Herausgeber und Beiträger gehören sämtlich dem Marburger Institut für Politikwissenschaft an. Sie haben die räumliche Nähe dazu benutzt, sich hinsichtlich des Inhalts und der Gewichtung eingehend abzusprechen, was der Veröffentlichung sehr gut bekommen ist, wirkt sie doch wie "aus einem Guß".
Nach der Einführung, die Anmerkungen zur Veröffentlichung und eine
Einführung in die Politikwissenschaft und ihre Teilgebiete beinhaltet,
folgt der Hauptteil mit acht weiter untergliederten Kapiteln nach den
Teilgebieten der Politikwissenschaft.[3] Die ausführlicher besprochenen
Werke werden am Schluß der Kapitel zusammengestellt und am Ende des
Bandes sind dann nochmals alle erwähnten Titel in einem Verzeichnis
zusammengefaßt, auf das eine kurze Liste der wichtigsten
deutschsprachigen und internationalen Fachzeitschriften folgt.
Das Werk behandelt schwerpunktmäßig die Nachkriegszeit und hier
wiederum vorrangig die neunziger Jahre. Berücksichtigt wird
insbesondere die englischsprachige und die deutschsprachige Literatur,
letztere vielleicht im Übermaß, wenn man die Auswahl beispielsweise
mit dem New handbook of political science[4] vergleicht; das ist jedoch
eher als Vorteil zu werten, da das Buch ja vorrangig im deutschen
Lehrbetrieb eingesetzt wird. Der Umfang der Besprechungen entspricht
ihrer Bedeutung für die fachlichen Debatten, wobei sich eventuell aus
einer Einschränkung ein schiefes Bild ergeben kann, da Beiträge zu
Sammelwerken und Zeitschriftenaufsätze nicht berücksichtigt werden (so
fehlt z.B. die Debatte um Huntingtons These des "Clash of
civilizations"). Weniger schwer wiegt der Nachteil, daß
Nachschlagewerke nicht berücksichtigt wurden, da sie den Wissensstand
zusammenfassen und seltener Beiträge zur fachlichen Debatte
darstellen. Aber diese Einschränkungen wiegen nicht schwer, da der
Literaturführer Politikwissenschaft in allen Teilen ausgewogen und
ausführlich erscheint.
Die Erschließung ist befriedigend. Da bereits das Inhaltsverzeichnis
ausreichend differenziert ist, um einen Zugriff auch auf
untergeordnete Sachverhalte zu ermöglichen, ist das Fehlen eines
Sachregisters kaum zu kritisieren. Der Inhalt ist sehr gut
strukturiert, Titel von Büchern sind kursiv, Namen von Autoren der
ausführlich besprochener Titel durch Fettdruck hervorgehoben. Das
umfangreiche Namenregister ist ähnlich gestaltet: Autoren, die nur
kurz erwähnt werden, sind mager, jene, die länger besprochen werden,
fett gesetzt. Verweisungen zwischen einzelnen Kapiteln werden
sinnvollerweise nur selten vorgenommen.
Der Literaturführer Politikwissenschaft leistet mehr als andere
annotierte Bibliographien. Man kann ihn auch als eine Einführung in
das Fach Politikwissenschaft und seine einzelnen Teile lesen. Die
Herausgeber bemerken im Vorwort, daß sie Sammelrezensionen zu
denjenigen Teilgebieten der Politikwissenschaft bieten, die für das
Grundstudium relevant sind. Dies ist in vollem Umfang gelungen: die
einzelnen Kapitel sind sehr ausgewogen und insgesamt ist der
Literaturführer gut gestaltet. Das nicht geringste Verdienst dieses
Literaturführers besteht darin, daß man bei Lektüre Lust bekommt, die
vorgestellten Werke eingehender kennenzulernen. Damit ist das Konzept,
einen Literaturführer "anderer Art" zu bieten, aufgegangen. Man möchte
sich wünschen, daß es auch für andere Wissenschaften[5] übernommen
wird.
Der Literaturführer Politikwissenschaft gehört zum Grundbestand
wissenschaftlicher und öffentlicher Bibliotheken.
Jürgen Plieninger
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