Zur Feier der Wiedereröffnung des Hauses gehört auch ein Blick auf die Geschichte des Gebäudes. Im Katalog erhält man im Überblick die wichtigsten Informationen zu den frühen Unterbringungen der wachsenden Sammlung und damit zugleich zu frühen Museums- und Präsentationskonzepten für Bildersammlungen überhaupt. Im Zentrum der Ausführungen steht jedoch das von Leo von Klenze geplante und errichtete erste eigenständige Gebäude für die Sammlung, die heutige Alte Pinakothek, und seine bahnbrechende Konzeption - erinnert sei nur an die Lichtführung mit Oberlicht, die noch heute zu den Standards im Museumsbau zählt und für die sich jüngst die Berliner Gemäldegalerie erst wieder entschied - , Hinweise auf die Zerstörungen 1943 und 1944, die die Alte Pinakothek fast als Ruine zurückließen, schließlich auf die entscheidenden Wiederaufbauvorgaben 1952 - 1957 von Hans Döllgast, der für die Erhaltung der Reste des Klenze-Baus und ihre Integration bei der Wiedererrichtung des Gebäudes plädierte, und auf die nun seit 1994 erfolgten Sanierungsmaßnahmen.
Im mittleren Katalogteil wird eine Bildauswahl präsentiert, sozusagen die Höhepunkte der Sammlung, geordnet nach Schulen und Epochen. Den Farbtafeln und zahlreichen Detailaufnahmen zu den einzelnen Werken wird ein Text beigegeben, der im Sinne einer Kenntnis und Verständnis vermittelnden Bildbeschreibung vorrangig ein Liebhaber- und Interessentenpublikum im Auge hat. Verknappt sind meistens die "dokumentarischen" Angaben (gemäldetechnologische Informationen, Provenienzvermerke, Literaturangaben usw.). Fast ist man geneigt, diesen Teil des Katalogs als schönes Lesebuch zu beschreiben, das anhand der Bestände der Alten Pinakothek auch einen überblickartigen Gang durch die Geschichte der Malerei erlaubt.
Den Abschluß des Katalogs bildet das Gesamtverzeichnis der Bestände
der Alten Pinakothek. Wer hier eine Ablösung des zuerst 1983
erschienenen Katalogs der ausgestellten Gemälde erwartet hatte, muß
enttäuscht sein.[1] Fast hatte man dies beim Durchgang durch das
wiedereröffnete Museum auch schon geahnt: In den Räumen liegt zur
Publikumsinformation nach wie vor der alte Katalog aus, und wie sich
jetzt nach Studium der Neuerscheinung zeigt, durchaus zu Recht. Das
Gemäldeverzeichnis des neuen Katalogs ist zum großen Teil nur eine
noch stärker abgespeckte Version des alten Überblicks. Unverständlich
bleibt, warum man diese bei aller bereits gegebenen Knappheit doch
informativere ältere Veröffentlichung nicht einfach nochmals
abgedruckt hat, hätte man hier doch zumindest Kurzinformationen zu den
einzelnen Künstlern erhalten und zu den Bildern Angaben, die über die
Nennung von Titel, Datierung und Format etwas hinausgehen. Dieser
Informationsverlust wird zwar partiell durch detailliertere
Beschreibungen einzelner Werke in der vorausgehenden
Auswahlpräsentation kompensiert. Für eine systematische Nutzung des
Katalogs ist dies trotzdem nicht hilfreich. So bleibt gerade auch für
alle am Nachschlagewert einer Publikation Interessierten nur die
Schlußfolgerung, daß das alte Verzeichnis der (ausgestellten) Gemälde
der Alten Pinakothek von 1983 nach wie vor seinen Wert hat und für
eine umfassende und zugleich publikumsbrauchbare Information zu den
Beständen immer noch heranzuziehen ist.
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