Die Bibliographie besteht aus zwei großen, nahezu gleich langen Teilen: A. Theater (8627 Nr.) und B. Drama (8899 Nr.), gegenüber denen der dritte Teil C. Musik (mit nur 11 Titeln) so abfällt, daß man ihn getrost hätte weglassen können. Die beiden Hauptteile spiegeln das problematische "Verhältnis zwischen Theater und Drama, zwischen Aufführung und Text" (alle Zitate von S. 8), das auch der Bibliograph nicht sauber trennen kann, selbst wenn seine Bibliographie primär dem Theater als Spektakel gilt: so entfallen die bei weitem meisten Eintragungen (nämlich rd. 7100) im zweiten Teil auf Literatur über einzelne Dramatiker, wobei er sich auf Titel beschränkt, die "viel über ihre Arbeit als Bühnenschriftsteller aussagen", während er andererseits nach einer umfassenden Verzeichnung der Literatur über einzelne Stücke strebt. Teil A umfaßt folgende, weiter untergliederte Kapitel (zitiert nach dem deutschsprachigen Inhaltsverzeichnis, das dem englischsprachigen gegenübersteht): 1. Allgemeine Nachschlagewerke; 2. Theoretische Aspekte; 3. Juristische und organisatorische Aspekte; 4. Religion (der Unterabschnitt Religion im Theater behandelt auch das Jesuiten- und Schultheater); 5. Theaterpraxis; 6. Geschichte (vor allem nach Epochen gegliedert); 6. Ort (gemeint sind Darstellungen zu Ländern und Orten); 8. Biographien (u.a. mit zwei Abschnitten über einzelne Theaterarchitekten und Bühnenbildner bzw. Schauspieler, Regisseure und Intendanten); 9. Theaterkritik; 10. Laienspiel und Volkstheater; 11. Besondere Darstellungsformen (Puppenspiel; Kabarett; Freies und alternatives Theater).
Auch wenn der Bibliograph vorsichtig genug ist, für sein Werk keine vollständige, sondern nur eine "umfassende" Verzeichnung zu reklamieren, ist dies - selbst auf dem Kerngebiet - wie zu erwarten, nur annähernd gelungen, was sich mit einem als Stichprobe vorgenommenen Abgleich der unter Ludwigsburg (Nr. 3840) und Stuttgart (Nr. 4188 - 4221) verzeichneten Titel mit denen im alten Sachkatalog der Württembergischen Landesbibliothek erhärten läßt. Dabei ist die ältere Literatur insgesamt besser repräsentiert als die neuere, was damit zusammenhängt, daß sie am ehesten bereits in den ausgewerteten Quellen - den Katalogen von Theaterbibliotheken und der Bibliographie von Hadamowsky (s.u.) - nachweisbar ist.
Die bis auf Schriftenreihen vollständigen Titelaufnahmen machen einen zuverlässigen Eindruck und sind (immer dann, wenn ein Bibliothekssigel angegeben ist) nach Autopsie verzeichnet; die mit einem Asteriskus markierten stammen aus sekundären Quellen. Die Präsentation ist allerdings wenig raumsparend, da die Umfangsangabe immer auf eigener Zeile steht (an deren Ende nach viel freiem Raum die Sigle oder der Asteriskus folgen), ebenso Ort und Verlag mit viel Zwischenraum zu dem an das rechte Zeilenende gerückten Erscheinungsjahr, was dadurch begründet ist, daß die Titel innerhalb der engsten Sachstelle chronologisch ordnen.
Da der Bibliograph leider auf Mehrfacheintragungen grundsätzlich verzichtet, muß man unbedingt das Sachregister benutzen, das allerdings die Bibliographie nur unzureichend erschließt. Da sind zunächst einmal lange Zahlenkolonnen unter zu weit gewählten Schlagwörtern (z.B. Comedy oder Vienna), die man allein deswegen kaum benutzen wird. Auch sind keineswegs alle Titel zu einem Schlagwort nachgewiesen: Unter Jesuits fehlen etwa die einschlägigen Publikationen von J.-M. Valentin, obwohl sie in diesem Abschnitt verzeichnet sind. Das Sachregister enthält zahlreiche Eintragungen unter Dramenautoren und Persönlichkeiten des Theaters, während das Autorenregister auf die Verfasser von Sekundärliteratur beschränkt ist (und weder Eintragungen unter körperschaftlichen Verfassern noch unter Sachtiteln verfasserloser Werke enthält). Auch dieses Register scheint nicht vollständig zu sein: so sind von den Schriften von Paul S. Ulrich nur drei nachgewiesen, sein wichtigstes, das biographische Register zum Deutschen Bühnenjahrbuch (Nr. 5518) findet man nur beim Blättern an der Sachstelle und damit auch den Grund für das Fehlen des Verfassernamens im Register, ist er doch versehentlich als Urich angesetzt und unter dieser Form dann auch ins Register gelangt.
In Anbetracht der ungenügenden bibliographischen Kontrolle der
Literatur zum Theater in den deutschsprachigen Ländern ist diese
Bibliographie als Ergänzung zu der von Hadamowsky,[2] der gleichfalls
nur selbständige Publikationen verzeichnet, zwar zu begrüßen, kann
aber bei weitem nicht das letzte Wort auf diesem Gebiet sein. Dazu
bedarf es einer Bibliographie, die auch unselbständige Publikationen
einschließt und die sinnvollerweise nur eine Auswahlbibliographie sein
kann, womit sie aber wohl an der Hürde der dazu erforderlichen
kritischen Auswahl scheitern wird.
Klaus Schreiber
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