Mit Informationen zum Inhalt geizen die Autoren auch diesmal wieder. Das beginnt bereits mit der genauen räumlichen Begrenzung: Amerika, Afrika, Australien, Asien (früher: Amerika, Australien, Karibik, Afrika und davor: Amerika, Australien, Karibik: zu unterstellen ist z.B., daß Süd- und Mittelamerika enthalten sind, doch scheinen Artikel über diese Subkontinente nur sehr sparsam vertreten zu sein. Eher entsteht der Eindruck, daß mit Amerika alles westlich des Atlantik und östlich des Pazifik gemeint ist und im Vorwort wird der Inhalt des ganzen Bandes primär damit umschrieben, daß er alles enthalte, was nicht im Rockmusiklexikon Europa steht. Auch eine Definition dessen, was die Autoren unter Rockmusik subsumieren, bleiben sie uns schuldig. Der Begriff Rockmusik wird liberal angelsächsisch verstanden und umfaßt außer Liedermachern, Disco-Pop und Teenie-Pop auch Gebiete wie Heavy Metal, Country-Rock, Hardcore, Grunge und Reggae.
Die Quellen sind dieselben wie in den früheren Auflagen: die Biographien basieren in erster Linie auf offiziellen Informationen der Schallplattenfirmen (sog. life lines oder product facts), Artikeln aus der internationalen und nationalen Fach- und Tagespresse, eigenen Interviews unter Hinzuziehung der umfangreichen englischsprachigen Pop- und Rockliteratur. Zusätzlich wurden die Informationen der Charts-Auswertungen von Taurus Press benutzt.
Redaktionsschluß war der 31. Dezember 1997. Stichproben vermitteln den
Eindruck entsprechender Aktualität; zumindest wurden bei den meisten
Artikeln Absätze mit aktuellen Ergänzungen hinzugefügt. Die beiden
Bände sind durch ein Personen- und Gruppen-Register in Bd. 2
erschlossen, das unverzichtbar ist.[2] Wer das Rockmusiklexikon Europa[3]
nicht besitzt, wird oftmals vergeblich im amerikanischen Teil Namen
von Musikern und Bands nachsehen wollen, die eigentlich zu
Großbritannien gehören. Die Aufteilung der Bände trennt etwas
unglücklich die USA von Großbritannien, aber das kann man
verschmerzen. Das Lexikon hat durch die Überarbeitung und
Aktualisierung an Wert gewonnen.
Der Rezensent hatte seinerzeit eine CD-ROM-Ausgabe des
Rockmusiklexikons empfohlen, die inzwischen im Systhema-Verlag
erschienen ist. Sie basiert auf den Buchausgaben des Fischer
Taschenbuch Verlages für Europa und den Rest der Welt und entstand in
Kooperation mit Bayern 3. Die Installation erfolgte zunächst auf einem
PC, der den empfohlenen Systemvoraussetzungen entsprach.[4] Leider
konnte die Installation nicht korrekt durchgeführt werden, da die
Installation von QuickTime sich hartnäckig verweigerte.[5]
Wahrscheinlich lag es daran, daß QuickTime bereits in einer
32-bit-Version auf dem Rechner installiert war. Der Normalanwender ist
hier jedoch überfordert. Systhema bietet eine Hotline an, die jedoch
vom Rezensenten nicht in Anspruch genommen wurde. Auf einem
leistungsstärkeren Multimedia-PC kam die Anwendung dann doch noch zum
Laufen, jedoch bietet die CD-ROM bei einer Graphikauflösung von 1024 x
768 ein gar düsteres und kaum lesbares Outfit. Abgesehen von der
Graphikauflösung liegt dies daran, daß die CD-ROM als
Multimedia-Computerspiel konzipiert wurde und auch etliche Spiele
enthält. Also muß sich auch der Lexikonbenutzer dieser Oberfläche
unterwerfen. Beim Starten der Anwendung wird der Benutzer mit Sound
und mit der Meldung "Virus entdeckt" geschockt. Danach erscheint die
sog. "Drohne" als ständiger Begleiter durch die Anwendung. Mit ihrer
Hilfe lassen sich alle Komponenten bedienen und erreichen.
Das Menü Portraits führt zu einer Suchmaske (bei der o.a.
