gegenüber der 4. Aufl. (1984) statt 368
Autoren mit 1136 Stücken nur noch 175 Dramatiker mit 910 Stücken
vertreten, so bringt die jüngste Ausgabe bei 292 Neuaufnahmen 1148
Stücke von 202 Autoren. Der Verlag kann die Neuauflage zu Recht als
die umfassendste Bestandsaufnahme des Schauspiels ab 1945 bezeichnen.
Tatsächlich ist jetzt alles, was in den vergangenen Jahren auf den
deutschsprachigen Bühnen reüssierte in diesem Band versammelt. Wie
schon zuvor sind die Autoren alphabetisch geordnet mit Kurzbiographie
und ausgewählten Literaturangaben, gefolgt von Kurzcharakterisierungen
des Gesamtwerks. Die einzelnen Stücke werden in der Reihenfolge ihrer
Uraufführung vorgestellt und interpretiert. Ein Stücke-Register
verbindet die Titel mit ihren Autoren. Kienzle hat wie in den früheren
Auflagen nicht nur neue Werke aufgenommen, er hat die bereits
vorhandenen Artikel bearbeitet, aus der Sicht von heute revidiert und
neu beurteilt, hat gerafft und vieles neu zusammengefaßt. Das dient
nicht nur der Übersichtlichkeit, sondern macht den Band auch
faszinierend aktuell.
Während z.B. Rainer Kerndl, Max Mell oder Rolf Schneider keine
Berücksichtigung mehr fanden und - wie schon früher Siegfried Lenz
oder Leopold Ahlsen - als nicht mehr Zeitgemäße ausgemustert wurden,
sind jetzt der vielgespielte Alan Ayckbourn (mit mehr als einem
Dutzend Stücken), Sarah Kane, Mark Ravenhill, Tony Kustner, Yasmina
Reza, Coline Serrau, die deutschsprachigen Werner Schwab, Einar
Schleef, Harald Kislinger, Marlene Streeruwitz, Werner Fritsch und
weitere 16 Stückeschreiber aufgenommen worden.
Kienzle hat sein Ziel, mit seinem Buch auf dem letzten Stand zu sein,
erreicht. Die jüngste Uraufführung datiert vom 27. Mai 1999
(Lotphantasie von Botho Strauss). Bei dem Bemühen aber, stets aktuell
zu sein, sind nicht nur viele der frühen, heute nicht so oft
gespielten Autoren auf der Strecke geblieben; diesem Bemühen ist ein
wichtiger Aspekt des Dramas nach 1945 geopfert worden, nämlich
gleichzeitig ein Stück Theatergeschichte der Nachkriegszeit zu bringen
und somit mehr zu sein als nur eine Zusammenstellung der zwischen zwei
Auflagen meistgespielten Autoren und ihrer Werke. Auch aus diesem
Grund sollten die früheren Auflagen nicht ausgeschieden werden.
Gernot Giertz
- [1]
- Die 1. Aufl. erschien 1966 u.d.T. Modernes Welttheater, die
folgenden dann unter dem heutigen Titel: 2. Aufl. 1973, 3. Aufl.
1978.
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