Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
International encyclopedia of propaganda
- 99-1/4-364
-
International encyclopedia of propaganda / ed. Robert
Cole. - 1. publ. - Chicago ; London : Fitzroy Dearborn,
1998. - XXIII, 985 S. : Ill. ; 29 cm. - ISBN 1-57958-023-8
: $ 175.00, œ 95.00
- [4849]
Joseph Goebbels als ganzseitige Photographie auf dem Frontispiz ist
wohl ein angemessener Einstieg in eine International encyclopedia of
propaganda. Dabei beschränkt sich das knapp tausendseitige Werk
keineswegs auf den wohl bekanntesten Vertreter der Zunft, sondern
umfaßt eine Vielzahl von verschiedensten Beiträgen zum Thema
Propaganda. Es ist bekanntlich nicht ganz leicht abzugrenzen, wo die
Grenzen der Propaganda verlaufen. Der Medien- und
Sozialwissenschaftler Philip M. Taylor diskutiert diese Frage kurz und
prägnant in seinem Vorwort: Wieviel Wahrheit kann oder muß Propaganda
enthalten; wo ist die Grenze zu politischer Information oder
kommerzieller Werbung? Die über 200 Autoren haben sich schließlich an
der weit gefaßten und neutralen Definition orientiert, Propaganda "as
the intent and means used to persuade a target audience" (XVII) zu
verstehen. Zeitlich werden dabei vor allem das 19. und 20. Jahrhundert
abgedeckt. Dem internationalen Anspruch des Bandes wird weitgehend
entsprochen, auch wenn die Auswahl der Themen im einen oder anderen
Fall den anglo-amerikanischen Kulturraum vielleicht etwas zu
ausführlich berücksichtigt. Als Beispiel sei der US-amerikanische
Rechtsanwalt Ralph Nader genannt, dem erstaunliche drei Seiten
gewidmet sind - soviel wie auch dem Thema Islamic Fundamentalism.
In 510 Beiträgen - von denen über 80 vom Herausgeber, Robert Cole von
der Utah State University, stammen - werden nahezu alle Aspekte des
Felds Propaganda dargestellt. Die Beiträge lassen sich grob in die
Kategorien Staaten und Internationale Beziehungen, Personen,
Organisationen und Unternehmen, Inhalte, Medien sowie Theorien und
Konzepte der Propaganda gliedern. Sie vermitteln - und das ist
naturgemäß ihre Aufgabe - fundierte Information über die behandelten
Themen. Darüber hinaus aber sind sie auch gut lesbar geschrieben und
vermitteln einen lebendigen Eindruck von den vielfältigen Nuancen der
Propaganda in Politik, Kultur und Gesellschaft - man kann leicht ins
Schmökern geraten. Natürlich sind Germany mehrere, zeitlich
gegliederte Artikel gewidmet, und auch die Central Intelligence Agency
und der Gulf War werden besprochen. Advertising wird auf fünf Seiten
behandelt, das Communist Manifesto auf eineinhalb. Man erfährt Neues
über die Rolle von Walt Disney im amerikanischen Propaganda-Apparat
des zweiten Weltkriegs oder auch über die Mothers Against Drunk
Driving.
Zahlreiche Photos illustrieren den Band. Eine Filmo- und eine
Bibliographie geben weiterführende Hinweise. Ein Verzeichnis der
Einträge nach Sachgruppen und ein ausführliches Register beschließen
das Werk. Die International encyclopedia of propaganda bietet zu einem
stolzen, aber nicht überzogenen Preis fundierte, gut aufbereitete
Information zum Thema.
Oliver Kohl
Zurück an den Bildanfang