Unter Rekurs auf die Imagologie (in Abgrenzung zur kunstgeschichtlichen Ikonologie) als einem jüngeren Zweig der Komparatistik, die die "mentalen Beeinflussungen unserer Wirklichkeitswahrnehmung" zum Gegenstand hat (S. 6), wie sie bei Völkerklischees verbreitet sind, geben die Herausgeber einen Überblick über die Textsorten, die als Träger von Bildern in Frage kommen und offensichtlich Gliederungsgrundlage der Primärliteratur (Teil B, S. 141 - 356) waren. Als wichtige Textsorten werden unter anderem auch Druckschriften von politischen Parteien und kulturellen Vereinigungen, sogenannte "graue Literatur", Presseerzeugnisse, Werbetexte für Bücher, Reisen, Importprodukte genannt, dann aber im bibliographischen Korpus keine entsprechenden Primärquellen ausgewertet.
Eine Abgrenzung der Forschungsliteratur (Teil A) von den Primärquellen
der Imagologie (Teil B) ist schwer zu ziehen, wie in der Einleitung zu
Recht hervorgehoben wird (S. 17). Die zeitliche Zäsur zwischen
Primär- und Sekundärliteratur auf das Jahr 1970 festzulegen, erscheint
jedoch für die Einordnung der Quellen problematisch, da die Zuordnung
einzelner Werke zur Forschungsliteratur oder zur Primärliteratur rein
formal entschieden wurde. So findet man in Kapitel A.7.WP neuere
Literatur ab 1970 Zu Wirtschaft und Politik (S. 131), in Kapitel
B.S.WP Sachbücher: Wirtschaft und Politik ältere Forschungsliteratur,
hingegen wurden in Kapitel B.S.Sp Sachbücher: Sprachen, Wörterbücher
auch neuere Quellen zitiert, die eigentlich im Abschnitt
Forschungsliteratur zu speziellen Themen hätten aufgeführt werden
müssen.[3] Dort, wo die Entscheidung, ob Primär- oder Sekundärquelle,
nicht eindeutig getroffen werden konnte, haben sich die Kompilatoren
für Mehrfachnennungen in beiden Teilen entschieden.
Auch die weitere Gliederung der Forschungsliteratur nach Sachgruppen
ist nicht immer nachvollziehbar. Auf die Ikonographie des Wilden von
M. Wiener im Kapitel Über Visuelles, Piktorisches, Comics, Film
(A.7.Vi) hätte man zumindest im Kapitel Über den "edlen/guten Wilden"
(A.7.W) verweisen können.
Die fiktionale Literatur (aufgeführt wird an dieser Stelle die
deutschsprachige Belletristik) als bildstiftende Textform, die
Lateinamerika als literarischen Stoff verarbeitet hat, erfährt eine
besondere Gewichtung (B.F, S. 173 - 219); hier konnten offensichtlich
Stoffkreiskataloge öffentlicher Bibliotheken Interessantes zutage
fördern. Besonders gut dokumentiert sind Funde der Trivialliteratur
(B.F.T) und der Kinder- und Jugendliteratur (B.F.KJ). Wie schon bei
der Primärliteratur wurden bei übergreifender Thematik die Titel in
zwei oder mehr Sachgruppen aufgeführt, ohne jedoch als Mehrfachnennung
gekennzeichnet zu sein, was nicht gerade der Transparenz und
Übersichtlichkeit dient. Schon um eine unnötige Aufblähung der
Titelmenge zu vermeiden, hätte man hier unbedingt von
Nebeneintragungen unter Kurztiteln auf die jeweilige Hauptaufnahme
verweisen sollen.
Regine Schmolling
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