Gemäldegalerie <Berlin>
Die wechselvolle Geschichte einer Sammlung und ihrer Unterbringungen ist vor allem aber ein Berliner Thema. Mit München vergleichbare Kontinuitäten in Aufbau und Präsentation der Sammlung waren jedenfalls hier nicht möglich. Die Bedeutung der Berliner Sammlung begann im wesentlichen erst nach 1797 mit ihrem systematischen Aufbau nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten unter Alois Hirt; als königliche Sammlung sollte sie exemplarisch und hochkarätig die Geschichte der Malerei nach Schulen und Epochen geordnet präsentieren. Ihre Unterbringung mündete nach Planung der Museumsinsel durch Schinkel in den schließlich 1904 unter Wilhelm von Bode bezogenen Neubau, den sog. Kaiser-Friedrich-Museum. Hier verblieb die Sammlung bis 1939. Die kriegsbedingten Auslagerungen großer Teile des Bestands in verschiedenen Berliner Stadtteilen und nach Thüringen waren Ausgangspunkt für die nach 1945 erfolgte Teilung der Sammlung entsprechend den politischen Gegebenheiten der Auslagerungsorte. Die in den Westberliner Stadtteilen ausgelagerten Bilder und die von den Amerikanern aus Thüringen nach Westdeutschland verbrachten Bestände bildeten den "West-Bestand", organisatorisch und rechtlich schließlich als Teil der 1957 geschaffenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgewiesen; von der Sowjetarmee wurden die überwiegend in Ostberlin (auf der Museumsinsel) verbliebenen Sammlungsteile übernommen und schließlich wieder im seit 1956 sogenannten Bode-Museum (dem alten Kaiser-Friedrich-Museum) präsentiert. Seitdem entwickelten sich die beiden Teile der Gemäldegalerie als eigenständige Sammlungen; entsprechend erfolgte auch eine separate Katalogisierung und wissenschaftliche (Teil-)Erschließung nach 1960. Erst die Wiedervereinigung erforderte und ermöglichte Überlegungen zu einer Zusammenführung und Neuordnung der beiden Sammlungen, ein Prozeß, der - zumindest teilweise - auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist, verfolgt man nur die Diskussion um die weitere Funktion und Konzeption der Museumsinsel.
Die Brüche in der Sammlungsgeschichte vor allem dieser letzten 50 Jahre spiegelt sich nicht zuletzt in der wechselnden und nicht einfach zu durchschauenden Benennung der Sammlung in einzelnen Zeitabschnitten und Unterbringungsphasen. Als Teil der Königlichen, nach 1918 Staatlichen Museen war die Gemäldesammlung bis 1945 Nationalgalerie. Von 1945 bis 1989 (bzw. rechtlich bis 1991) waren ihre Bestände geteilt; die Schlagwortnormdatei behilft sich für diesen Zeitraum mit der Unterscheidung der Berliner Sammlung in Nationalgalerie <Ost> und Nationalgalerie <West>. Die im Westen erhaltenen Bestände waren dabei seit 1957 organisatorisch wie rechtlich ausgewiesen als Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, somit als Gemäldegalerie Teil der Staatlichen Museen Berlin <West>. Die in Ostberlin verbliebenen Bestände bildeten die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost). Zur einfacheren Unterscheidung von Teilbeständen wird - verstärkt nach 1989 - im Sprachgebrauch auch eine Verknüpfung mit ihren jeweiligen Unterbringungen herangezogen: Museum (Gemäldegalerie) Dahlem, Bode-Museum (für die im alten Kaiser-Friedrich-Museum auf der Museumsinsel verbliebenen Bestände) usw. Mit 1998 nun und mit der Zusammenführung eines großen Teils der Malereibestände an einem Ort stellt sich die Begrifflichkeit für die einzelnen Sammlungsteile und für ihre Unterbringung für uns folgendermaßen dar: Als Gemäldegalerie Berlin wird die zusammengeführte Sammlung an europäischer Malerei des 13. - 18. Jahrhunderts bezeichnet; sie ist jetzt (überwiegend) untergebracht im nach 1989 von Hilmer und Sattler errichteten Museum am Kulturforum und damit zugleich in enger Nachbarschaft zu Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek, die als (Teil-)Realisierungen vorangegangener Westberliner Museumsplanungen noch in den 80er Jahren fertiggestellt wurden. Die Bezeichnung Alte Nationalgalerie ist jetzt dem (z.Zt. wegen Sanierung und Neuplanung für die gesamte Museumsinsel geschlossenen) Bode-Museum vorbehalten und somit den dort noch verbliebenen (Rest-) Beständen an großformatiger Malerei vor 1800 und an Malerei und Skulptur des 19. Jahrhunderts aus dem Ostberliner Sammlungsteil. Als Galerie der Romantik wird der Westberliner Teil der Sammlung an Malerei des 19. Jahrhundert bezeichnet, der weiterhin in Schloß Charlottenburg untergebracht und zugänglich ist. Wie für die Bestände an Malerei des 19. Jahrhunderts insgesamt nach Abschluß der Sanierungsarbeiten auf der Museumsinsel die Sammlungsanordnung und -benennung aussehen wird, muß hier offen bleiben. Als Neue Nationalgalerie fungiert jetzt die im Mies-van-der-Rohe-Bau am Kulturforum untergebrachte Sammlung an Malerei des 20. Jahrhunderts. Seine Fortsetzung findet dieser Sammlungsteil im Museum für Gegenwartskunst, das 1996 im alten Hamburger Bahnhof neu eröffnet wurde. Schließlich findet man die einfache Benennung Nationalgalerie auch weiterhin, und zwar jetzt als nicht spezifizierende bzw. zusammenfassende Bezeichnung aller Bestände oder mehrerer Teilbestände.