Der Text der einzelnen Jahre ist gut strukturiert, meist in gleichbleibende Rubriken gegliedert, so daß es leicht fällt, einen bestimmten Aspekt chronologisch durch die Jahre hinweg zu verfolgen. Leider ist dies jedoch nicht immer durchgehalten; so sucht man die Rubrik Soziale Daten bei der DDR, welche in den fünfziger Jahren immer aufgeführt wird, in den späteren Jahren vergebens, obwohl die Bevölkerungsentwicklung und die Fluchtbewegung weiterhin interessant wäre (und die Daten sicherlich aus statistischen Jahrbüchern leicht zu recherchieren gewesen wären).
Insgesamt ein brauchbares chronologisch aufgebautes Werk zur deutschen Geschichte, das nicht nur Schwerpunkte bei der politischen, sondern auch bei der Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte setzt. Allerdings hat es eher den Charakter eines geschichtlich orientierten sozialwissenschaftlichen Nachschlagewerks als den einer Chronik im eigentlichen Sinne. Die Kulturgeschichte wird kaum behandelt, was aber verständlich ist. Dennoch ist die Fischer-Chronik Deutschland eine brauchbare Synopse der jüngeren deutschen Geschichte, die man gern zur Hand nimmt. Sie gehört daher in jeden Informationsbestand.
Wendepunkte - die Chronik der Republik behandelt die Jahre 1945 bis
1998 und ist zwischen 1950 und 1990 in DDR und BRD aufgeteilt, wobei
die beiden Staaten jeweils links und rechts stehen, ihre Geschichte
also synoptisch gelesen werden kann.[1] Im Unterschied zur
Fischer-Chronik Deutschland ist dieses Werk wirklich chronologisch
aufgebaut, d.h. unter den einzelnen Jahren findet man Datumsangaben,
unter denen die Ereignisse stehen, wobei Ereignisse, die in direktem
Zusammenhang stehen, unter dem Erstdatum zusammengefaßt werden. Jedes
Jahr ist durch ein Motto charakterisiert (z.B. 1957 BRD:
"Wiederbewaffnung", DDR: "Keine Opposition"; 1961 BRD: "Die Mauer",
DDR: "Der Schutzwall"), danach folgt in einem kurzen Text eine
Charakterisierung des Jahres und sodann die eigentliche Chronik.
Wichtige Texte und Dokumente sind jeweils in Blöcken beigefügt, ebenso
bieten Photos die Möglichkeit, sich auch visuell an die damalige Zeit
zu erinnern. Ein Personenregister (12 S.) und ein Sachregister (5 S.)
ergänzen den Text.
Der Schwerpunkt des Inhalts liegt auf der politischen Geschichte.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen wurden nur dann
aufgenommen, wenn sie Gegenstand politischer Auseinandersetzungen
waren. Trotz seines großen Umfangs ist das Werk also inhaltlich nur
auf ein enges Themengebiet begrenzt.[2] Das interessante Buch wird vom
Autor auf seiner Homepage laufend aktualisiert und fortgeschrieben;[3]
es ist besonders für öffentliche Bibliotheken zu empfehlen.
Jürgen Plieninger
Zurück an den Bildanfang