Raschen Zugriff auf Einzelfragen ermöglichen ein Autoren- und ein Werkregister und ein Register der anderen erwähnten Personen. Hensel stellt annähernd 300 Dramatiker mit mehr als 1600 Stücken vor. Und überall ist zu merken, daß er kein Theaterwissenschaftler, sondern ein Theaterliebhaber gewesen ist. Er schreibt geistreich, mit feuilletonistischem Witz, streut Anekdoten ein, ergänzt seine Darstellung in der Rubrik Meinungen durch Urteile anderer Interpretatoren und Rezensenten, verweist auf andere Autoren, die dieselben Stoffe zum Gegenstand ihrer Dramen machten, und hat in allen Auflagen seiner Kulturgeschichte des Theaters hier gekürzt, dort erweitert, korrigiert und ergänzt: In der 1. Aufl. wird z.B. Ödön v.Horvath noch auf knapp zwei Seiten in der Kategorie Vermischtes: Außenseiter, Volksstücke, Reißer behandelt, Rolf Hochhuth auf mehr als zwei Seiten. 1978 nimmt Horvath (jetzt bei den Naturalisten) zehn Seiten ein, Hochhuth sechs Seiten bei den Moralisten. Dylan Thomas, dessen Unter dem Milchwald schon 1962 auf deutsch erschienen ist, findet hingegen erst 1992 Aufnahme, gemeinsam mit Ernst Jandl, Alan Ayckbourn, Robert Musil, Elfriede Jelinek, Gaston Salvatore, Christoph Hein, Harald Müller und Lars Norén. Aufgewogen wird dieser Verzicht auf höchste Aktualität durch die quasi nebenbei geleistete Darstellung theatergeschichtlicher und inszenatorischer Entwicklungen, gesellschaftlicher Zusammenhänge und Glanzlichter der zeitgenössischen Bühne.
Gernot Giertz