Die Lücke zwischen dem Handbuch Boardmans zur klassischen Epoche und
dem Werk von Smith über die hellenistische Periode[2] ist damit
geschlossen. Notwendigerweise muß der Blick auf das Thema über
Griechenland hinausgehen. Die Plastik aus dem griechischen Kulturraum
im westlichen Mittelmeerraum und auch der östlich Griechenlands
gelegenen Städte wird von Boardman deshalb ebenfalls abgehandelt. Ein
Essay über Sammlungen und Rezeption griechischer Plastik vom Altertum
bis heute schließt den Band ab.
Archäologen oder Kunsthistorikern wird man über Boardmans Arbeiten zur
Plastik nicht viel sagen müssen. Als Handbücher haben die einzelnen
Titel schon lange ihren festen Platz in Bibliotheken und
Literaturverzeichnissen. Was sich aber vielleicht noch nicht weit
genug herumgesprochen hat, ist die Eignung einer Boardman'schen
Monographie zum Lesebuch. Trotz eines stupenden Fachwissens führt der
Autor in einem gut lesbaren Stil, allgemein verständlich und unter
Verzicht auf das gefürchtete Fach-Chinesisch seinen Leser durch die
Welt der griechischen Plastik im 4. Jahrhundert vor Christus. Die
reiche Bebilderung (schwarzweiß) macht Beschreibungen mühelos
nachvollziehbar und die konsequente Verbannung von gelehrten
Fußnotendiskussionen aus dem Textfluß[3] erlaubt ein flüssiges und
entspanntes Lesen. Man darf diese Handbücher deshalb auch guten
Gewissens kunstbeflissenen Nicht-Archäologen empfehlen, die im Museum
oder Griechenland-Urlaub etwas mehr sehen wollen. Boardmans Handbücher
sind wahrscheinlich nicht nur kompetentere, sondern auch leichter
begreifbare Begleiter als so mancher Kunst- oder Museumsführer. Sie
dürfen daher nicht nur in keiner Fachbibliothek fehlen, sondern ruhig
auch in öffentliche oder private Sammlungen von Kunstführern
eingestellt werden.[4]
Joachim Migl
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