Die beiden Herausgeber sind ausgewiesene EU-Experten, Werner Weidenfeld leitet das Centrum für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, Wolfgang Wessels das Institut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen der Universität zu Köln und aus diesen beiden Instituten kommen denn auch die meisten Beiträger.
Das Inhaltsverzeichnis bietet zunächst u.a. einen Überblick über die Artikel. Dann folgt, quasi als systematische Einleitung zum Thema, auf fünfzig Seiten eine Geschichte der Europäischen Integration. Der Hauptteil Europa zum Nachschlagen umfaßt 63 Artikel auf 306 S. (durchschnittlich fünf Seiten pro Artikel). Darauf folgt ein dreißigseitiges Glossar Europa-ABC in Stichworten mit zweihundert Worterklärungen. Im Anhang befinden sich eine zehnseitige Zeittafel der europäischen Integration, Autorenverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis, eine Entsprechungstabelle der Numerierungen der Gemeinschaftsverträge und ein achtseitiges Sach- und Personenregister.
Bei den Artikeln des Hauptteils liegt der Schwerpunkt auf den Politikfeldern und Institutionen der EU. Die Verträge von Maastricht und Amsterdam werden besprochen, daneben finden sich auch einige weniger gebräuchliche Artikel wie z.B. Leitbilder der europäischen Integration oder Europol. Die Artikel sind sehr gut strukturiert. Im Vorwort wird behauptet, daß sie nach einem einheitlichen Raster erstellt wurden, was aber nur z.T. zu erkennen ist. Vielfach haben sie eine eigene Struktur, was nicht von Nachteil ist. Jeweils zu Anfang eines Artikels findet sich ein Kasten mit Angaben zu den Rechtsgrundlagen, chronologischen Daten, beteiligten Ländern, Umfang der Haushaltsmittel, Literatur und anderen Angaben. Der Text wird oft durch tabellarische Aufstellungen und graphische Darstellungen ergänzt. Da sich der Inhalt mancher Artikel von Auflage zu Auflage sehr unterscheidet, sollten ältere Auflagen nicht ausgeschieden werden.
Der Teil Europa-ABC soll lt. Vorwort Kurzinformationen über wichtige Begriffe, Institutionen, Programme etc. bieten und eine große Zahl von Internetadressen enthalten, doch sind letztere eher spärlich vertreten. Organisationen und Programme werden nur unter ihrem Akronym aufgeführt. Die Artikel umfassen fünf bis zehn Zeilen.
Die Erschließung ist nicht schlecht, könnte aber an manchen Stellen noch verbessert werden. Im Text der Artikel finden sich Verweisungen, allerdings sowohl auf andere Artikel im Hauptteil als auch auf das Europa-ABC. Das Sach- und Personenregister ist vom Umfang her ausreichend. Die Organisationen sind bedauerlicherweise auch hier nur unter ihrem Akronym aufgeführt, eine Recherche unter der Vollform des Namens ist leider nicht möglich, was besonders in den Fällen nachteilig ist, in denen das Akronym allenfalls Spezialisten bekannt ist z.B. BEUC für das Europäische Büro der Verbraucherverbände.
Alles in allem bietet Europa von A-Z die beste Einführung ins Thema
sowohl für Laien als auch für Fachleute. Der fünfzigseitige
Einleitungstext zur Geschichte der europäischen Integration
beispielsweise ist hervorragend geschrieben: Neben der geschichtlichen
Information werden gleichzeitig die Problemstellungen und -bereiche
angegeben, die jeweils bestanden. So etwas wird sonst meist
knochentrocken geschrieben - wie z.B. die Lektüre vergleichbarer
Übersichten oder Artikel in Bd. 5 des Lexikons der Politik
(s.o. IFB99-1/4-370) oder des Handlexikons der EU (s.u. IFB 99-1/4-374) zeigt
-, ist hier aber locker und dennoch klar formuliert. Auch die
kommenden Auflagen[1] sind ein "Muß" für wissenschaftliche und
öffentliche Bibliotheken.
Jürgen Plieninger
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