas lesen kann, muß man sich hingegen selbst mühsam durch den Abgleich über die Inventarnummern erstellen.
Die Beschreibungen sind mehr oder weniger intensiv überarbeitet, orientieren sich aber eigentlich immer an den früheren Texten (und die waren ja auch keineswegs schlecht). Literaturhinweise am Ende jeder Beschreibung wurden beibehalten und aktualisiert. Am Ende verraten Namenskürzel der Beiträger die jeweiligen Autoren. Auch in der (Wieder-) Verwendung des Bildmaterials zeigt der neue Katalog viel Verwandtschaft zu seinem Vorgänger. Zahlreiche Photos sind übernommen worden, manches zeigt sich jetzt vor anderem Hintergrund oder in leichter Überarbeitung. Ein klares Konzept in der Bildpräsentation ist nicht erkennbar: Wann Aufnahmen des Exponates in situ, wann vor schwarzem, wann vor weißem Hintergrund hergestellt wurden, blieb wohl zumeist dem Zufall überlassen. Bei einem Katalog, der nicht nur Führer durch die Ausstellungen, sondern (vor allem in Anbetracht der unschätzbaren Bedeutung der Sammlungen) auch archäologischer Bildband mit Referenzcharakter sein muß, würde man vielleicht in dem einen oder anderen Fall besseres Bildmaterial erwarten. Für einen guten Eindruck von der Einzigartigkeit der Bestände in den beiden Berliner Museen reicht der Katalog aber allemal aus.
Der neue Katalog trägt den aktuellen Verhältnissen in Berlin in der Ordnung und Präsentation des Materials zwar Rechnung, der alte Katalog ist aber damit, was Texte und Bilder betrifft, keineswegs zur Makulatur geworden. Wer den neuen hat, sollte den alten nicht verschwinden lassen, wer den alten hat, sollte sich den neuen trotzdem kaufen.
Joachim Migl