Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
The Cambridge illustrated history of British theatre
- 99-1/4-281
-
The Cambridge illustrated history of British theatre /
Simon Trussler. - 1. publ. - Cambridge : Cambridge
University Press, 1994. - XII, 404 S. : zahlr. Ill. ; 26
cm. - ISBN 0-521-41913-1 (hb.) : œ 24.95
- [3433]
Simon Trussler scheint auf den ersten Blick konventionellen Formen der
Theatergeschichtsschreibung zu folgen. Seine Cambridge illustrated
history of British theatre hat einen chronologischen Aufbau, beginnend
mit der Zeit römischer Herrschaft in Britannien, endend mit dem
Thatcherismus und den neunziger Jahren in Großbritannien. Die
Kapitelüberschriften lehnen sich zum Teil an traditionelle
Epochenbegriffe an (z.B. Jacobean theatre, Restoration theatre),
beschreiben im allgemeinen jedoch die Haupttendenzen des jeweiligen
Zeitraumes, wie z.B. die Entwicklung eines professionellen
Schauspielerstandes, des bürgerlichen Theaters, des Theaters als
Geschäft oder die Arbeit alternativer Theatergruppen. Im Gegensatz zur
Oxford illustrated history of theatre (s.o. IFB 99-1/4-273)
illustrieren die zahlreichen farbigen und schwarzweißen Abbildungen
tatsächlich den Text, der außerdem durch graphisch abgesetzte Exkurse
ergänzt und kommentiert wird. Auch wenn es sich, wie der Autor in
seiner Einleitung betont, nicht um ein originäres Werk der Forschung,
sondern um eine kritische Sichtung und Darstellung vorhandener
Erkenntnisse handelt, so wurde durch die Auswahlkriterien des Autors
doch eine interessante Sicht auf die Geschichte des englischen
Theaters geschaffen, die sich endlich einmal mit Erfolg um eine
Balance zwischen der Darstellung sog. "Hochkultur" (official culture)
und Populär- oder Oppositionskultur (inofficial culture) bemüht. So
wird auch dem Geschäftstheater, Jahrmarktunterhaltungen,
Feministischem Theater, Ethnischem Theater, Schwulentheater
Aufmerksamkeit bezeugt, die Analyse theatraler Elemente
spätmittelalterlicher Festkultur steht Ausführungen zur Dramaturgie
von Rockkonzerten oder Karaokeabenden gegenüber. Die Dominanz der
Dramen- vor der Theatergeschichte wird aufgehoben, Dramen nur als ein
Indiz unter vielen zum Verständnis herangezogen. Der Band wird ergänzt
durch eine chronologische Übersicht zur englischen Theatergeschichte,
ein Glossar theaterspezifischer Termini, ein Personenregister und eine
kommentierte Bibliographie, deren Umfang etwas knapp bemessen
erscheint. Insgesamt liegt mit Simon Trusslers Arbeit eine gut lesbare
Geschichte des englischen Theaters vor, die neuere Tendenzen der
theaterhistoriographischen Diskussion aufnimmt und für Laien und
Fachwissenschaftler gleichermaßen interessant ist.
Peter Schmitt
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