Der Herausgeber, Wolfgang W. Mickel, ist emeritierter Politologe aus Karlsruhe der seinerzeit das Handlexikon der Politikwissenschaft[1] herausgab. Das Buch war lange Zeit ein Standardwerk und wurde in der Lehre breit eingesetzt. Deshalb steht zu vermuten, daß auch dieses Nachschlagewerk in seiner Ausrichtung für die politische Bildung von Bedeutung ist. Die Beiträger kommen zum Teil aus der Wissenschaft, es sind in größerem Umfang auch Mitarbeiter der EU und der Lobbyisten vertreten, jedoch fast ausschließlich Deutsche.
Zum Einsatz in der politischen Bildung ist ein Lexikon meist zu fragmentiert. Dem wird - ebenso wie in Europa von A - Z - dadurch zu begegnen versucht, daß dem lexikalischen Teil ein umfangreicher Vorspann vorausgeschickt wird, um dem Thema eine Struktur zu geben. Hier findet man ein Mitarbeiter- und Abkürzungsverzeichnis, eine 29-seitige Geschichte der europäischen Integration und eine 22-seitige Zeittafel sowie einen 32-seitigen Teil mit Länderinformationen. Die Geschichte ... und der Länderteil sind mit Literaturhinweisen versehen.
Der Hauptteil von 543 S. enthält lt. Verlagsangabe ca. 1000 Artikel, deren Umfang je nach der Wichtigkeit des Inhalts zwischen zehn Zeilen und drei Seiten beträgt. Wichtigere Artikel sind mit Literaturangaben versehen. Vereinzelt findet man graphische Darstellungen und tabellarische Übersichten. Den Schluß bildet ein 36-seitiges Sach- und Personenregister.
Die Artikel behandeln die Bereiche Institutionen der EU, einzelne
Politikfelder, Unterorganisationen, Programme, Gesetze, Verträge,
Berichte und Memoranden, Grünbücher, Personen und
Integrationstheorien. Selbst ein Artikel zu Internet-Adressen der EU
ist zu finden.[2] Die einzige Lücke, die im Inhalt auffiel, war die
EU-Politik der Mitgliedstaaten. Diese wäre als Punkt bei den
Länderportraits sinnvoll gewesen, die sich jedoch in allgemeinen
statistischen Angaben und Daten zur Geschichte und zum politischen
System erschöpfen.
Die Erschließung des Werkes ist ausreichend. Es gibt einerseits
Verweisungen im Text auf andere Artikel und andererseits Verweisungen
auf der Ebene der Stichwörter, vor allem von Akronymen auf die
ausgeschriebene Bezeichnung von Institutionen und Programmen. Weitere
Erschließung gewährt das umfangreiche Register. Vermißt wurden
- sowohl im lexikalischen Teil als auch im Register - nur die
Abkürzungen der Verträge (EG-V, EWG-V und EU-V). Als Besonderheit ist
bei der Benutzung des Handlexikons zu beachten, daß die Artikel ebenso
wie das Register so geordnet sind, daß Komposita einen Ordnungsblock
bilden, also bei der Ordnung so behandelt werden, als ob die zwei
Worte ein Wort wären.[3] Dies stellt in bibliothekarischen Augen, die
bei Komposita einen Ordnungsblock je Wort gewohnt sind, ein ziemliches
Durcheinander dar.[4] Gleichwohl: Dies ist eine gängige lexikalische
Ordnung, der z.B. auch Meyers enzyklopädisches Lexikon folgt.
Der Verlag verspricht ab 1999 Aktualisierungen auf seiner Homepage im
World Wide Web. Das wäre ein guter Service und auch eine gute Idee, um
den Inhalt eines Nachschlagewerkes aktuell zu halten. Bis September
1999 hat sich hier jedoch nichts getan.
Fazit: Das Handlexikon ist gleichermaßen für die Wissenschaft wie für
die politische Bildung geeignet. Es hat weniger Einführungscharakter
als z.B. Europa von A - Z, hat aber wegen der Artikelzahl weitaus mehr
den Charakter eines Nachschlagewerkes, das neben der Lektüre von
Primär- und Sekundärliteratur mit Gewinn genutzt werden kann. Es
sollte daher weder im Informationsbestand von öffentlichen noch von
wissenschaftlichen Bibliotheken fehlen.
Jürgen Plieninger
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