Wenn auch das Fach in seinen Forschungsfeldern und im Vergleich zu anderen Kultur- bzw. Sozialwissenschaften trotz der räumlichen Nähe des Gegenstandes soz. "exotisch" erscheint, so zeigt diese Einführung doch, daß die Gebiete, die ihm zugerechnet werden, recht eindeutig und gut umrissen sind. Aus dem alten "Kanon" der Volkskunde findet man da beispielsweise Haus- und Geräteforschung, Kleidungs- und Brauchtumsforschung, Volksfrömmigkeit u.a.; aus den eher sozialwissenschaftlich orientierten neueren Forschungsrichtungen z.B. die Familien-, Arbeiter-, Gemeinde- und Stadtteilforschung u.a. Ergänzend sind hervorragende Übersichtsartikel zur Geschichte der Volkskunde, zu Quellen und Methoden und zu angewandten Praxisfeldern wie das Museumswesen aufgenommen.
Die durchschnittlich 20 Seiten langen Artikel sind gut gegliedert und geben jeweils einen instruktiven Einblick in das jeweilige Forschungsfeld bzw. Thema. Am Schluß der Artikel finden sich vier bis fünf Seiten Literaturangaben, im Anhang ein ausführliches Autorenverzeichnis mit biographischen Angaben sowie ein Personen- (11 S.) und ein Sachregister (10 S.).
Das Werk wird seinem Anspruch, einen "Grundriß" zu bieten, voll und ganz gerecht. Bemerkenswert ist auch, daß hier die manchmal getrennt marschierenden Fraktionen von traditionellen Volkskundlern einerseits und eher sozialwissenschaftlich orientierten Europäischen Ethnologen andererseits gleichermaßen beteiligt sind, so daß ein ausgewogenes, umfassendes Bild des Faches entsteht. Eine Anschaffung des Buches, ganz gleich, ob in öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliotheken, kann trotz des schon länger zurückliegenden Erscheinungsdatums empfohlen werden.
Jürgen Plieninger