Graphikauflösung ist allerdings kaum erkennbar, daß auf der betr.
Seite eine Suchanfrage eingegeben werden kann), bei der über Enter
Name ein Musikername, z.B. Zappa eingegeben werden kann. Der nächste
Bildschirm zeigt ein Photo von Frank Zappa (Name) mit Geburtsdatum
(Born) und Geburtsort, Nationalität (Nationality) sowie Instrumente
(Instruments). Das Feld Died bleibt jedoch leer, obwohl im Volltext,
der wiederum mit dem Lexikonartikel in Buchform übereinstimmt, das
Todesdatum mit "4.12.1993" angegeben ist. Discography führt durch die
publizierten LPs und CDs mit Titel, Erscheinungsjahr und Label,
allerdings ohne Angabe der einzelnen Stücke. Leider sind in dieser
Rubrik nicht immer Photos enthalten (s. Fela Anikulapo Kuti).
Insgesamt sind lt. Covertext rund 7000 "Steckbriefe" und 1900
ausführliche Artikel, lt. Readme-File der Autoren über 6000 "Einträge
zu Musikern und Bands" vorhanden.
Im Menü Dates kann nach Geburtsdaten gesucht werden, vorausgesetzt,
man gibt das richtige Datumsformat ein. Hier erscheinen dann
Ereignisse wie Birth, Death und Other. Diese Kalenderfunktion enthält
über 10.000 Einträge.
Im Menü Books erhält man nach einer Eingabe im Feld Artist kurze
bibliographische Hinweise auf ca. 1500 Bücher, bei denen leider die
Verlagsangaben fehlen. Diese Literaturangaben gehen über die
Buchausgabe des Lexikons hinaus, stellen jedoch nur eine kleine
Auswahl der erschienenen Rock- und Popliteratur dar.
Im Menü Definitions erhält man zu ausgesuchten Fachbegriffen wie Fan,
Fanzine, HipHop, Jazz, Jazzrock, Underground usw. kurze Definitionen.
Auch diese Rubrik ist in der gedruckten Ausgabe nicht vorhanden und
ergänzt den Lexikoncharakter der CD-ROM.
Weiterhin enthält die CD-ROM zehn Multimedia-Spiele: blockheads,
d-frag, pertinax super intendant, soundmine, exwhy, punks in a row/,
n-zyme brigade, bio garbage super hero, bypass 3.3, id5-race against
the machine sind Computerspiele aus der Computerwelt und haben mit dem
Rockmusiklexikon direkt nichts zu tun. Es wird daher auf sie nicht
näher eingegangen, zumal die Bedienung durch die o.a. Graphikprobleme
erschwert wurden. Diese Computerspiele sollen wohl die Zielgruppe der
CD-ROM erweitern, was sicherlich auf eine Marketingstrategie des
Verlages zurückzuführen ist. Prinzipiell ist es durchaus
gerechtfertigt, zu überlegen, wie die Nutzung einer eher nüchternen
Lexikondatenbank durch animierte Computerspiele aufgepäppelt werden
kann. Ob die Rechnung aber beim Rockmusiklexikon aufgeht, ob der
Benutzer des Lexikons sich durch Computerspiele ablenken läßt und sich
dann wieder dem Lexikon zuwendet oder doch lieber eine Rock-LP oder
-CD auflegt, mag zunächst einmal bezweifelt werden. Vielleicht
schreibt der Verlag aber schwarze Zahlen für diesen Titel; dann wäre
das Konzept aufgegangen.
Die CD-ROM-Ausgabe des Rockmusiklexikons bietet durch gezielte
Abfragemöglichkeiten einige Funktionen an, die die Buchausgabe
entweder nicht bietet oder nicht darstellen kann; insofern ist auch
ein direkter Vergleich nicht möglich. Nichtsdestotrotz wird der
Rezensent beim punktuellen, schnellen Nachschlagen von Fakten lieber
die Buchausgabe benutzen. Zum Browsen und spielerischen Nachschlagen
wird sicherlich der eine oder andere Benutzer die CD-ROM vorziehen.
Als abschließender Eindruck bleibt jedoch der Wunsch, daß die nächste
Ausgabe eine benutzerfreundlichere und lesbarere Oberfläche erhält.
Bernhard Hefele
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